26. Jahrgang | Nummer 25 | 4. Dezember 2023

Humor – nicht nur für lange Winterabende

von Thomas Behlert

In diesem nun bald vergänglichen Jahr hatte ich keine tollen Kalender an der Wand hängen. Aus Frust und Ideenlosigkeit besorgte ich mir schnell vom Fleischer ein Monatskalender und ließ mir von der Apothekerin einen Kalender voller Heilkräuter überreichen. Warum dieser Kalenderfrust? Weil mein, schon zu DDR-Zeiten, Lieblingsverlag eine Pause in Sachen Kalender einlegte. Noch heute verschicke ich lustige Postkarten, die ich in den 1970er und 1980er Jahren vom Eulenspiegel Kalender abgerissen hatte und in einer großen Kiste aufbewahrte. Mal sind Witzbilder drauf, die kein Wessi versteht, oder es sind Späße, die bis heute Gültigkeit haben.

Nun aber ist alles wieder gut, denn es gibt sie wieder: Den Postkartenkalender und den Bösen Kalender für das Jahr 2024. Beide mit zweiwöchentlichen Postkarten, die herrlichen Spaß verbreiten, für kleine Lachanfälle sorgen und auch später noch Bekannte und Verwandte erfreuen können.

Der Postkartenkalender strotzt nur so vor ironischen Momenten, lustigen Bildwitzen und auch mal unheimlichen Späßen. Wer allerdings lieber böse Kalenderblätter abreißen möchte, der sollte besser zum gleichnamigen Kalender greifen. Hier wimmelt es nur so vor herrlich fiesem Humor, Personen mit dicken Nasen, großen Mäulern und lustigen Hüten sind zu erleben. Mal ist es kurz vor einer Explosion, dann erledigt ein Hase mit Mohrrübe ein Huhn. Oder: zwei Männer unterhalten sich auf dem WC: „Hände nicht gewaschen!“. „Keine Zeit, die Küche ruft“.

Genial auch Mattiellos Cartoon: Ein Ehepaar rudert auf einem riesigen Heiligen Kreuz übers Meer, und der Mann spricht: „Damit das klar ist: Ein zweites Mal lass ich mich nicht zu einer Kreuzfahrt überreden.“ Weitere Zeichner und Karikaturisten sind mit an Bord: Peter Thulke, Holga Rosen, Harm Bengen, Rabe und Dodenhoff.

Eine Idee hätte ich noch: Vielleicht mal einen Kalender oder ein Buch mit Karikaturen und Cartoons aus seligen DDR-Zeiten veröffentlichen.

 

Eulenspiegels Postkartenkalender 2024, Eulenspiegels Böser Kalender 2024, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2023, je 12,00 Euro.

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Im November ist in Funk, Fernsehen, Presse und mit Büchern fleißig Loriot gefeiert worden, der 1923 in Brandenburg an der Havel zur Welt und 100 Jahre alt geworden wäre. Ach, was hat Bernhard-Victor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow doch alles für den deutschen Humor geleistet. Keiner kann ihm das Wasser reichen, denn er ist in Sachen Literatur, Fernsehen, Theater und Film („Ödipussi“, „Pappa ande Portas“) unschlagbar. Auch im Reich der klassischen Musik fühlte er sich wohl. Neben den Büchern, die nun wieder neu erscheinen und bestimmt auch die Jugend als Leser finden werden, gibt es eine tolle Hommage an Loriot, dessen Künstlername übrigens das französische Wort für Pirol, das Wappentier der Familie von Bülow, ist. Im, aber leider nur 105 Seiten schmalen, Buch „Er lebe hoch!“ verneigen sich Cartoonisten und Humoristen mit Bildern und Texten vor dem Meister. Sehr richtig behauptet Otto (Waalkes): „Loriot war der gemeinsame Nenner, auf den sich ganz selbstverständlich alle einigen konnten.“ So gibt es einen Mops im Bad vom begnadeten Rudi Hurzlmeier, Birgit Dodenhoff lässt zwei Figuren etwas abgewandelt wieder aufleben (Wumms & Energiewendelin) und Nicolas Mahler zeichnete Hasser des Regietheaters, denn da funktioniert der Nudelsketch überhaupt nicht. Mit Cartoons und Karikaturen sind unter anderem noch dabei: Burkh, Gymmick, Til Mette, Gerhard Haderer, Michael Sowa und Martin Zak. Natürlich fehlen auch Autoren, die Loriot als Vorbild nennen, nicht. Heiter und vergnügt schildern etwa Otto, Hape Kerkeling und Piet Klocke ihr Verhältnis zu Loriot, sagen artig Danke oder präsentieren ein Gedicht von Müller-Lüdenscheidt, wie der Satiriker Thomas Gsella.

 

„Er lebe hoch!“. Loriot zum 100. Geburtstag, Lappan Verlag, Hamburg 2023, 20,00 Euro.