von Thomas Behlert
Immer wieder liest man neue Berichte über Wölfe, die sich in Deutschland auf rasante Weise verbreiten und nicht nur Freude und Glückseligkeit bringen. Leider ist in Sachen Abschuss und Geburtenregulierung noch nichts Einheitliches festgelegt, so dass jedes Bundesland andere Befugnisse bestimmt und sich mit Tierschützern und Bauern meist nicht einig werden kann. Es geht schon los, wenn ein Wolf im Straßenverkehr sein Leben aushaucht und keiner für den überfahrenen Beutegreifer verantwortlich sein will. Im Juni dieses Jahres musste die Autobahn 10 in Brandenburg zwei Stunden gesperrt werden, weil ein angefahrener Wolf auf der Fahrbahn lag und man auf den Amtstierarzt wartete. In Sachsen-Anhalt haben die verantwortlichen Stellen wenigstens schon eine Richtlinie für die Polizei ausgeben. Hier darf die Schusswaffe zum Einsatz kommen, wenn die Polizisten eine „Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ erkennen oder der Wolf schwer verletzt ist. In Schleswig-Holstein ist das schon wieder ganz anders, denn da muss der örtliche „Wolfsmanager“ geholt werden – wenn er denn greifbar ist. Im Sommer haben Polizisten erst nach Stunden ein Tier erschossen, da eben dieser Manager nicht angetroffen wurde. Noch perverser geht es in Sachen „Wolf“ in Niedersachsen zu. Da sahen einige Polizisten einem Tier beim Sterben zu, weil sie zum Handeln nicht die Berechtigung hatten und keiner aus den Behörden die Verantwortung übernehmen wollte.
Es kommt noch so weit, dass Polizisten bei diesen Aktionen seelischen Beistand brauchen, weil beim Sterben der Wolf ungewöhnliche Töne von sich gibt, sich windet und vielleicht sogar voller Blut ist. Obwohl die Wolfspopulation sich jährlich um 30 Prozent erhöht, sind gesetzliche Regulierungen nicht vorhanden und eine Definition, wann ein Wolf zum Problemtier wird, gibt es ebenfalls nicht. Der NABU sieht das natürlich anders. Er ruft einen „Tag des Wolfes“ aus und behauptet voller Stolz, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands hinter der Wiederansiedlung des Wolfes stehe. Hier wurden bestimmt nur die Bürger großer Städte befragt, denn im ländlichen Raum kommt es zu immer größeren Konflikten und die Schäfer fordern mittlerweile Gewehre, um ihre Nutztiere vor Angriffen zu schützen. Der Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen Schafhalter Wendelin Schmücker will sogar seinen Hirtenstab gegen ein Gewehr tauschen und hat deswegen eine Genehmigung zum Erwerb und Gebrauch von Waffen beantragt. Der aus dem niedersächsischen Winsen stammende Schafhalter bezeichnet den Fleischfresser als „Schädling“ und will verhindern, dass dieser sich weniger als auf 300 Meter der Herde oder menschlichen Behausungen nähert. Schmücker möchte damit den Wölfen beibringen, dass der Mensch seine Tiere schützt und es nicht ratsam ist, sich diesen zu nähern. Obwohl zum Beispiel Lüneburger Heidschnuckenzüchter durch den Wolf in ihrer Existenz bedroht sind, wird das Gewehr nicht zum Einsatz kommen, denn der Schütze muss einen Jagdschein besitzen und das zu schießende Tier dem Jagdrecht unterliegen. Mit Schrot zum Vergrämen der Wölfe sollte auch niemand herumballern, denn die pelzigen Tiere sind streng geschützt und das Waffengesetz sieht solch Tun nicht vor. Übrigens: Wer einen Wolf eigenmächtig tötet, kann mit einer Geldstrafe bis zu 50.000 Euro rechnen, oder mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.
Initiativen um mit dem Wolf auszukommen, gibt es in den Ländern mittlerweile zu Genüge. Die Bundesländer Bayern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und das Saarland möchten die Bevölkerung und die Landwirtschaft mit Maßnahmen zur Besenderung und Entnahme schützen. Vor allem in Ostdeutschland hat der Wolfsbestand rasant zugenommen. So gibt es in Mecklenburg-Vorpommern drei Wolfsrudel und sieben weitere Wolfspaare, die immer mehr Nutztiere reißen und Vorbehalte in der Bevölkerung spürbar machen. In Brandenburg, in dem 22 Wolfsrudel und drei Paare leben, rissen erstmals Wölfe ein Kalb in einem Aufzuchtstall. Elf Rudel siedeln in Sachsen-Anhalt und 14 Rudel in Sachsen, wobei man es hier im Tourismusgewerbe als Attraktion ansieht, da der Wald dadurch geheimnisvoll erscheint und Artenvielfalt demonstriert wird. Wer sonst nichts hat, muss wenigstens Wölfe vorzeigen können. Bis vor kurzem galt Thüringen „nur“ als Transitland, durch das die Wölfe auf der Suche nach besseren Gegenden ziehen und nur einzelne Wölfe in den Wäldern verbleiben und ganze Schafsrudel reißen oder sich mit Hunden paaren, wie geschehen in Ohrdruf.
Wer sich mit dem Wolf näher beschäftigt, wird merken, dass der Schaden bei der Nutztierhaltung rasant ansteigt. Der betroffene Landwirt kann allerdings nicht mit einer einfachen Entschädigung rechnen. Er muss vielmehr den „Tiermord“ innerhalb von 24 Stunden melden, einen wolfssicheren Zaun haben, Elektrolitzen, Flatterbänder und Hütehunde sein Eigen nennen. Doch das alles nutzt mittlerweile nicht mehr viel, denn einige Wölfe wurden zu „Problemwölfen“, ignorieren die Schutzmaßnahmen und nähern sich gar dem Menschen.
In anderen EU-Staaten wird über der Wolf ebenfalls kontrovers diskutiert. So wurden in Frankreich 40 Wölfe der Population entnommen, in Schweden dürfen die Tiere auf der Basis der Populationsentwicklung abgeschossen werden und in Dänemark wurde wiederum ein Jäger wegen der Tötung eines Tieres angeklagt, wobei ihm der Verein „Ulvefrit Danmark“, der für ein wolfsfreies Dänemark ist, zur Seite steht. Falls es in Deutschland zur Regulierung des Bestandes des Wolfes kommt und er auf der Liste der jagdbaren Arten auftaucht, sehen das die Jäger wiederum kritisch, denn ihre Meinung ist: „Diejenigen, die den Wolf angesiedelt haben, sollen ihn auch bekämpfen“. Außerdem wollen die Frauen und Männer mit dem Schießgewehr nicht Ziel von Anfeindungen durch die städtische Bevölkerung werden. Die Politik muss endlich tätig werden, denn in den Nachbarländern ist der Wolf im Jagdrecht bereits verankert. Ein gut funktionierendes Wolfsmanagement sollte bundesweit existieren, die Tierhalter bei Wolfsrissen besser entschädigt und der Wolf zumindest in kritischen Gebieten gejagt werden können.
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