24. Jahrgang | Nummer 13 | 22. Juni 2021

Nonstop Nonsens

von Heinrich von Gyldenfeldt

Wortspiel und Wortwitz haben im Deutschen ja durchaus Tradition.

Ein Beispiel?

Die Gattin eines ausländischen Diplomaten wendet sich während eines Abendessens an ihren Tischherrn, den Reichskanzler von Bismarck: Die deutsche Sprache sei ja voller Rätsel! Da gebe es etwa die beiden Verben, „senden“ und „schicken“, die den gleichen Sachverhalt meinten. Warum bloß diese Doppelung? Darauf Bismarck, verhalten lächelnd: „Oh, da ist durchaus ein Unterschied zu konstatieren! Ihr Gatte, gnädige Frau, ist ein Gesandter, aber kein geschickter.“

Allerdings muss es bei Wortspiel und Wortwitz nicht immer so kultiviert – um nicht zu sagen intellektuell – zugehen wie bei Bismarck. Oft ist einfach nur handfester, im besseren Falle jedoch zumindest ebenfalls geistreicher Nonsens angesagt. In diesen Bereich des sogenannten Höheren Blödsinns – gemäß Definition des leider viel zu früh dahingegangenen Blödelgenies Ulrich Roski: „… ist nicht nur, wenn man trotzdem lacht, sondern auch nicht mehr weiß, warum“ – gehört zweifellos eine Aufforderung wie „Bilden Sie mal einen Satz mit … Hammsammsamm und Hattatta!“*

Ein megamultipler Wiederholungstäter dieses Genres, und noch dazu in Versform, ist Heinrich von Gyldenfeldt, der als (mittlerweile pensionierter) Soziologiedozent seine berufliche Vita an der Universität der Bundeswehr in Hamburg verbrachte. Ob dieses Biotop seiner Neigung förderlich war oder diese gar erzeugte, harrt noch der Klärung. Doch freundlicherweise schon mal gestattet hat uns H. von G., der seine Lyrik selbst als „Verse von der Brechstange“ apostrophierte, eine Auswahl derselben in lockerer Reihenfolge im Blättchen zu publizieren.

Die Redaktion

Einstein

Reisende in Richtung Gießen:
Einstein und die Türen schließen!

Voltaire

Liebt man sich am Schwarzen Meer,
so schmiert man sich die Knie Voltaire.

John Wayne

Der Arzt sprach zu Trudlinden:
„Ich kann sie nicht entbinden.
Es setzen zwar John Wayne ein,
Doch brauch’ ich erst den Krankenschein.“

Sandmann

Stirbt einmal die reiche Tante,

Tut man erstens sie ins Grab,

Betrauert zweitens die Verwandte

Und dann Sandmann drittens ab.

Diwan

Napoleon fuhr aus seiner Haut:

Man hatte ihm sein Rad geklaut.

Das ist zwar typisch Iwan –

Doch weiß man’s denn, ob’s Diwan?

Würze

Wie kann man die verlauste Jugend

Zurückführen zu Bürgertugend?

Ich kann nur sagen: „Guillotinen!

Ich Würze ja auch selbst bedienen.

Nase

Sie sprach zu ihrem Klempnersmann:

„Nase geh’n ja ganz schön ran!“

Christus

Der eine sprach zum andren Hahn:

„Ich guck mir’s nicht mehr lange an.

Nu steig herab von meinem Huhn,

Denn sonst Christus mit mir zu tun!“

Sokrates

Mein Herr, wo ist der Eintrittsschein?
Sokrates kommt man hier nicht rein!

Lenin

„Opa’s ist voll bis an den Rand!“
„Dann Lenin einfach an die Wand.“

Kranich

Wem ich mal einen Backs gegeben,

Den kann der stärkste Kranich heben.

Wetterbericht

Da röhrt ein Rothirsch auf der Balz.

Ich Wetterbericht sich gleich den Hals.

Grabstein

Nimm bloß die Flossen weg da, Mann,

Ich Grabstein Weib ja auch nicht an!

Göteborg

Fritz Schiller sagte: „Guten Tag,

Ach, Göteborg mir mal ’ne Mark.“

Seidenschals

Der Thron der Briten

wird wohl bald

als Rollstuhl hergerichtet,

es Seidenschals verzichtet.

(Einen Tag nach dem Ableben von Prinz Philippe am 9. April 2021 vom Autor von Bornholm aus der Redaktion telefonisch in die Tastatur diktiert.)

* – „Hammsammsamm-stag Fußball jesehn? Hattatta jerejnet!“