24. Jahrgang | Nummer 5 | 1. März 2021

Schönes Lied

von Henry-Martin Klemt

Zwei, drei Tausend Satelliten
können uns die Welt schon bieten
die sich kaufen lässt und mieten.
Was wir atmen, ist ein Brei,
den wir hochfrequent erbrechen,
und die kryptischen Depeschen
längst verloschner Sterne sind wohl auch dabei.

Bald wird auf den Raumstationen
sich ein Sommerurlaub lohnen.
Aus noch unbesetzten Zonen
sehn, wie blau die Erde ist
und so klein und so zerbrechlich…
Dabei möchte ich tatsächlich
lieber wissen, wer ich bin und wer du bist.

Alles jetzt, zugleich und immer:
Flutlicht, Blitz und Kerzenschimmer.
Algorithmisches Geflimmer,
aber wir, die sterblich sind,
nichts vollenden, nur gestalten,
Kinder machen, Händchen halten,
werden schön sein, bis das Blut in uns gerinnt.

II/2021