Regen nüchtert mich aus. Drei
Katzen streifen über den Hof, aber
die Nachtigall teilt sich noch
immer die schwarzen Stunden und
das Heimweh mit mir. Die Erde
lässt Dampf ab. Weitreichende
Raketen werden am letzten Grill
verschossen. Die Nachbarschaft,
argwöhnisch, schwimmt in die
Abwahltage. Lauernd auf ein
Signal, umschleichen feindliche
Satelliten einander. In der Stadt
meiner Kindheit war niemals
so viel Verkehr wie heute am
Black-Friday-Himmel. Ich habe
keine Lust mehr, nach oben zu
schauen. Jage Nacktschnecken,
schreibe Liebesbriefe, Honigmond,
die ich Dir von einem ins andere
Zimmer schicke oder liegen lasse
auf einer Parkbank, bevor ich
mich weiter wage, vielleicht bis
an den Fluß, der sich hinzieht
zwischen Wüstenstaub und
Nordlicht. Die Krähe fliegt mit
einem Ei im Schnabel davon.
Die Amsel folgt ihr ein Stück und
kann sich nicht wehren. Babys
zerkreischen die Nacht zwischen
Trümmern des Mitleids, das aus
der Welt gebombt wird. Zum Glück
hör ich nur Katzen beim Sex. Die
Nachtigall schweigt mir zu, eine
Verschwörerin, um zu leben.
Juni 2024
Schlagwörter: Henry-Martin Klemt