von Thomas Behlert
Was macht man ins heiße Badewasser, damit der Körper sich erholt und am Ende duftet? Na klar, eine ordentliche Schippe Badesalz. Und das gleichnamige Comedy-Duo gehört seit den frühen 1990er Jahren zur sogenannten deutschen Spaßgesellschaft wie der Zusatz zum Bad, aber das hatten wir ja schon.
Aus Hessen kommen Henni Nachtsheim und Gerd Knebel, die dann auch immer wieder aufs Schönste diese Sprache in ihren Sketchen einbinden. Bevor sich die Zwei fanden, spielten die Künstler in bekannten Bands und sangen sich mit lustigen Liedern in die Hitparaden des Landes. Knebel mischte bei Flatsch mit, die etwas fieser und brachialer waren als an die anderen deutschen Gruppen, die mit Kinderliedern und anderen NDW-Firlefanz versuchten, die Charts zu erobern. Flatsch präsentierten „Die gute alte Zeit“, ein Lied über zwei ungleiche Freunde, das man unbedingt mal wieder hören sollte. Die Rodgau Monotones leben in ihren Songs bis heute die hessische Sprache aus und erklärten allen mit Nachdruck, noch mit Nachtsheim am Mikrophon: „Erbarme, die Hesse komme“.
Als Gerd und Henni dann Badesalz gründeten, trafen sie genau ins Schwarze, denn der Deutsche wollte lachen und das Umfeld mal für einige Stunden vergessen. Im TV lief dann die unvergessliche Sketchreihe „Och Joe“, die die Hessen bis in den letzten Winkel der Republik bekannt machten, auch wenn man hinter den Bergen nicht alles verstand und vermeinte, manch Spaß habe die Schmerzgrenze erreicht. ChristlichSozial eben. Dann folgte der herrlich wirre, verdammt lustige und brachial geniale Film „Abbuzze“, den bisher noch keine deutsche Komödie übertrumpft hat. Natürlich gingen Badesalz regelmäßig auf Tournee, veröffentlichten CDs und gaben in verschiedenen Filmen („Sams“, „Herr Bello“) Gastrollen, immer wieder gerne als Polizisten. Auch sind ihre Stimmen bei einigen Kinostreifen zu hören, wie: „Isnogud“ und „Das Kleine Arschloch und der alte Sack“.
Beim WDR „durften“ sie dann noch einmal eine kleine Reihe drehen, was aber zum Flop wurde. Seit dieser Zeit haben Badesalz keine Fernsehambitionen mehr, wie Henni Nachtsheim in einem Interview berichtete: „Da hat man uns das Herz gebrochen. Diese Aufführung führte schließlich dazu, dass wir alle weiteren Anfragen vom Fernsehen abgesagt haben. Es war sehr frustrierend, was der WDR da veranstaltete. Wir hatten so schöne Sendungen mit bekannten Kollegen, wie Pastewka, und konnten auf weitere Zusagen bauen. Wir waren vom Ergebnis, von der Sendezeit bitter enttäuscht und dass man aus sechs Sendungen drei zusammen panschte. Diese Fernsehlandschaft ist gezeichnet von Angst, von völligem Kreativ- und Qualitätsmangel und sie erstickt an der Formatierung.“
Neben ihren gemeinsamen Auftritten gehen Gerd und Henni auch mal getrennte Wege. Henni schreibt dann Bücher und Kolumnen über Eintracht Frankfurt und ließ auch „Herr der Ringe“ in einem Baumarkt auferstehen. Dagegen probiert sich Gerd Knebel musikalisch aus, grunzt mal Heavy Metal, dann rappt er wieder und geht schließlich mit einem lustigen Solo-Programm auf Tournee. Nun ist Badesalz aktuell und der Spaßfan kann endlich wieder intelligenten und brachialen Humor genießen. Zum einen gibt es das neueste Programm „Dö Chefs“ als DVD und nach 2004 endlich eine echte, wunderbar glänzende CD: „Mailbox Terror“. Da steht schon mal im Raum, wie über so lange Zeit ein Duo den Spaß am Leben hält und wie alles zusammen kommt. Henni Nachtsheim meint dazu: „Gerd und ich, wir haben verschiedene Herangehensweisen. Zunächst sitzen wir zusammen, entwickeln die Grundidee und schreiben erste Nummern auf. Danach arbeiten wir die Texte jeder für sich durch, schreiben neue Ideen hinzu, verändern und verbessern und schicken die Texte Ping-Pong ähnlich per E-Mail hin und her. Jeder zeigt dem Anderen die Veränderungen. Irgendwann kommt der Moment, in dem wir uns sagen: Unser Gefühl ist gut, das Programm können wir so lassen. Insgesamt ist es ein fruchtbares und intensives Zusammenspiel, ein konstruktives Miteinander. Ein halbes bis dreiviertel Jahr sind wir schon beschäftigt, um ein neues Programm auf die Beine zu stellen.“
Im Programm „Dö Chefs“ sind zwei Kneipenbesitzer, die vor ihren Kneipen agieren und sich gegenseitig die Schuld zuweisen, weil kein Gast kommt. Dann tun sich Henry und Paul, so die Namen der Wirte, zusammen und die Zuschauer erleben, was sich das Duo zu sagen hat, was sie unternehmen, damit alles besser wird. Das Chaos bricht aus, doch immer noch ohne Kunden. Es ist ein herrlicher Spaß, der leider zu schnell vorbei ist, aber von vielen Fans zum Lieblingsstück gekürt wurde.
Mit der CD wiederum erinnern Badesalz an frühere Zeiten, denn es gibt kurze Sequenzen, böse Späße, Telefonterror und hessische Freundschaften mit Max Mutzke, Andreas Kümmert und den Bessunger Pressköpp. Nach 14 Jahren Pause ein Album von Badesalz über wahnsinnige Baumarktangebote, den Gualamappa-Käfer, unverschämten Anrufen und einem Produzenten, der einen politischen Pornofilm drehen will. Unbedingt zu empfehlen.
DVD und CD bei Frau Batz Records / Indigo.
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