28. Jahrgang | Nummer 9 | 5. Mai 2025

Eine Festschrift, auf die wir uns freuen

von Rainer Rönsch

In elf Jahren, also 2036, wird im Bürger-Verlag Schradenland die Festschrift „Das Wunder von Merzdorf – zum 10. Jahrestag“ erscheinen. Uns liegt der Text der vom Bürgerrat des Amtes Schradenland herausgegebenen und reich bebilderten Festschrift vor.

 

Kein Ereignis der jüngsten deutschen Geschichte hat unser Land so verändert wie das „Wunder von Merzdorf“. Wie sah es in Deutschland bis zum Februar 2026 aus? Formierte gesellschaftliche Kräfte, die politischen Parteien, hatten sich den „Parteienstaat“ unterworfen. Sie regierten mit Hilfe von „Beamten“, die für ihren Gehorsam hohe „Pensionen“ (Altersbezüge ohne Einzahlung in die Rentenkasse) erhielten.

Mit den beiden größten Parteien, den sogenannten „Volksparteien“ CDU/CSU und SPD, ging es zur Bundestagswahl 2025 und in deren Gefolge steil bergab. Die konservative CDU/CSU büßte massiv Stimmen ein und verlor wegen eines Wortbruchs den inneren Zusammenhalt. Die Sozialdemokraten vernachlässigten ihre Stammwähler und schnitten schlechter ab als je zuvor. Doch die Versager in der SPD-Führung traten nicht zurück, sondern bildeten mit der CDU/CSU eine kleine „Große Koalition“ und stellten dort dreiste Forderungen. Deutschland wurde quasi unregierbar. Die Schwäche der etablierten Parteien, eine fehlerhafte Migrationspolitik und die  Geringschätzung der Lebensleistung der Ostdeutschen machten eine populistische Partei immer stärker.

Im Februar 2026 aber geschah das „Wunder von Merzdorf“. Aus lokalem Protest erwuchs eine landesweite Volksbewegung. Es fing scheinbar harmlos an in Merzdorf, einer kleinen Gemeinde im südbrandenburgischen Landkreis Elbe-Elster. Dieses Merzdorf mit dem schönen „Grünen See“ gehört zum Amt Schradenland, das in der Gemeinde Gröden seinen Sitz hat. Die Merzdorfer sagten sich Anfang 2026, wer Merz im Namen trage, der dürfe nach Belieben nichtexistentes Geld verprassen, und bewilligten sich einen Millionenhaushalt. Die Obrigkeit aber verkündete: „Was dem Merz erlaubt ist, ist dem Merzdorf nicht erlaubt“. Auch bekannt als latinisierte Sentenz: Quod licet Jovi, non licet bovi.

Protest regte sich in Merzdorf. Er griff aufs Amt Schradenland und schließlich auf ganz Deutschland über. Zwar wurde der Merzdorfer Haushalt gestutzt, doch Millionen Deutsche machten Schluss mit dem Parteienstaat und dem Beamtentum. Die Parteien lösten sich auf, am raschesten die Populisten. Seither wird die Politik in Deutschland auf Bundesebene, in den nur noch zehn Bundesstaaten und in den Kommunen von gewählten Bürgerräten bestimmt. Sie beraten und entscheiden ideologiefern zugunsten des Gemeinwohls und der Friedenstüchtigkeit und bestellen und kontrollieren die Minister und Dezernenten. Alle ehemaligen Beamten wurden zu Angestellten und zahlen in den nunmehr ausreichenden Rentenfonds ein. Die gewaltigen Pensionsrücklagen wurden aufgelöst und sozialen Zwecken zugeführt.

Von ein paar Ewiggestrigen als „Sowjets“ diffamiert, garantieren die Bürgerräte zusammen mit häufigen Volksabstimmungen die direkte Demokratie. Lobbys gibt es zwar weiterhin, jedoch nur als Vorräume der Ratsstuben und nicht als politische Interessenvertretungen von Gruppen oder Unternehmen.

Die Volksbewegung beseitigte das Privateigentum an Wohngebäuden (außer zur Eigennutzung) und an gesundheitlichen und sozialen Einrichtungen. Mietwohnungen werden von Genossenschaften verwaltet und unterhalten. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind nicht mehr gewinnorientiert. Die maßlosen Profite der Pharmakonzerne wurden gestutzt, indem man von der Symptombehandlung zur Ursachentherapie überging und mit Vorbeugung und traditionellen Heilmitteln den Krankenstand erheblich senkte.

Anders als die Bildungsminister der Bundesländer sind die Bürgerräte imstande, anhand der Geburtenziffern den Lehrerbedarf zu errechnen. Stundenausfälle gibt es daher kaum noch. In den nicht länger verrotteten Schulen bereitet der modernisierte Lehrplan die junge Generation auf das Leben vor (Liebe und Sexualität, digitalisierter Umgang mit Informationen und Finanzen, Fahrschule in Theorie und Praxis); auch gibt es täglichen Sportunterricht.

Der Allgemeinheit gehörende Gelder werden nicht länger sinnlos ausgegeben für:

– Vertretungen der Bundesländer in der Bundeshauptstadt Berlin

– die Produktion zahlloser Krimis zur Verrohung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens

– die Sperrung von Straßen und Brücken zum Schutz der Kleinkarierten Grünspinne

– Rechtsgutachten zu Problemen, für deren Klärung die Minister bezahlt werden

– Wege und Hinweisschilder für betreute Krötenwanderungen

– staatliche Zuschüsse an Parteien, u. a. für inhaltsleere kurzlebige Wahlplakate.

Nicht alle Probleme in Deutschland sind gelöst. Bestverdiener erhalten noch immer mehr als das Zehnfache des Durchschnittsverdienstes, und es gibt manch ein verregnetes Wochenende. Doch die Verdienstschere ist ein Naturgesetz, und an mehr Sonnenschein für Wochenenden wird gearbeitet.