26. Jahrgang | Nummer 25 | 4. Dezember 2023

Louis Lewandowski Festival 2023

von Clemens Fischer

Die Vorweihnachtszeit hat begonnen, und damit rückt das Louis Lewandowski Festival synagogaler Musik näher, das traditionsgemäß in der Woche vor dem sowie – mit seinem jeweiligen Abschlusskonzert – am dritten Advent stattfindet. Bereits zwölfmal in Berlin und seit einigen Jahren auch in Potsdam war dies der Fall, und vornehmlich gemischte Chöre aus mancher Herren Länder – von Israel über Russland und Italien bis zu den Vereinigten Staaten – ließen das Publikum in die Klangwelten religiös geprägter alter und neuer jüdischer Musik eintauchen.

Aus Anlass des 75. Jahrestages der Gründung des Staates Israel haben die Veranstalter um Festivaldirektor Nils Busch-Petersen und die Künstlerische Leiterin Regina Yantian für dieses Jahr allerdings einen anderen Fokus gewählt. Seit dem späten 19. Jahrhundert waren Juden aus aller Welt – häufig veranlasst durch Einschränkungen ihrer Rechte und Verfolgungen bis hin zu blutigen Pogromen an ihren vorherigen Wohnorten – in jene Gegend eingewandert, in der 1949 auf Beschluss der UNO die israelische Staatsbildung erfolgte. In den Jahrzehnten vor diesem Akt und noch bis gegen Ende der 1960er Jahre war die dortige jüdische Gemeinschaft kulturell überwiegend von ost- und westeuropäischen Juden geprägt. Durch weitere Einwanderungsgruppen aus Nordafrika, Zentralasien und dem Nahen Osten gewann das Land jedoch spätestens in den 1970-er Jahren immer mehr an Vielfalt, auch durch Musikkulturen aus aller Welt. Daraus wiederum sind neue israelische Musikkulturen erwachsen, die das 13. Louis Lewandowski Festival dem Publikum näherbringen möchte.

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Auch die diesjährigen Festival-Konzerte werden wieder von internationalen Gästen sowie dem Synagogal Ensemble Berlin bestritten.

Der Nashirah Chorale wurde 2002 in Philadelphia gegründet und fasst jüdische Musik sehr viel weiter als die der meisten anderen jüdischen Chöre in den USA. Dem Verständnis des Ensembles zufolge ist Musik dann jüdisch, wenn sie in einer Sprache des jüdischen Volkes (Hebräisch, Jiddisch, Ladino) geschrieben ist, wenn sie ein jüdisches Thema behandelt, wenn sie auf einem Text aus dem Tanach basiert (was erlaubt, auch Psalmvertonungen von Bach und Brahms zu singen) oder wenn sie von einem jüdischen Komponisten geschrieben wurde, unabhängig von Text oder Vertonung. So singt der Chor neben liturgischer Musik zum Beispiel auch Broadway-Melodien von Irving Berlin und Leonard Bernstein.

Das Yamma Ensemble ist eines der Projekte der israelischen Sängerin Talya G. A Solan, die damit auf der Suche nach den Wurzeln der traditionellen israelischen Musik ist. Elemente ihrer eigenen Herkunft fließen dabei ein, vor allem das Erbe ihrer jemenitischen und bulgarisch-sephardischen Großeltern. Oft entsteht so ein Gefühl von uralten Zeiten, voll von Tradition und Spiritualität, auch wenn das Material genauso oft aus eigener Feder stammt und die Herkunft der Musiker aus dem Orient und Südosteuropa widerspiegelt.

Tehila Nini Goldstein, in New York City geboren und in den Judäischen Bergen in der Nähe von Jerusalem aufgewachsen, begann sie im Alter von zwölf Jahren im Ankor-Mädchenchor in Jerusalem zu singen, mit dem sie unter der Leitung von Claudio Abbado, Kurt Masur, Antonio Pappano, Zubin Mehta, Luciano Berio und vielen anderen der weltweit bemerkenswertesten Musiker unserer Zeit auftrat. Heute erstrecken sich ihre musikalischen Interessen und ihre Leidenschaft von der frühen Barock- über die Volksmusik und bis Stücken, die speziell für ihre einzigartigen Fähigkeiten geschrieben wurden. Sie genießt es, zwischen Oper, Kammermusik und verschiedenen Liedrepertoires hin und her zu wechseln.

Das Synagogal Ensemble Berlin wurde 2002 von Regina Yantian als Konzertensemble gegründet. Es besteht aus bis zu 16 professionellen Sängern, die an internationalen Opernhäusern arbeiten und als freischaffende Konzertsänger unter anderem auch im Chor der Berliner Synagoge Pestalozzistraße tätig sind.

Das Eröffnungskonzert des diesjährigen Festivals wird mit allen Künstlern in Cottbus stattfinden. Dann geht es in Berlin weiter mit Auftritten in der Synagoge am Fraenkelufer, in der Krankenhauskirche im Wuhlegarten sowie den Reindorfhallen in Oberschönweide. Den traditionellen Abschluss wird das große Finale, wieder mit allen Künstlern, in der Synagoge Rykestraße, bilden.

 

Louis Lewandwoski Festival 2023, 14. – 17. Dezember in Berlin und Cottbus; alle Informationen zu den Konzerten und Veranstaltungsorten im Internet; Kartenbestellungen unter reservierung@louis-lewandowski-festival.de.