Manchmal veröffentlichen deutsche Verlage eigenartige Bücher. Nun liegt gar ein Buch von Thomas Svardal in den Abenteuerregalen, das sich intensiv mit Lagerfeuern beschäftigt. O.k., der Mann ist Norweger und hat die große Natur nur so um sich. Im wirklichen Leben ist er allerdings auch kein Aussteiger, sondern Finanzanalyst bei der Nordea Bank. Wenn Svardal frei hat und sich nicht um große norwegische Geldbewegungen kümmern muss, streift er allein, mit Freunden oder der Familie durch die Wälder, macht Fotos und Feuer, gerne auch Feuerfotos und angelt mit Leidenschaft Forellen. Da dies alles bei Wind und Wetter geschieht, es in Norwegen noch ordentlich schneit und die Wälder riesig groß sind, ist er oft tagelang unterwegs. Um durchzuhalten und um sich aufwärmen zu können oder Wärmendes zu kreieren, benötigt Svardal spezielle Feuerstellen. Die heißen Flammen, die von den Urmenschen bereits mit aller Macht gehütet wurden, entfacht er in allen möglichen Varianten, oft sogar ganz ohne Hilfsmittel.
Damit man das Spiel mit dem Feuer nun nachmachen kann, schrieb der Norweger ein Buch mit heißer Feder. Der Leser sollte zunächst ignorieren, dass man in Deutschland kaum ein Feuer in Wald und Flur entfachen kann, ohne es im Vorfeld bei allen möglichen und unmöglichen Behörden anzumelden. Nach einigen Kapiteln kommt dann doch die Erinnerung an vergangene Waldbrände hoch und das Buch beginnt für eine Weile eigenartig zu werden.
In Norwegen gilt das sogenannte Allemannsrett, das jedem den Aufenthalt in der Natur erlaubt und die Möglichkeit einräumt, ein Feuer zu machen. Doch auch in dem nordischen Staat herrscht ein generelles Feuerverbot in der Zeit vom 15. April bis zum 15. September.
In „Am Lagerfeuer“ werden die deutschen Feuermachverbote genau erläutert und auch was beachtet werden muss, wenn ein Lagerfeuer auf dem eigenen Grundstück lodern soll. Abenteurer, die mutig genug sind und sich von den Verboten, Anmeldungen und Hinweisen nicht abschrecken lassen, sollten das Buch zur Hand nehmen, denn die verschiedenen Anzündmethoden sind wirklich interessant und aufregend. Genau, vergnüglich und lehrreich schildert der Norweger, was für ein Lagerfeuer alles gebraucht wird, welches Holz am besten brennt, welche Anzünder sinnvoll sind und wie Feuer anmachen überhaupt geht, wenn Streichhölzer und herkömmliches Anzündmaterial fehlen. Neben Kienspan und Fichtenreisern sind auch Moose, Flechten und Heidekraut sinnvoll. Und wer weiß denn, dass richtige Männer ein Feuer auch anpinkeln können. Schließlich erklärt Svardal, wie ein Feuer im tiefsten Winter brennt, was „Holzfellers Kaffeefeuer“ ist und welches Holz was bewirkt. Damit der Nachwuchs nicht an Handy und Tablet verkümmert, sollte er beim Holzsammeln, Essenvorbereiten und Feueranzünden unbedingt mit einbezogen werden. Beim Entfachen des Lagerfeuers wird es noch einmal interessant, denn der Autor setzt unter anderem den Drillbogen ein, Getränkedosen, alte Batterien (danach nicht wegwerfen!) und die Sonne. Und geklärt wird, dass Feuer nicht einfach nur Feuer ist, sondern man Pyramidenfeuer, Reflektorfeuer, Sternfeuer (für Faulenzer), Schlüssellochfeuer und Grabenfeuer unterscheidet. Ganz nebenbei und am Schluss des 158 Seiten umfassenden Buch sind Ideen für warmes Essen und Tipps für Naturfotografen aufgelistet. Insgesamt ist „Am Lagerfeuer“ ein lesenswertes Buch für alle Menschen, die durch die Natur wandern oder das schon immer mal wollten.
Thomas Svardal: Am Lagerfeuer. Aus dem Norwegischen von Ulrike Strerath-Bolz, Droemer Knaur GmbH, München, 160 Seiten, 19,99 Euro.
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