24. Jahrgang | Nummer 9 | 26. April 2021

KÖNIGSWUSTERHAUSEN LIED

von Henry-Martin Klemt

Wenn ich schlief, hab ich geschrieben.
Wenn ich sang, bin ich gerannt.
Nur die Lieder konnten fliegen.
Nur die Fische sahen Land.

Komm, wir teilen uns das Zimmer
und das dunkle, warme Brot,
scharfen Schnaps und Kerzenschimmer,
teilen uns das Morgenrot.

Denn hier reicht es nie für alle
und für einen wär’s zu viel.
Ohne dich schnappt zu die Falle,
knapp ein Leben vor dem Ziel.

Und dann liegt noch in Königswusterhausen
ein Schubschiff mit verbeulter Eisenhaut.
Wenn’s knistert in den Zigarettenpausen,
weiß auch der Bootsmann, dass das Eis bald taut.

Wenn ich liebte, fielen Schüsse.
Wenn ich träumte, starb ich fast.
Fand ich einen goldnen Schlüssel,
hat er in kein Schloß gepaßt.

Wie es aus den Wäldern schallte,
habe ich zurück gebrüllt.
Immer neu, blieb ich der Alte,
von der Nacktheit gut verhüllt.

Und dann liegt noch in Königswusterhausen
ein Schubschiff mit verbeulter Eisenhaut.
Wenn’s knistert in den Zigarettenpausen,
weiß auch der Bootsmann, dass das Eis bald taut.

Komm, wir teilen uns das Zimmer
und das dunkle, warme Brot,
scharfen Schnaps und Kerzenschimmer,
teilen uns das Morgenrot.

Denn hier reicht es nie für alle
und für einen wär’s zu viel.
Ohne dich schnappt zu die Falle,
knapp ein Leben vor dem Ziel.

März 2021