von Stephan Giering
The title that sells: Der Titel eines Buchs hat für den Verkaufserfolg die größte Bedeutung. Nachvollziehbar, denn ein Verlag muss Gewinn machen, um sich am „Büchermarkt“ zu behaupten. Die Titelworte sind deshalb die wichtigsten, die ein Autor schreiben kann. So ist es auch bei Büchern zum Thema Geld. In Dirk Laabs vor kurzem in der Deutschen Verlags-Anstalt München erschienenen Buch „Bad Bank. Aufstieg und Fall der Deutschen Bank“ spielen rhetorische Stilmittel beim vorgeblich so „sachlich-faktischen“ Thema Finanzpolitik zweimal eine wichtige Rolle. Schon die Wahl des Titels „Bad Bank“ impliziert, die Deutsche Bank sei nichts anderes als eine Auffangbank zur Abwicklung notleidender Kredite sanierungsbedürftiger Banken. Denn das sind in der Finanzwelt die sogenannten „Bad Banks“.
Der Subtitel „Aufstieg und Fall …“ kann als Anspielung auf oder Anlehnung an Brechts gesellschaftskritisches Libretto „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ oder an Duncan Hills Geschichte des Imperium Romanum „Aufstieg und Fall des Kaiserreiches“ verstanden werden. Denn auch in Laabs Buch geht es um eine einst mächtige Institution, die Deutsche Bank, deren Aufstieg endlos und unaufhaltsam schien und die nunmehr im Begriff sei, zusammenzubrechen. Das Sujet ist eine aus seiner Sicht „kriminelle Organisation“, mithin eine Täterin in einem real-existierenden Finanzkrimi. Laabs weckt durch seine Erzählweise beim Lesenden die Lust auf mehr.
Sein Buch beginnt, wie in einem guten Krimi üblich, mit einem Todesfall. Unterhaltsam geschrieben wird hier ein Spannungsbogen aufgebaut, der den Effekt hat, dass der Lesende das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Laabs setzt wirkungsvoll auf Emotionen, denn er ist Könner und Kenner in einem: Als erfolgreicher Filmemacher hat er sich intensiv mit den Geschäftspraktiken der Deutschen Bank auseinandergesetzt und sich in die komplexe Materie eingearbeitet. Als Buchautor versteht er es exzellent, das Publikum in einem unterhaltsamen Format die „Welt der Banker und Zahlen“ nahezubringen. In einem Punkt unterschiedet sich Laabs Buch dennoch von einem „echten“ Krimi: Die „böse Täterin“ ist bei ihm die Deutsche Bank -und die steht bereits auf dem Titel seines Buchs fest.
Nach der Lektüre versteht man besser, weshalb der Börsenwert der Deutschen Bank in den Keller gerutscht und sie aus der ersten „Börsen-Liga“ der EuroStoxx 50 Unternehmen geflogen ist.
Dennoch: Die Deutsche Bank gibt es heute immer noch und das Konzept einer „Bad Bank“ als Auffangbank „fauler Kredite“ ist eine bereits seit fast 90 Jahren existierende Vorgehensweise, um eine akute Insolvenz abzuwenden und Verluste teilweise wieder aufzufangen. Man denke an die Resolution Trust Corporation in der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre oder an das Bankstödsnämnden während der schwedischen Bankenkrise 1990–1992. Aktuell sind italienische Großbanken genauso gefährdet wie die Deutsche Bank, die zudem eine „global systemrelevante Bank“ ist. Dem deutschen Steuerzahler, also uns allen, wird bei einem „Crash“ entweder wieder eine „alternativlose“ Bankenrettung präsentiert werden oder es „krachen“ dann eben alle europäischen Großbanken ein, nicht nur die Deutsche Bank.
Interessant wäre es auch gewesen, wenn Laabs die unterschiedliche Herangehensweise bei der Bewältigung der Finanzkrise von 2008 in den USA und im EURO-Raum gegenübergestellt hätte. Die US-amerikanischen Banken sind nämlich wieder „on top“. Warum? Das wäre dann wohl ein Thema für ein neues Buch.
Dirk Laabs: Bad Bank. Aufstieg und Fall der Deutschen Bank, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2018, 560 Seiten, 28,00 Euro.
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