von Jürgen Rennert
II
Das Badewasser bis zum Nabel
Der eigne Hals noch unbedroht
Kains Flöte bläst dem Bruder Abel
Die Melodie vom frühen Tod.
Im Medienkessel heizt ein Feuer
Die lauernden Konflikte an
Ertüchtigt, schafft sich ungeheuer
Der Drill zur Freiheit freie Bahn.
Hast du nicht alles selbst vollendet
Und glühtest jung und gut?
Wem außer uns sei Dank gespendet,
Dem, der in allen Himmeln ruht?
Im Leugnen des Vergangenen
Der Keim zum neu Verhangenen …
IV
Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode:
Feuer um Feuer, Tod um Tod.
Was innehält, ist aus der Mode,
Was schwarz ist, färbt der Krieg blutrot.
Ohnmacht und Kräftespiel des Feuers,
Menschlicher Hybris untertan.
In Leib und Kopf des Ungeheuers,
Das wir sind, spukt der Kampfeswahn …
Nichts Ärmeres gibt es unter der Sonne
Als die Vielfalt vernebelnder Macht.
Kolonne zieht um Kolonne
Siegesgewiss in die Schlacht.
Die Historiografen vermelden
Akribisch das Ende der Helden.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors. Erstveröffentlichung in die horen, Nr. 296, Wallstein Verlag, Göttingen 2024. Dort in Kombination mit Grafiken von Matthias Gubig gedruckt, zu denen die Sonette Rennerts entstanden sind. Ein erinnernder Blick auf Goethes „Prometheus“ sei empfohlen, zumal Rennert Goethe an mehreren Stellen aufgreift.
Schlagwörter: Jürgen Rennert, Prometheus-Adaptionrn