24. Jahrgang | Nummer 19 | 13. September 2021

Nathanael Liminski, das Kanzleramt und das Opus Dei

von Gabriele Muthesius

Für den rechten Flügel der CDU ist Liminski ein Mann der Zukunft: smart, umgänglich, kompromissfähig, aber doch zweifelsfrei im Lebensschutz und dem christlich-konservativen Wertefundament verwurzelt.

taz, 03.03.2021[1]

Nathanael ist jemand, der in unserem Land noch ganz andere Sachen machen kann.

Paul Ziemiak, CDU-Generalsekretär,
über den Freund seit gemeinsamen Tagen
in der Jungen Union[2]

Des „christlichen Kanzlerkandidaten Armin Laschet […] Berater [ist] ein Mann des Opus Dei“[3], war unlängst dem Wochenblatt Die Zeit zu entnehmen. Das meinte Nathanael Liminski, Mitte 30, katholisch, verheiratet, Vater von vier Kindern, seit 2014 immer engerer Mitarbeiter Laschets und seit 2017 (damals bundesweit jüngster) Chef von dessen Staatskanzlei in NRW im Range eines Staatssekretärs. Mit Blick auf die Zeit nach dem 26. September 2021 orakelte die taz schon mal: „Nirgendwo könne der (Liminski – G.M.) ihm (Laschet – G.M.) besser dienen als im Kanzleramt.“[4] An dessen Spitze befände sich Liminski im Zentrum der politischen Machtausübung im Lande. Dann wären ihm nicht nur die Geheimdienste unterstellt …

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Exkurs: Zu höchst unliebsamer globaler Publicity kam das erzkatholische Opus Dei[5], das seit knapp 70 Jahren auch in Deutschland operiert[6], durch Dan Browns Bestseller „Sakrileg“ (2003) und insbesondere dessen Verfilmung mit Tom Hanks in der Hauptrolle (2006). In der fiktiven Handlung erscheint das Gotteswerk als machtbesessene Geheimsekte. Dem Chef des Opus Dei in den USA war es nicht gelungen, Sony Pictures zur religiösen Anonymisierung eines Killers zu veranlassen, der als im Dienste der Kirche stehend gezeigt wird.[7]

Doch auch ohne den „Sakrileg“-Hype hatte das Gotteswerk hierzulande nie eine wirklich wohlwollende Presse. Vielmehr wurde der Orden als „Kind des Franco-Regimes“[8] und „Heilige Mafia“[9] bezeichnet, war die Rede von „frommen katholischen Ultras“[10] und wird Opus Dei als „Bund innerkirchlicher Anti-Modernisierer“[11] charakterisiert. Diesen vergleichsweise giftigen Tenor hat sich der Orden allerdings selbst zuzuschreiben, denn er agiert weitestgehend im Geheimen, und zwar auf eine Art und Weise, die, wenn sie doch mal öffentlich wird, häufig hinreichend Veranlassung zu kritischen Urteilen gibt und diese dann (im Wiederholungsfalle) auch noch bestätigt. Spiegel-Leser etwa machten mit Opus Dei erstmals im Jahre 1964 Bekanntschaft, als das Gotteswerk in einen Skandal verwickelt war, der die konstitutionelle Monarchie in den Niederlanden bis in die Grundfesten erschütterte.[12] Und fast vier Dekaden später fasste Ulrich Schwarz zusammen: „Wo immer die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten in Verruf geriet, an mafiosen Machenschaften beteiligt zu sein, wurden Opus-Leute genannt – etwa bei der Affäre um die italienische Loge P2 und den Zusammenbruch des Banco Ambrosiano im Jahr 1982.“[13]

Gegründet wurde Opus Dei am 2. Oktober 1928 als sogenannter Laienorden in Spanien durch einen katholischen Priester, der sich nach seiner späteren Erhebung in den Adelsstand durch Franco[14] Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás nannte. Escriva Albás, so der Geburtsname, hatte mit seinem Orden bereits im Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 an der Seite des Putschistengenerals und nachmaligen faschistischen Diktators gestanden. Später wurde das Verhältnis zum selbst ernannten Caudillo Franco so eng, dass Opus Dei reihenweise Minister in dessen Regierungen stellte[15] und mit der Erziehung und Bildung des von Franco zu seinem Nachfolger designierten Prinzen Juan Carlos de Borbón, des späteren Königs Juan Carlos I., betraut wurde[16]. Die ideologische Basis dieses engen Verhältnisses bildete neben einem katholischen Glauben besonders konservativer Ausrichtung ein militanter Antikommunismus, der Escrivá de Balaguer selbst Hitler in einem „milden“ Licht erscheinen ließ. Ein früherer enger Mitarbeiter berichtete, dass der Gottesmann „Nazi-Deutschland als einen Kreuzzug gegen den Kommunismus“ gesehen und geäußert habe, „wenn die Leute behaupteten, Hitler habe sechs Millionen Juden getötet, dann übertrieben sie. So schlecht sei Hitler nicht gewesen. Er könne nicht mehr als drei oder vier Millionen Juden getötet haben“[17]. Escrivá de Balaguer ist inzwischen zum offiziellen katholischen Heiligen avanciert[18], also zu einem jener hehren Vorbilder „durch die Gott uns gegenwärtig wird und zu uns spricht“[19] (Johannes Paul II.). Der Spiegel urteilte deutlich profaner: Der Opus-Gründer sei der „Polit-Kommissar Gottes“[20] gewesen.

Das Opus Dei sieht sich selbst als Speerspitze im Kampf um die Bewahrung und gegebenenfalls Rettung der Katholischen Kirche sowie des einzig wahren Glaubens und kämpft „gegen alles, was nach progressiver Theologie aussieht“[21] – mit besonderer Loyalität gegenüber dem Papst. Letztere ist jedoch durchaus konditioniert: Der Pontifex Maximus muss schon ein Mann des rechten Glaubens sein, und zwar so wie ihn der Orden versteht und vertritt. Besonders innig war das wechselseitige Verhältnis während des Pontifikats von Johannes Paul II.[22] In dieser Zeit stieg „das Opus Dei zur mächtigsten kirchlichen Vereinigung“[23] auf. Johannes Paul II. war es auch, der den innerkirchlichen Status des Gotteswerkes 1982 auf den einer sogenannten Personalprälatur erhöhte, nachdem ihm der Nachfolger Escrivá de Balaguers, Álvaro del Portillo[24], und Javier Echevarría, der später seinerseits zum Nachfolger Portillos werden sollte, 1979 die Vorteile eines solchen Schrittes erläutert hatten: Als Personalprälatur biete das Opus Dei „dem Heiligen Stuhl die Möglichkeit, […] über ein mobiles Corps von akkurat vorbereiteten Priestern und Laien zu verfügen, die überall ein mächtiges geistliches und apostolisches Ferment christlichen Lebens wären; dies vor allem im Bereich der Gesellschaft und im Berufsleben, wo es heute oft nicht leicht ist, in apostolisch-einschneidender Weise mit denjenigen Mitteln anzukommen, die der Kirche gewöhnlich zur Verfügung stehen“[25].

