Im Mai jenes Jahres sortierte der „Studentenbund“ Bücher aus Universitätsbibliotheken aus, die nicht der offiziellen politischen Linie entsprachen – und veranstaltete anschließend eine öffentliche Bücherverbrennung. Renommierte Professoren wurden ihrer Posten enthoben, darunter Albert Einstein, Max Born, Theodor Adorno und Herbert Marcuse. Das war 1933 – in Nazi-Deutschland.
Am 14. April 2025 verkündete die Trump-Regierung, dass sie die staatlichen Fördermittel für die Harvard University einfrieren werde – es sei denn, die Hochschule erfülle die Forderungen der Regierung nach einer Neustrukturierung ihrer Führung und ihrer Zulassungspolitik. Auch die Columbia University wurde zur Zielscheibe: Man verlangte den Ausschluss bestimmter Studierender, eine Überarbeitung der Zulassungsrichtlinien und die ideologische Überprüfung einzelner Fachbereiche. Die Parallele ist frappierend: Bereits 1953 hatte Senator Joseph McCarthy eine Hexenjagd gegen die Harvard University entfesselt – damals im Zeichen des Antikommunismus. Harvard widerstand – ebenso wie heute.
Die Summen, um die es dabei geht, sind beträchtlich. Zwar verfügen private Spitzenuniversitäten wie Harvard über enorme Stiftungsvermögen – im Fall Harvards rund 52 Milliarden Dollar – doch auch sie sind auf staatliche Gelder angewiesen. Die University of California in Los Angeles (UCLA), an der ich lehrte, hat ein jährliches Budget von 11 Milliarden Dollar, fast die Hälfte davon stellt der Bundesstaat Kalifornien bereit, der Rest kommt aus Studiengebühren und anderen Einnahmequellen.
Harvard, 1636 gegründet und als Inbegriff akademischer Exzellenz weltweit geachtet, wies das Ansinnen der Trump-Regierung entschieden zurück. Der kommissarische Präsident der Universität, Alan Garber, erklärte: „Wir werden nicht über unsere Unabhängigkeit und unsere verfassungsmäßigen Rechte verhandeln. Keine Regierung hat das Recht, einer privaten Universität vorzuschreiben, was sie zu lehren oder wen sie aufzunehmen hat.“ Auch Christopher Eisgruber, Präsident der Princeton University, formulierte in einem Beitrag für The Atlantic deutliche Kritik: Die Politik der Trump-Regierung sei „die größte Bedrohung für die amerikanische Hochschullandschaft seit der brutalen Intervention der 1950er Jahre im Namen der ‚roten Gefahr‘“.
Die Reaktion auf Harvards entschlossene Haltung ließ nicht lange auf sich warten. Zwischen 20 Uhr und Mitternacht am Tag der Ankündigung gingen fast tausend Spenden bei der Universität ein – etwa 200 pro Stunde. Innerhalb von zwei Tagen kamen so 1,14 Millionen Dollar zusammen. 190 Hochschulen, darunter nahezu alle Eliteuniversitäten des Landes, erklärten sich solidarisch mit Harvard.
Doch der Konflikt bleibt nicht auf Harvard beschränkt: Betroffen sind auch Brown, Columbia, Cornell, Northwestern, die University of Pennsylvania, Princeton sowie die University of California mit ihren Standorten in Berkeley und Los Angeles. Insgesamt geht es um die Zurückhaltung oder Streichung von fast zehn Milliarden Dollar an Fördermitteln. Der Sprecher des Weißen Hauses begründete die Maßnahmen damit, dass Präsident Trump „die Hochschulbildung wieder groß machen und rassistische Diskriminierung ausmerzen“ wolle.
Diskriminierung ausmerzen? Das galt bislang als demokratisches Ziel. Was also steckt dahinter? Die Demokraten der USA hatten – parallel zur „Black Lives Matter“-Bewegung – eine breit angelegte Kampagne zur Förderung afroamerikanischer Bewerber initiiert, unterstützt durch staatliche Mittel und institutionelle Programme. Doch wie so vieles in den USA geriet auch diese Initiative zur Übertreibung. Die Folge: Kritik nicht nur von den Republikanern, sondern auch innerhalb des demokratischen Lagers. Einige Maßnahmen führten zu nachweisbaren Ungerechtigkeiten und Qualitätseinbußen – auch an Universitäten. Gegen diese Form der „positiven Diskriminierung“ richtet sich Trumps Kreuzzug.
Doch nicht nur das: Proteste gegen die Militäraktionen der Netanjahu-Regierung im Gazastreifen, die weite Teile der Universitäten erfasst haben, werden von der Trump-Administration pauschal als Antisemitismus gebrandmarkt. Zwar gibt es antisemitische Tendenzen in Teilen der Bewegung, aber die Kritik an Israels Regierungspolitik mit Judenfeindlichkeit gleichzusetzen, ist ein gefährlicher Trugschluss.
Der eigentliche Kern von Trumps Feldzug liegt tiefer: Es ist der offene Hass auf die liberalen Traditionen und die intellektuelle Unabhängigkeit der Hochschulen in den USA. Durch die Androhung des Entzugs von Fördergeldern will die Regierung die Universitäten erpressen – ganz im Geiste eines Mannes, der ausschließlich in finanziellen Kategorien denkt und glaubt, damit sei alles erreichbar. Doch in diesem Fall irrt sich Donald Trump.
Die Hochschulen haben sich unmissverständlich positioniert. Der Präsident der Harvard University sprach von einem „beispiellosen politischen Eingriff“ in die Autonomie der Wissenschaft. Die Präsidenten großer Hochschulen und wissenschaftlicher Vereinigungen verurteilten die Attacken der Regierung einhellig als Gefahr für das gesamte Bildungssystem.
Ich kenne diesen Teil der USA gut. Was an einer Universität gelehrt wird – und von wem –, ist heilig. Jeder politische Eingriff ist tabu. Es ist nicht nur eine akademische, sondern eine zutiefst demokratische Grundregel.
Diesen Krieg gegen die Universitäten kann Trump nur verlieren.
Aus dem Ungarischen übersetzt von Gábor Szasz.
Schlagwörter: Donald Trump, Gabor Szasz, Harvard, Iván T. Berend, Universitäten, USA