von Renate Hoffmann
Frühling, Sommer, Herbst und Winter
sind des Jahres bunte Kinder.
Ach der Frühling, ach der Schöne,
dass man sich an ihn gewöhne
und nicht von ihm lassen kann.
Seht euch nur das Wunder an.
In den Gärten, auf den Wiesen
überall beginnts zu sprießsen.
Die Natur ist über Nacht
aufgeblüht in voller Pracht.
Alle Trübsal muss nun weichen,
Freude ist das Markenzeichen.
Sommer, lustiger Geselle,
ungerufen rasch zur Stelle,
um mit beiden vollen Händen
seine Gaben zu verschwenden:
Wanderlust in der Wachau
(oder auch nur bis Bernau).
Auf der Parkbank Rilke lesen,
eine Radtour nach Bad Kösen.
Ein Ticket nach Nordirland kriegen.
Faul an fernen Stränden liegen.
Geblieben ist ein Sonnenbrand,
wie man ihn noch nie gekannt.
Wie ist der Sommer doch so schön,
er sollte möglichst nicht vergehn.
Und der Herbst, der eitle Kecke
lugt beizeiten um die Ecke.
Er vertreibt mit Schabernack
sich den lieben langen Tag.
Bemalt die Blätter ungeniert
gestreift, gepunktet und kariert.
Schiebt den dicken Kürbis munter
einen steilen Hang hinunter,
trifft damit ziemlich gemein
Bauer Friedrichs linkes Bein.
Im Weinberg hat der süße Saft
ihn endlich sanft dahingerafft.
Nun wird er mit dem Lied der Lerchen
lauthals um die Wette schnerchen.
Kaum aufgewacht, so sinnt er gleich
auf den nächsten Schelmenstreich.
Da drohen ihm die ersten Fröste:
Men lieber Freund; das aber lässte,
der Winter hat dich eingeholt!
Nun trollt er sich davon und schmollt.
Weiße Flocken fallen leise,
diesmal auf besondre Weise
nach Vivaldis „Winterzeit“,
auch ist die Weihnacht nicht mehr weit.
Darauf freuen sich die Kinder
und die Erwachsenen nicht minder.
Endlich ist es zeitig dunkel
für das bunte Lichtgefunkel
an den Fenstern, auf den Straßen.
Vom Kirchturm hört man Lieder blasen,
die von bessren Zeiten singen
und uns endlich Frieden bringen.
In der klaren Winterluft
schwebt ein feiner Tannenduft.
Und in der Küche duftets stille
nach Zimt und Honig und Vanille.
Schon deshalb sei es jedem klar:
Es wird ein gutes neues Jahr!
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