Als zentrales Arbeitsprinzip des Ordens nach innen wie nach außen, das nach wie vor konsequent befolgt wird, galt dem Gründer des Ordens dabei Diskretion. Im Kontext des Opus Dei ist dieser Begriff allerdings ein charmanter Euphemismus – für strikte Geheimhaltung und Konspiration. In seinem 1934 erstmals erschienenen und seither in Millionenauflagen in zahllosen Sprachen verbreiteten Vademecum für ein maximal gottgefälliges Leben – „Der Weg“[26], eine Sammlung von 999 Sinnsprüchen, Dikta und befehlsähnlichen Anweisungen – hat Escrivá de Balaguer der Diskretion ein eigenes Kapitel gewidmet, darinnen es unter anderem heißt: „Geschwiegen zu haben wirst du nie bereuen: gesprochen zu haben oft.“[27] Und: „Ich kann dir die Bedeutung der Diskretion nicht genug ans Herz legen. Vielleicht ist sie nicht die Spitze deiner Waffe, aber zumindest der Griff.“[28] Zwar gibt es heute regelmäßige Jahrbücher des Opus Dei, doch belastbare konkrete Informationen zu den Aktivitäten des Ordens, zu seinen Mitgliedern und Führungskräften sowie zu seiner Finanzierung, um nur drei Kernpunkte herauszugreifen, wird man darin vergeblich suchen. Das gilt auch für die Homepage von Opus Dei[29] – Transparenzkosmetik. Den Orden als Geheimbund einzustufen, wird von diesem gleichwohl als „Klischee“ zurückgewiesen.[30]

Kritiker wie Peter Hertel, ein profunder Kenner der Organisation, sehen das entschieden anders. Hertel zur internen Organisationskultur des Ordens: Mitglieder würden sich „oft nicht einmal untereinander“[31] kennen, beim Opus Dei wisse „das rechte Auge nicht, was das linke sieht, erst recht wissen die Hände nicht, was die Füße tun – nur das Gehirn weiß alles“[32].

Hinzu kommen obskure Praktiken, um Ordensmitgliedern den Weg der Tugend immer wieder nachhaltig ins Gedächtnis zu rufen. Als Ausfluss seiner Menschenkenntnis hatte Escrivá de Balaguer in seinem Vademecum notiert: „Welt, Teufel und Fleisch sind drei Landstreicher. Sie nützen die Schwäche des Wilden aus, den du in deinem Innern mit dir herumträgst. Sie sind darauf aus, dir für das armselige, wertlose Geglitzer eines Vergnügens das blanke Gold und die Perlen und Brillanten und Rubinen abzunehmen, die vom lebendigen und erlösenden Blut deines Gottes durchglüht sind und die das Lösegeld und den Schatz darstellen für deine Ewigkeit.“[33] Doch der Ordensmeister wäre kein rechter solcher, hätte er nicht ebenfalls ein Therapeutikum zur Hand: physische Abtötung durch Selbstkasteiung, der er im „Weg“ ebenfalls ein ganzes Kapitel widmet; unter anderem heißt es dort: „Wo keine Abtötung, da keine Tugend.“[34] Und so gehören denn zum „Normalinventar“ (O-Ton eines Ordenssprechers[35]) von Opus Dei-Mitgliedern auch eine fünfschwänzige Bußgeißel aus verknoteten Hanfkordeln („Disciplina“) und ein Bußband („Cilicium“). Erstere soll mindestens einmal wöchentlich zur Anwendung kommen, letzteres ist mit seinen nach innen gerichteten Dornen täglich zwei Stunden um den Oberschenkel zu tragen.[36] Darüber hinaus sollen unter anderem eine täglichen Gebetsroutine und ein umfassender Index verbotener Literatur[37] die Opus-Mitglieder auf dem rechten Weg halten. Und jenen, die all dies womöglich zu exzessiv handhaben, erteilt der Meister Präventivabsolution: „[…] heilige Unnachgiebigkeit hat nichts mit Fanatismus zu tun.“[38]

Die heutige Struktur des Opus Dei bezeichnete Peter Hertel als „patriarchalisch und quasi-militärisch“[39]: An der Spitze steht der Opus-Dei-Prälat im Range eines Bischofs – bis zu seinem Tode am 26. Juni 1975 übte Escrivá de Balaguer das Amt aus –, der „blinden Gehorsam erwarten darf“[40]. Ihm unterstehen die dem Opus angehörenden Priester, die in der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz zusammengefasst sind und denen in der Opus-Hierarchie zölibatäre, also lebenslang ehelose (strengstens voneinander getrennte) männliche und weibliche Laien, „ausschließlich Akademiker“[41], folgen (alle drei Gruppen zusammen werden im Ordensjargon Numerarier[42] genannt) sowie schließlich verheiratete sogenannte Supernumerarier[43] – „Anwälte, Professoren, Diplomaten, Politiker, Journalisten“[44], auch „Unternehmer“ seien „als Mitglieder besonders begehrt“[45].

Vor allem mit den nicht-priesterlichen Numerariern und den Supernumerariern wirkt Opus Dei „im Bereich der Gesellschaft und im Berufsleben“ (siehe oben). Darin, so Hertel, liege die „eigentliche revolutionäre Neuerung, die das Opus Dei in die katholische Kirche gebracht hat“[46]. Nie zuvor habe „eine kirchliche Gemeinschaft so gezielt soziale Techniken entwickelt, um […] die Christianisierung bzw. Re-Katholisierung der Gesellschaft […] zu bewirken. […] Es sucht führende Leute für sich zu gewinnen, um sich in einem bestimmten Bezirk […] Zugang zu schaffen, von dem aus es dann langsam, aber stetig weiter ‚nach unten‘ arbeitet.“[47] – Die Ordenspriester wiederum werden, wann und wo immer möglich, an Schaltstellen in den kirchlichen Apparaten platziert. So hatte, um ein Beispiel zu nennen, Papst Johannes Paul. II. über 20 Jahre einen Pressesprecher, der Numerarier war.

