23. Jahrgang | Nummer 17 | 17. August 2020

FREUNDLICHES LIED

von Henry-Martin Klemt

Lass uns was zusammen machen,
Buden bauen oder Drachen,
nackt mit Wasser uns bespritzen,
nachts am Lagerfeuer sitzen
und den Sternenspuren folgen
durch die Länder, übers Meer.

Lass uns was zusammen machen,
stärker werden mit den Schwachen,
eine bunte Fahne tragen,
Nazis aus der Stadt verjagen,
Siege feiern, weil das Leben
ohne uns nicht schöner wär.

Lass uns was zusammen machen,
eine Winternacht durchwachen,
uns aus sieben Häuten schälen
und im Kerzenlicht erzählen,
wie das ist, sich zu verlieben,
eckig, grade oder queer.

Lass uns was zusammen machen,
einfach tun, als ob die flachen
Steine niemals untergingen,
weiter übers Wasser springen,
ihre Wellenkreise ziehen,
nie zu leicht und nie zu schwer.

Lass uns was zusammen machen.
Wir gehören nicht den Sachen.
Fehlst du mir, werd ich dir fehlen.
Lass uns ein paar Stunden stehlen
und vor allem: Freunde bleiben
hundert Jahre ungefähr.

(Juli 2020)