28. Jahrgang | Nummer 1 | 13. Januar 2025

Vorausschau

von Renate Hoffmann

 

Frühling, Sommer, Herbst und Winter

sind des Jahres bunte Kinder.

 

Ach der Frühling, ach der Schöne,

dass man sich an ihn gewöhne

und nicht von ihm lassen kann.

Seht euch nur das Wunder an.

In den Gärten, auf den Wiesen

überall beginnts zu sprießsen.

Die Natur ist über Nacht

aufgeblüht in voller Pracht.

Alle Trübsal muss nun weichen,

Freude ist das Markenzeichen.

 

Sommer, lustiger Geselle,

ungerufen rasch zur Stelle,

um mit beiden vollen Händen

seine Gaben zu verschwenden:

Wanderlust in der Wachau

(oder auch nur bis Bernau).

Auf der Parkbank Rilke lesen,

eine Radtour nach Bad Kösen.

Ein Ticket nach Nordirland kriegen.

Faul an fernen Stränden liegen.

Geblieben ist ein Sonnenbrand,

wie man ihn noch nie gekannt.

Wie ist der Sommer doch so schön,

er sollte möglichst nicht vergehn.

 

Und der Herbst, der eitle Kecke

lugt beizeiten um die Ecke.

Er vertreibt mit Schabernack

sich den lieben langen Tag.

Bemalt die Blätter ungeniert

gestreift, gepunktet und kariert.

Schiebt den dicken Kürbis munter

einen steilen Hang hinunter,

trifft damit ziemlich gemein

Bauer Friedrichs linkes Bein.

Im Weinberg hat der süße Saft

ihn endlich sanft dahingerafft.

Nun wird er mit dem Lied der Lerchen

lauthals um die Wette schnerchen.

Kaum aufgewacht, so sinnt er gleich

auf den nächsten Schelmenstreich.

Da drohen ihm die ersten Fröste:

Men lieber Freund; das aber lässte,

der Winter hat dich eingeholt!

Nun trollt er sich davon und schmollt.

 

Weiße Flocken fallen leise,

diesmal auf besondre Weise

nach Vivaldis „Winterzeit“,

auch ist die Weihnacht nicht mehr weit.

Darauf freuen sich die Kinder

und die Erwachsenen nicht minder.

Endlich ist es zeitig dunkel

für das bunte Lichtgefunkel

an den Fenstern, auf den Straßen.

Vom Kirchturm hört man Lieder blasen,

die von bessren Zeiten singen

und uns endlich Frieden bringen.

In der klaren Winterluft

schwebt ein feiner Tannenduft.

Und in der Küche duftets stille

nach Zimt und Honig und Vanille.

Schon deshalb sei es jedem klar:

Es wird ein gutes neues Jahr!