Im Kardinalskollegium, das den Papst wählt, hat das Opus Dei eine starke Hausmacht. Zur Papstwahl 2005 bestand sie aus zwei direkten Mitgliedern, die von Johannes Paul II. zu Kardinälen befördert worden waren, und aus weiteren 50 Sympathisanten unter den damals insgesamt 120 Kardinälen des Gremiums, darunter Joseph Ratzinger – Ehrendoktor der katholischen Universität von Navarra in Pamplona/Spanien, einer Einrichtung des Opus Die.[48] Der wurde dann gewählt und nannte sich als Papst Benedikt XVI.

Neben Universitäten und Studentenheimen betreibt das Opus Dei heute Schulen, Krankenhäuser, Sozialstationen und andere Einrichtungen.[49] Nach offiziellen Angaben umfasste der Orden im Jahre 2020 93.400 Personen, von denen etwa 2300 Priester waren; der Anteil der Frauen lag bei 57 Prozent, der der Männer bei 43 Prozent und der der Supernumerarier bei rund 70 Prozent; die geografische Verteilung stellte sich folgendermaßen dar: Afrika 4 Prozent, Amerika 34 Prozent, Asien 4 Prozent, Europa 57 Prozent, Ozeanien 1 Prozent; tätig war Opus Dei 2020 in 67 Staaten.[50]

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Ist Nathanael Liminski „ein Mann des Opus Dei“, wie in der Zeit zu lesen war?

Zunächst einmal hat der „Mann an Laschets Seite“[51], der in einem strenggläubigen Elternhaus in der Gegend von Bonn zusammen mit neun Geschwistern aufwuchs, „eine Vergangenheit als rechtskatholischer Scharfmacher“[52], erscheint er manchen Beobachtern als „so katholisch, dass es Fragen aufwirft“[53].

Vater Jürgen Liminski, im Frühsommer 2021 verstorben, war Journalist, der es bis zum Ressortleiter Außenpolitik bei den Blättern Rheinischer Merkur und Die Welt brachte und später als Redakteur und Moderator aktuell-politischer Sendungen beim Deutschlandfunk tätig wurde. Er war lebenslang ein äußerst aktiver Netzwerker und eloquenter Streiter[54] für einen sehr traditionalistischen, man könnte auch sagen reaktionären Katholizismus[55]. Auch seine gesellschaftspolitischen Vorstellungen waren weitgehend frei von zeitgemäßen Einflüssen.[56] Seine akademische Ausbildung erhielt Jürgen Liminski an der Opus Dei-Universität in Pamplona. Im Orden selbst hat er „eine religiöse Familie gefunden“[57]. Politisch war er noch während seiner Zeit beim Deutschlandfunk ins Kraftfeld der AfD abgedriftet. 2008 etwa hielt er eine Laudatio auf „die neurechte Ikone Ellen Kositza“[58], später trat er als Gastredner auch direkt bei der AfD in Erscheinung[59]; Kommentare von ihm erschienen regelmäßig im Wochenblatt Junge Freiheit[60]. – Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn muss besonders eng gewesen sein: In jugendlichem Alter wurde Nathanael, gesegnet mit rascher Auffassungsgabe und überdurchschnittlicher Intelligenz (Abiturnote 1,1) eine Art Privatsekretär seines Erzeugers, er las und archivierte dessen Artikel[61] und „taucht[e] in die politische Gedankenwelt Jürgen Liminskis ein“[62]. – Die Mutter Nathanaels ist ebenfalls Mitglied im Opus Dei.[63] – Der Sohn wird später von sich sagen, er sei „das einzige der Geschwister, das den religiösen Weg der Eltern mitgegangen“[64] sei.

Liminski juniors außerhäuslicher Lebens- und Entwicklungsweg war ebenfalls gut katholisch – vom Kindergarten bis zum Ordensgymnasium.[65] Was er im Elternhaus und durch andere prägende Einflüsse seiner Kindheit und Jugend an Persönlichkeits- und Meinungsbildung mitbekommen und was er sich auf dieser Grundlage als Heranwachsender selbst erarbeitet hatte, das war beim jungen Erwachsenen schließlich zu Einlassungen und Statements wie den folgenden geronnen:

  • Zum Thema Abtreibung: „Warum geht die Frau so selbstzerstörerisch mit ihrer Fruchtbarkeit um?“[66] Und: „Es ist leichter, ein unter Schutz von Artikel 1 des Grundgesetzes stehendes Kind abzutreiben, als einen unter Naturschutz stehenden Baum zu fällen.“[67]
  • Die Schriften der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung outete er als „nicht mehr aufklärerisch, sondern eher pornografisch“[68].
  • Zum Thema Homosexualität: „Ich kenne viele Homosexuelle, und einige tun mir leid. Der Staat muss schon aus reiner Selbsterhaltung die natürliche Form der Ehe und Familie fördern.“[69]
  • In Sandra Meischbergers Talkshow gab Liminski 2007 kund und zu wissen, dass er Homosexualität nicht „für eine vollendete Form von Sexualität“ halte, weil die „Dimension der Fortpflanzung“ fehle[70]. In derselben Runde teilte er mit, dass er keinen Sex vor der Ehe haben wolle, weil: „Das ist eine Haltung. Ich bin überzeugt, dass sie zutiefst dem entspricht, was glücklich macht.“[71] (In einem Namensbeitrag zu dieser Sendung, an der er als Vertreter der „Generation Benedikt“ – dazu ausführlicher weiter unten – teilgenommen hatte, zitierte er anschließend Lobendes über sich selbst. Ein „junger Jura-Student aus München“ habe geschrieben: „Zwei Dinge bedaure ich im Nachgang dieser Sendung: Dass Euer Vertreter kein Priester ist, denn solche Männer bräuchten wir doch. Und dass er keine Frau ist.“[72])
  • Als viele junge Leute im Pontifikat des deutschen Papstes Benedikt XVI. eine Regression der katholischen Kirche sahen, erblickte Liminski im Jahre 2010 „eher eine fortschrittliche Entwicklung“[73]. Daran, dass dieser Papst die Exkommunikation der sogenannten Pius-Bruderschaft inklusive der des den Holocaust leugnenden Pius-Bischofs Richard Williamson aufgehoben hatte, fand der junge Liminski nichts Kritikwürdiges – im Gegenteil: Der Papst habe „vor allem seine Hirtenpflicht wahrgenommen“[74], und im Übrigen sei „eine Holocaust-Leugnung […] eine Sache für weltliche Gerichte, nicht für kirchliche“[75]. Ratzinger-Gegnern hatte er bereits einige Zeit zuvor bescheinigt, mit dem „Furor teutonicus, […] Anfälligkeit zum Massenwahn“[76] infiziert zu sein. Nach einem Auftritt bei Maybritt Illner im Jahre 2009, bei dem er den Papst verteidigt hatte, teilte er in einem Namensbeitrag erneut Lobendes zur eigenen Person mit – bei der „Generation Benedikt“ sei folgende Zusendung eines Weihbischofs eingegangen: „Ganz herzlich gratuliere ich Ihnen zu Ihrem wirklich hervorragenden Auftritt heute Abend bei Maybrit Illner. Sie waren einfach spitze: couragiert, unerschrocken, präzise, klar positioniert, unbestechlich, kompetent und eloquent. Sie haben die ‚Generation Benedikt‘, die katholische Jugend in unserem Land und unsere Kirche wunderbar vertreten. Ja, sie haben ihr alle Ehre gemacht und ihr ein sympathisches Gesicht gegeben.“[77]

