26. Jahrgang | Nummer 8 | 10. April

Drei Wildgänse am Himmel  

von Renate Hoffmann

Sie hatten sich aus dem Gewimmel
der anderen gelöst.
Es ist sehr langweilig gewest,
von früh bis spät
im Pfeilflug fliegen,
um sich dem Ende anzufügen.

Von vorn nichts zu sehen
vom großen Geschehen.
Und hinten nur Leere
ringsum und fürquere. –
Sie machten kurz schlapp
und setzten sich ab.

Nun waren sie frei
und dachten dabei:
Es wäre doch günstig, nach England zu zieh‘n,
dort gäbe es Flüsse und Meer und viel Grün.
Doch kaum war der Gedanke geboren,
da hatten sie schon die Richtung verloren.
Sie fragten sich bang,
wo geht es denn lang
nach Engeland?
Linker- oder gar rechter Hand?

Und wie die Drei so ratlos fliegen,
seh‘n sie unten ein Wasser liegen.
Berge am Ufer und frisches Grün.
Alles war hübsch anzuseh’n.
Sie glaubten nun in diesen Stunden,
sie hätten Engeland gefunden.

Doch war es nicht das weite Meer
auf dem sie angekommen,
es hat der schöne Bodensee
sie freundlich aufgenommen. –
Als sie den Irrtum merkten,
da ward es ihnen klar,
dass in Großbritannien
auch nur Wasser war.

So beschlossen sie zu Recht:
Wir bleiben!
Hier ist’s auch nicht schlecht.

Und wenn die letzten Infos stimmen,
dann sieht man sie noch heut dort schwimmen.