Am 13. Oktober hatte sich der Dichter und Maler Peter Will noch entschuldigen lassen, dass er nicht an unserem traditionellen Autorentreffen teilnehmen könne. Am selben Tag starb er in der Berliner Charité.
Uns erschüttert sein Weggehen sehr. Peter Will hat uns immer wieder Gedichte zur Verfügung gestellt, die von einem tiefen lyrischen Ur-Empfinden – das so selten geworden ist … – zeugen und mit großer handwerklicher Akkuratesse gearbeitet sind. Noch im Frühjahr schickte er uns ein Gedicht gegen den Krieg. 1942 im Bombenhagel auf Berlin geboren, konnte Peter Will nie „das letzte Mittel der Könige“, das für viele Machthaber das einzig Denkbare ist, akzeptieren. 1968 stellte er sich gegen die brutale Niederschlagung des „Prager Frühlings“ durch die Panzer des Warschauer Vertrages. Das brachte ihm drei Jahre Haft ein. Peter Will, ein eher zurückhaltend wirkender Künstler, litt an diesen Zeiten. Tilo Köhler hat in unserer Zweiwochenschrift im November 2012 einen, wie wir finden, immer noch gültigen Essay über unseren Autor veröffentlicht. Köhlers Fazit damals schon: „Es bleibt unwägbar, was alles Peter Will unter ihm günstigeren Umständen hätte vorlegen können …“
Marlis Kemnitz, die Ehefrau, hat uns mit der Todesnachricht ein Gedicht Peter Wills geschickt, mit dem wir ihm Adé sagen möchten.
DIE FÜSSE STÖRRISCH
In den Bahnsteig
Gestemmt
Zuweilen ein vorsichtiger
Schritt
Nach vorn an die Kante
Doch schneller wieder
Zurück
Der alte Platz ist
Vertraut
Wo gestanden wird ist
Heimat
Wo es hingehen soll
Unbekanntes Unsicheres
Verharren
Ja verharren
Indes der Zug keucht
Unterm Dampf
Ungeduldig
Bereit zur Abfahrt
Die roten Schlußlichter
Fordern auf
Glühen
In tiefer Trauer
Margit van Ham, Wolfgang Brauer, Detlef-Diethard Pries, Wolfgang Schwarz
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