In den Jahren, aus denen die angeführten Zitate stammen, kam Nathanael Liminski, wobei das Netzwerk des Vaters nicht störend gewesen sein dürfte, auch publizistisch ins Laufen. Bevorzugte Medien: unter anderem die katholische Monatsschrift Der Fels[78], „in der viele Opus-Dei-Mitglieder publizieren“[79], und der Blog Freie Welt[80], wo auch sein Vater noch als Blogger geführt wird – Herausgeber Sven von Storch, der Ehemann der AfD-Funktionärin Beatrix von Storch.

Apropos Bededikt XVI. Dessen Besuch des Kölner Weltjugendtages 2005 törnte Liminski und andere katholische Nachwuchsfundamentalisten[81] dermaßen an, dass sie einen „Papst-Fanclub“[82] gründeten, ein Mediennetzwerk unter dem Label „Generation Benedikt“ (heute: „Initiative Pontifex“[83]), und an die Öffentlichkeit gingen[84], um für diesen Papst und für ihre Positionen zu werben – mit Nathanael Liminski als Sprecher[85]. Die Initiative erfreute sich des besonderen Wohlwollens eines der damals härtesten Hardliner im katholischen Establishment der Bundesrepublik, des Oberhaupts der größten (und reichsten) Diözese im Lande, des inzwischen verstorbenen Kölner Kardinals Joachim Meisner. Der adelte die Mitglieder der „Generation Benedikt“ als „Dolmetscher des Papstes“[86]. Meisner selbst soll dem Opus Dei nicht angehört, aber zu dessen intensivsten Förderern in Deutschland gezählt haben.[87] Etliche Jahre lang hatte der Kardinal einen Supernumerianer zu seinem Pressechef bestellt.[88]

Auf das Jahr 2010 datiert eine beruflich weichenstellende Zäsur im Leben Liminskis. Nachdem er als Praktikant bei einschlägig konservativen Abtreibungsgegnern wie der Bundestagsabgeordneten Christa Reichard und dem evangelikalen USA-Politiker Mark Souder bereits die Klinken geputzt hatte, engagierte ihn kurz nach seinem Studium (Geschichte mit den Nebenfächern Politik und Staatsrechtslehre) die Staatskanzlei in Wiesbaden als Redenschreiber für den damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU). Damit begann Liminski eine Backstage-Karriere bei Unionsgrößen, die durchaus ihresgleichen sucht: 2011 Wechsel ins Verteidigungsministerium unter Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), mit nahtlosem Übergang zu dessen Nachfolger Thomas de Maizière (CDU), samt Aufstieg bis ins Ministerbüro. 2014 wechselte Liminski mit de Maizère ins Innenministerium.[89] Da war aber bereits Armin Laschet, noch als Oppositionsführer in NRW, auf ihn aufmerksam geworden, und der holte ihn als Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Fraktion in den Düsseldorfer Landtag. Liminski war gerade mal 28. Es gebe, so die schon mehrfach zitierte Kollegin Mariam Lau, nur „wenige Unionspolitiker, die ihre politische Ausbildung (und Karriere, sollte wohl ergänzt werden – G.M.) so strategisch“[90] angelegt hätten.

Wie Liminski seither apostrophiert und was ihm als Verdienst angerechnet und zum Teil wohl auch – im Wortsinne – zugeschrieben worden ist (um nicht zu sagen angedichtet), das sucht ebenfalls durchaus seinesgleichen: Da ist vom „Wunderkind der Union“[91] die Rede, vom „Mastermind“[92], von „Laschets Schattenmann“[93], gar vom „Laschetmacher[94] (Hervorhebung – G.M.), der „als Chef der Staatskanzlei die Regierungsgeschäfte in NRW [organisiert] – und erkennbar auch den Ministerpräsidenten selbst“[95] Ohne Liminski „würden wohl mehr Auftritte von Laschet missglücken“[96]. Der Youngster habe „jeden wichtigen Karriereschritt seines Chefs geplant und vorbereitet“[97], ja mehr noch:

  • Landtagswahlen in NRW 2017: „Entgegen allen Erwartungen wird Laschet von Liminskis Kampagne in die Staatskanzlei getragen.“[98]
  • Im Hinblick auf die Abstimmung über den CDU-Vorsitz Anfang 2021: Ob Laschet „Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer“ werde, „hängt nicht unwesentlich von seinem Staatskanzleichef ab“[99]. Es klappte bekanntlich. Und der „Architekt“ des Sieges? Nathanael Liminski.[100]
  • Bundestagswahl am 26. September 2021: „Die größte Gefahr, die von Liminski ausgeht, ist wohl die, dass er einen Politiker wie Laschet ins Kanzleramt hieven kann, weil er strategisch denkt, Medien versteht und Bündnisse schmieden kann.“[101]

Da verwundert eigentlich nur noch, dass (nach dem Kenntnisstande der Autorin) bisher niemand darauf verfallen ist, auch den Absturz, den Laschet seit Beginn seiner Kanzlerkandidatur in den Umfragen hingelegt hat, Liminski als „Verdienst“ zu bescheinigen …

Dessen 2010 vollzogener Wechsel in die Politik markierte zugleich noch eine weitere Zäsur: Er, der „zuvor […] die Öffentlichkeit sucht[e], um zu missionieren, hält […] sich seitdem bedeckt“[102], „kaum noch Interviews, keine politischen Kommentare“[103] und insbesondere kein wie eine Monstranz vor sich her getragener militanter Katholizismus mehr. Liminski ist aus dem Rampenlicht praktisch vollständig verschwunden. Er gewährt durchaus noch Hintergrundgespräche, auch mehrstündige, doch hernach dürfen Journalisten „keinen einzigen Satz verwenden“[104], ihn also nicht wörtlich zitieren. Diese „Zurückhaltung“ sei „so dröhnend, dass sie sein Markenzeichen wurde“[105]. Infolgedessen gibt es jüngere „Äußerungen, aus denen sich ein äußerst konservatives Weltbild ergeben würde, […] nicht“[106]. Da hat einer offenbar verstanden, dass er mit seinen vor Jahren vertretenen Standpunkten „heute beruflich und politisch Probleme bekommen könnte“[107]. Liminski selbst sagt dazu, er habe früher Positionen vertreten, die „sehr forsch waren“[108]. Und: „So würde ich das heute nicht mehr machen, weil ich den Wert des gesellschaftlichen Konsenses – gerade zu schwierigen politischen Fragen – inzwischen viel mehr schätzen gelernt habe.“[109] Diese Auskunft als selbstkritische Distanzierung zu werten wäre sicher zu hoch gegriffen. Besser trifft es da folgendes Fazit: „Bedauert wird der Ton, nicht die Musik.“[110]

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Die taz fragte im März dieses Jahres: „Wie stark ist Liminski heute noch in seinen damaligen Überzeugungen verwurzelt?“[111] Der Spiegel sekundierte im Juni: „[…] haben sich seine Überzeugungen wirklich gewandelt?“[112]. Und schließlich setzte Die Zeit wenig später nach: Dass sich Liminski „seit 2010 nicht mehr so geäußert hat wie in jungen Jahren, mag daran liegen, dass er sich verändert hat. Oder es ist Taktik.“[113]

Liminski also unter Umständen im Geiste immer noch ein religiöser Eiferer, ein „katholisches Monster“[114], möglicherweise gar ein Schläfer des Opus Dei? Einer, der dem Vademecum des Gründers – „Leiten wir die ‚providentiellen Torheiten der Jugend‘ in die richtigen Bahnen.“[115] – doch folgt? Zur klandestinen Arbeitsweise des Ordens passen würde das allemal, und die ungeschriebenen oder nur öffentlich nicht bekannten Kaderanforderungen für Supernumerarier erfüllen würde Laschets „Schattenmann“ wohl ohnehin …

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Nachbemerkung der Redaktion – In Vorbereitung dieses Beitrages erging seitens des V.i.S.d.P. des Blättchens über die Staatskanzlei von NRW folgendes Auskunftsersuchen an Nathanael Limniski:

„[…] das Online Magazin Das Blättchen […] plant einen größeren Beitrag über Ihre Rolle als sehr enger Mitarbeiter des Unions-Kanzlerkandidaten.

In den Medien ist wiederholt die Frage nach möglichen Beziehungen Ihrerseits zum Opus Dei thematisiert worden. […] Für unseren Beitrag ersuchen wir um Auskunft zu drei Fragen, zu denen wir in den uns zugänglichen Quellen keine hinreichend belastbaren Angaben gefunden haben:

  1. Welche Rolle spielte oder spielt das Opus Dei in Ihrem Leben?

  2. Hatten oder haben Sie persönliche Kontakte oder Verbindungen zu Mitgliedern des Opus Dei (mit Ausnahme Ihres verstorbenen Vaters und Ihrer Frau Mutter natürlich)?

  3. Können Sie definitiv ausschließen, dass Sie Supernumerarier des Opus Dei waren oder sind?
    Wir würden Ihre Angaben gern in den vorgesehenen Beitrag einfließen lassen und wären Ihnen daher für eine zeitnahe Reaktion besonders verbunden.“

Bis zum Redaktionsschluss dieses Beitrages (10.09.2021) erfolgte keine Reaktion.

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[1] – Patricia Hecht / Andreas Wyputta: Die rechte Hand Laschets, taz.de, 01.03.2021; https://taz.de/Nathanael-Liminski-in-NRW/!5752330/ – aufgerufen am 01.09.2021.

[2] – Zit. nach Thomas Reisener: Wer ist Armin Laschets Schattenmann? rp-online.de, 04.09.2018; https://rp-online.de/nrw/landespolitik/maschinist-der-macht-nathanael-liminski-im-portraet_aid-32470471 – aufgerufen am 01.09.2021.

[3] – Evelyn Finger: Eine muslimische Kanzlerin – wie wäre das?, DIE ZEIT, 19/2021, S. 62.

[4] – Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[5] – Die offizielle Bezeichnung lautet Prälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei.

[6] – Siehe „Du bist ein Sandsack“, DER SPIEGEL 12/1965, https://www.spiegel.de/politik/du-bist-ein-sandsack-a-a8dbabae-0002-0001-0000-000046169822 – aufgerufen am 04.09.2021.

[7] – Vgl. Alexander Schwabe: Ein Geheimbund kämpft um seinen Ruf, spiegel.de, 08.03.2006; https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/opus-dei-ein-geheimbund-kaempft-um-seinen-ruf-a-404772.html – aufgerufen am 04.09.2021.

[8] – „Das Lieblingskind“, DER SPIEGEL 46/1970; https://www.spiegel.de/politik/das-lieblingskind-a-f3926a75-0002-0001-0000-000043837777 – aufgerufen am 04.09.2021.

[9] – „Heilige Mafia“, DER SPIEGEL 20/1992 (im Folgenden: „Heilige Mafia“); https://www.spiegel.de/politik/heilige-mafia-a-f6ec9a06-0002-0001-0000-000013855266 – aufgerufen am 04.09.2021.

[10] – „Die heilige Mafia des Papstes“, DER SPIEGEL 2/1995; https://www.spiegel.de/politik/die-heilige-mafia-des-papstes-a-cd0623d9-0002-0001-0000-000009159313 – aufgerufen am 04.09.2021.

[11] – Mariam Lau: Der Laschetmacher, DIE ZEIT, 15/2021, S. 4.

[12] – Siehe im Detail DER SPIEGEL, 7/1964; https://www.spiegel.de/politik/es-war-ein-mann-a-34f736e1-0002-0001-0000-000046163086 – aufgerufen am 02.09.2021.

[13] – Ulrich Schwarz: Der Polit-Kommissar Gottes, spiegel.de, 29.09.2002. https://www.spiegel.de/panorama/der-polit-kommissar-gottes-a-df905e89-0002-0001-0000-000025327051 – aufgerufen am 04.09.2021.

[14] – Vgl. „Heilige Mafia“, a.a.O.

[15] – Siehe z. B. „Das Lieblingskind“, a.a.O.

[16] – Vgl. ebenda.

[17] – Peter Hertel: Schleichende Übernahme, Oberursel 2006 (im Folgenden: Hertel, Übernahme), S. 34.

[18] – In einem bis dato beispiellosen Eilverfahren ist Escrivá de Balaguer 1992, nur 17 Jahre nach seinem Ableben, durch Karol Wojtyła, den polnischen Papst Johannes Paul II., erst selig- und dann am 6. Oktober 2002 heiliggesprochen worden; siehe dazu ausführlich ebenda, S. 42 ff.
Maßgeblich beteiligt an diesem nach katholisch-amtskirchlichen Maßstäben Parforceritt war Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Bededikt XVI., seinerzeit noch als Chef der sogenannten Glaubenskongregation, vormals Inquisition. (Ratzinger über Escrivá de Balaguer: ein Mann wie „Moses, der mit Gott sprach wie mit einem Freund“; „Ratzinger über Escrivá“, opusdei.org, 01.05.2005; https://opusdei.org/de-de/article/ratzinger-uber-escriva/ – aufgerufen am 03.09.2021.)
Neben Hertel (siehe Hertel, Übernahme, S. 57 ff.) kam auch eine Untersuchung des Magazins DER SPIEGEL zur Seligsprechung des Opus-Dei-Gründers zu dem Fazit: „Das Verfahren war irregulär […].“ („Heilige Mafia“)

[19] – Zit. nach Hertel, Übernahme, S. 56.

[20] – Ulrich Schwarz, a.a.O.

[21] – „Heilige Mafia“.

[22] – Siehe dazu im Detail Peter Hertel: Der Aufstieg der Santa Mafia, spiegel.de, 07.04.2005 (im Folgenden: Hertel, Aufstieg); https://www.spiegel.de/spiegelspecial/a-350114.html – aufgerufen am 03.09.2021.

[23] – Hertel, Übernahme, S. 16.

[24] – Verstorben am 23. März 1994, seliggesprochen am 27. September 2014.

[25] – Zit. nach Hertel, Übernahme, S. 46.

[26] – Josemaría Escrivá de Balaguer: Der Weg, Köln 1984 (im Folgenden: Balaguer, Weg). Der Spruch Nr. 175 auf Seite 40 zum Beispiel lautet: „Kein Ideal wird ohne Opfer Wirklichkeit. – Verleugne dich selbst. Es macht so glücklich, sich aufzuopfern.“ Erscheint, mit Verlaub, auch zur Motivierung islamistischer Selbstmordattentäter nicht gänzlich ungeeignet.

[27] – Ebenda, 639 (S. 142).

[28] – Ebenda, 655 (S. 144).

[29]https://opusdei.org/de/.

[30] – Siehe z. B. „Das Opus Dei im Kreuzfeuer spanischer Faschisten und Kleriker. Zur historischen Entstehung des ‚Geheimbund‘-Klischees“, opusdei.org, o. D.; https://opusdei.org/de-ch/article/das-opus-dei-im-kreuzfeuer-spanischer-faschisten-und-kleriker/ – aufgerufen am 03.09.2021.

[31] – Hertel, Übernahme, S. 51.

[32] – Ebenda.

[33] – Balaguer, Weg, 708 (S. 58).

[34] – Ebenda, 180 (S. 41).

[35] – „Eine kleine Bußgeißel gehört zum Normalinventar“, spiegel.de, 17.05.2006; https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/verteidigungs-strategie-des-opus-dei-eine-kleine-bussgeissel-gehoert-zum-normalinventar-a-416523.html – aufgerufen am 04.09.2021.

[36] – Zum praktischen Vollzug von Abtötungen siehe ausführlich Anna Papathanasiou: Franzi ist berufen, zeit.de, 08.07.2016; https://www.zeit.de/2016/29/opus-dei-glaube-katholische-kirche-zoelibat-kinder/komplettansicht – aufgerufen am 04.09.2021.

[37] – Im Jahre 2003 umfasste dieser Index des Opus Dei 60.540 Titel in sechs Bewertungsstufen, wobei das Lesen von Büchern ab Stufe drei besonderer Gründe und vor allem einer Genehmigung durch Opus Dei-Vorgesetzte und das Lesen von Bücher der Stufe sechs gar der Zustimmung des Ordensoberhauptes bedurfte. Die Ehre, mit sechs eingestuft zu worden zu sein, hatten dabei Werke von Karl Marx ebenso wie von Brecht, die „Obras completas“ („Gesammelte Werke“) von Nitzsche, Essays von Heinrich Mann sowie Schriften von Theodor Adorno und Autoren wie Eugen Drewermann (z. B. „Kleriker“), Karlheinz Deschner (u. a. „Das Christentum im Urteil seiner Gegner“) oder Hans Küng (etwa „Unfehlbar?“) schon ganz und gar (siehe https://www.opus-info.org/index.php/Index_der_verbotenen_B%C3%BCcher – aufgerufen am 03.09.2021). Dazu Escrivá de Balaguer: „Du solltest Bücher nicht ohne den Rat kluger und erfahrener Christen anschaffen. Man kauft so leicht etwas Nutzloses oder Schädliches ein. – Oft glauben Menschen, sie trügen unter dem Arm ein Buch … und tragen eine Ladung Schmutz!“ (Balaguer, Weg, 339 [S. 76]) Grund genug für Opus Dei, dem II. Vatikanischen Konzil (1962–1966), das die Fortführung des 1559 erstmals aufgelegten Indexes beendete und die mit seiner Verletzung einhergehenden Strafen aufhob, auch in diesem Punkte nicht zu folgen.

[38] – Balaguer, Weg, 396 (S. 89).

[39] – Hertel, Übernahme, S. 48.

[40] – Ebenda.

[41] – Anna Papathanasiou, a.a.O. – Diese werden häufig bereits als Schüler und Studenten rekrutiert, damit, so Escrivá de Balaguer, „junge Leute kommen, die ihr Leben und ihren Kampf mit diesem Ideal beginnen“. (zit. nach César Ortiz [Hrsg.]: Josemaría Escrivá – Profile einer Gründergestalt, Köln 2002, S. 65).
Mit welchen Methoden das Opus Dei dabei arbeitet – systematischen psychologischen Druck, Isolierung von der Familie (unter Berufung auf Lukas 14,26: „Wer sich mir anschließen will, muss bereit sein, mit Vater und Mutter zu brechen […].“) und Gehirnwäsche inklusive – haben Erfahrungsberichte von Aussteigern offenbart. Siehe z. B. den von Klaus Steigleder unter dem Titel „Jeden Tag eine Abtötung“ in DER SPIEGEL, 36/1983; https://www.spiegel.de/politik/jeden-tag-eine-abtoetung-a-b44046b9-0002-0001-0000-000014019115 – aufgerufen am 03.09.2021, und 37/1083; https://www.spiegel.de/politik/jeden-tag-eine-abtoetung-a-ca1b4bc0-0002-0001-0000-000014020034 – aufgerufen am 03.09.2021 (im Folgenden: „Jeden Tag eine Abtötung“, Teil II), und 38/1983 ((im Folgenden: „Jeden Tag eine Abtötung“, Teil III); https://www.spiegel.de/politik/jeden-tag-eine-abtoetung-a-5cc321f5-0002-0001-0000-000014020937 – aufgerufen am 04.09.2021.

[42] – Siehe ausführlich „Jeden Tag eine Abtötung“, Teil III.

[43] – Zu deren Entstehungsgeschichte und dem zugehörigen Selbstverständnis des Opus Dei siehe Luis Cano: Die ersten Supernumerarier des Opus Dei. Die „Konvivenz“ des Jahres 1948, Revista Annuale, Vol. 12 – 2018; https://odnmedia.s3.amazonaws.com/files/Luis Cano – Die ersten Supernumerarier20190711-213632.pdf – aufgerufen am 03.09.2021.

[44] – „Das Lieblingskind“, a.a.O.

[45] – Ebenda.

[46] – Hertel, Übernahme, S. 40.

[47] – Ebenda.

[48] – Vgl. Hertel, Aufstieg.

[49] – „Es ist der Hauptzweck jeder Einrichtung des Opus Dei, sei es nun ein Jugendclub, ein Studentenheim, ein Zentrum für Erwachsenenbildung, eine Schule oder eine Universität: mit anderen in Kontakt zu kommen, ihnen die christliche Botschaft weiterzugeben und vor allem viele als Mitarbeiter und Mitglieder für die Vereinigung zu gewinnen.“ („Jeden Tag eine Abtötung“, Teil II)

[50] – Alle Angaben nach INFORMATION HANDBOOK ON THE OPUS DEI PRELATURE 2020, S. 27 f.; https://odnmedia.s3.amazonaws.com/files/Information Handbook – 202020200901-171417.pdf – aufgerufen am 03.09.2021.
Am verbreitetsten ist der Orden nach wie vor in Spanien; vor knapp 20 Jahren wurden dort 30.000 Mitglieder vermutet (siehe Ulrich Schwarz, a.a.O.); für Deutschland werden etwa 600 Mitglieder angenommen (vgl. „Umstrittene Priesterorganisation bekommt neuen Leiter“, deutschlandfunk.de, 23.01.2017; https://www.deutschlandfunk.de/opus-dei-umstrittene-priesterorganisation-bekommt-neuen.2852.de.html?dram:article_id=377090 – aufgerufen am 06.09.2021.).

[51] – Raoul Löbbert: Wie rechts ist Laschets rechte Hand?, zeit.de, 25.08.2021; https://www.zeit.de/2021/35/nathanael-liminski-cdu-armin-laschet-konservativ-katholisch – aufgerufen am 31.08.2021.

[52] – Ebenda.

[53] – Lukas Eberle / Florian Gathmann / Christoph Hickmann: Bruder Armin, DER SPIEGEL, 25/2021, S. 20.

[54] – So seit „über vierzig Jahren […] als Edelfeder“ für das katholische Blatt Die Tagespost. (Guido Horst: Ein Kraftwerk ging vom Netz, Die Tagespost, 19.06.2021; https://www.die-tagespost.de/leben/familie/ein-kraftwerk-ging-vom-netz;art4887,218962 – aufgerufen am 02.09.2021.

[55] – Beispielsweise mit solchen Glaubenspostulaten wie „Die Ehe ist ein Meisterwerk Gottes“ (siehe https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/die-ehe-ist-ein-meisterwerk-gottes;art4874,216755 – aufgerufen am 04.09.2021) oder

[56] – Die (in der gerade zu Ende gehenden Legislaturperiode im Bundestag nicht mehrheitsfähigen) Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz etwa sah Jürgen Liminski als „Pünktchen auf dem i“ einer gegen den „Zusammenhalt“ und die „kreativen und schützenden Funktionen“ der klassischen Familie (Vater, Mutter, Kind[er]) gerichteten „Teilungs-und de facto Zerstörungspolitik“: „Damit würde der Staat […] zum Widerpart der Eltern und ihrer bislang primären Erziehungsrolle.“ (https://www.die-tagespost.de/politik/aktuell/kinderrechte-es-geht-um-den-primat-der-erziehung;art315,215104 – aufgerufen am 04.09.2021) Bereits 2019 hatte Liminski sen. zur Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz geätzt: „Der kalte Hauch der DDR ist spürbar, Margot Honecker hätte dies[…] gefallen.“ (https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2019/entmachtete-eltern/ – aufgerufen am 04.09.2021)

[57] – Guido Horst, a.a.O.

[58] – Raoul Löbbert, a.a.O.

[59] – Vgl. ebenda.

[60] – Siehe https://www.google.com/search?q=liminski+site:jungefreiheit.de – aufgerufen am 04.09.2021.

[61] – Siehe Lukas Eberle: Laschets Ausputzer, DER SPIEGEL, 5/2021 (im Folgenden: Eberle, Ausputzer), S. 36.

[62] – Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[63] – Vgl. Lukas Eberle / Florian Gathmann / Christoph Hickmann: Bruder Armin, DER SPIEGEL, 25/2021, S. 20.

[64] – Zit. nach Mariam Lau, a.a.O.

[65] – Vgl. Daniel Kastner: Nathanael Liminski, flammender Papst-Fan, spiegel.de, 05.11.2007; https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/21-unter-21-nathanael-liminski-flammender-papst-fan-a-510587.html – aufgerufen am 05.09.2021.

[66] – Zit nach Raoul Löbbert, a.a.O.

[67] – Zit nach ebenda.

[68] – Zit. nach Lukas Eberle / Florian Gathmann / Christoph Hickmann, a.a.O.

[69] – Zit. nach Katja Thorwarth: Armin Laschet und der Opus Dei: Gibt es Verbindungen?, fr.de, 16.07.2021; https://www.fr.de/meinung/kolumnen/armin-laschet-bundestagswahl-2021-union-opus-dei-wahlkampf-cdu-laschetluegt-soeder-90862489.html – aufgerufen am 05.09.2021.

[70] – Zit. nach Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[71] – Zit. nach Thomas Reisener, a.a.O. – Was hier ausdrücklich nicht als Zeichen der religiösen Eiferern nicht selten eigenen Bigotterie gewertet, sondern vielmehr als Sympathiepunkt saldiert werden soll: Später allerdings erlag Nathanael Liminski doch noch den Verlockungen des Fleisches – er verliebte sich in eine verheiratete Frau und ließ das sechste Gebot („Du sollst nicht die Ehe brechen.“) ebenso wie das zehnte („Du sollst nicht begehren deines Nächsten […].“) Gebot sein; auch sein erstes Kind wurde schließlich Jahre vor der Eheschließung der Eltern gezeugt. Siehe dazu: Raoul Löbbert, a.a.O. und Steffen Zimmermann: Nathanael Liminski: Von der „Generation Benedikt“ zu Armin Laschet, katholisch.de, 09.08.2021; https://www.katholisch.de/artikel/28492-nathanael-liminski-von-der-generation-benedikt-zu-armin-laschet – aufgerufen am 09.04.2021.

[72] – Nathanael Liminski: Liebe, Zärtlichkeit, Sex – Dauerbrenner zu Recht, Der Fels, Februar 2008, S. 51.

[73] – „Der Papst ist nicht der Pressereferent der Kirche“, cicero.de, o. D. (2010); https://www.cicero.de/„der-papst-ist-nicht-der-pressereferent-der-kirche“/40785 – aufgerufen am 05.09.2021.

[74] – Ebenda.

[75] – Ebenda.

[76] – Nathanael Liminski: Papst, Pius und Polemik, freiewelt.net, 24.03.2009; https://www.freiewelt.net/blog/papst-pius-und-polemik-175/ – aufgerufen am 05.09.2021.

[77] – Nathanael Liminski: Die Pius-Debatte: Ein Drahtseilakt zwischen Hysterie und Sachlichkeit, Der Fels, März 2009, S. 76.

[78] – Siehe dazu folgende Google-Abfrage: https://www.google.de/search?q=inurl:der-fels.de filetype:pdf nathanael liminski – aufgerufen am 05.09.2021.

[79] – Raoul Löbbert, a.a.O.

[80] – Siehe diese Übersicht zu Liminskis Blog-Beiträgen: https://www.freiewelt.net/autor/?tx_ttnews[swords]=Nathanael Liminski – aufgerufen am 05.09.2021.

[81] – O-Ton Liminski: „Als Fundamentalist hat man immerhin ein Fundament. Nicht das Schlechteste, um die Fragen der Zeit zu beantworten.“ (Zit. nach Raoul Löbbert, a.a.O.)

[82] – Sebastian Weiermann: Laschets ordnende Hand, nd-aktuell.de, 24.08.2021; https://www.nd-aktuell.de/artikel/1155884.nathanael-liminski-laschets-ordnende-hand.html?sstr=liminski – aufgerufen am 09.05.2021.

[83] – Siehe https://www.initiative-pontifex.de/ – aufgerufen am 05.09.2021.

[84] – Unter anderem mit diesem Buch – Nathanael Liminski (Hrsg.): Generation Benedikt: Lebensfragen junger Menschen – Antworten im Geiste des Papstes, Gütersloh 2007.

[85] – Vgl. Steffen Zimmermann, a.a.O.

[86] – Nathanael Liminski: Junges Gesicht der Kirche in den Medien, Der Fels, 6/2007, S. 166.

[87] – „[…] im Erzbistum Köln ist das Opus dank der Protektion durch […] Kardinal Joachim Meisner ein Machtfaktor. Dort ist der Deutschlandsitz der Prälatur. Wichtige Positionen in der Bistumshierarchie sind nach wie vor in Opus-Dei-Hand. Ein Jugendfreund Liminskis erinnert sich: ‚Man kann kein engagierter Kölner Katholik sein, ohne mit dem Opus in Berührung zu kommen.‘“ (Raoul Löbbert, a.a.O.) Siehe auch Peter Wensierski: Die Geheimdiener Gottes, spiegel.de, 03.12.2006; https://www.spiegel.de/politik/die-geheimdiener-gottes-a-097d918a-0002-0001-0000-000049767389 – aufgerufen am 09.05.2021.

[88] – Es handelte sich um Stephan Georg Schmidt; siehe dazu Till-R. Stoldt: Personalpolitik Kardinal Meisners in der Kritik, welt.de, 12.11.2006; https://www.welt.de/print-welt/article93864/Personalpolitik-Kardinal-Meisners-in-der-Kritik.html – aufgerufen am 05.09.2021.

[89] – De Maizière über seinen damaligen Mitarbeiter: „Ich habe ihn als loyalen, verschwiegenen und blitzgescheiten Mitarbeiter erlebt.“ (Zit. nach: Raoul Löbbert, a.a.O.)

[90] – Mariam Lau, a.a.O.

[91] – Eberle, Ausputzer, a.a.O.

[92] – Stephan-Andreas Castdorff: Armin Laschet und sein Strippenzieher, tagesspiegel.de, 21.02.2021; https://www.tagesspiegel.de/politik/mann-im-hintergrund-armin-laschet-und-sein-strippenzieher/25571144.html – aufgerufen am 06.09.2021.

[93] – Thomas Reisener, a.a.O.

[94] – Mariam Lau, a.a.O.

[95] – Thomas Reisener, a.a.O.

[96] – Sebastian Weiermann, a.a.O.

[97] – Eberle, Ausputzer.

[98] – Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[99] – Stephan-Andreas Castdorff, a.a.O.

[100] – So Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[101] – Sebastian Weiermann, a.a.O.

[102] – Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[103] – Mariam Lau, a.a.O.

[104] – Thomas Reisener, a.a.O.; siehe ebenso Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O. und Eberle, Ausputzer.

[105] – Thomas Reisener, a.a.O.

[106] – Jochen Trum: Laschets Leute, tagesschau.de, 11.07.2021; https://www.tagesschau.de/inland/btw21/laschets-leute-101.html – aufgerufen am 01.09.2021.

[107] – Steffen Zimmermann, a.a.O.

[108] – Zit. nach Mariam Lau, a.a.O.

[109] – Zit. nach ebenda.

[110] – Raoul Löbbert, a.a.O.

[111] – Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[112] – Lukas Eberle / Florian Gathmann / Christoph Hickmann, a.a.O.

[113] – Raoul Löbbert, a.a.O.

[114] – Patricia Hecht / Andreas Wyputta, a.a.O.

[115] – Balaguer, Weg, 851 (S. 189).