21. Jahrgang | Nummer 2 | 15. Januar 2018

Antworten

Edward Luttwak, Kriegstreiber – Sie sind immer noch der bellizistische Stinkstiefel, den man aus den Zeiten des Kalten Krieges in unguter Erinnerung hat. Auch wegen Ihrer grandiosen Fehlprognosen. 1983 etwa sagten Sie voraus, dass die Sowjetunion ihr Militärabenteuer in Afghanistan erfolgreich beenden würde, und wenige Jahre später waren Sie der Auffassung, dass Gorbatschows Entspannungspolitik die Grundlage für das Wiedererstarken der UdSSR als Militärmacht sei. Dieser Tage nun – und wieder im Brustton tiefster Überzeugung – forderten Sie die Bombardierung der nordkoreanischen Atomanlagen. Dass die südkoreanische Hauptstadt mit ihren knapp zehn Millionen Einwohnern in Reichweite der konventionellen Raketenwerfer und der Artillerie des Nordens liegt, sei kein Hinderungsgrund. Schließlich hätten die Südkoreaner jahrzehntelang Zeit gehabt, daran etwas zu ändern, aber nicht einmal Bunker in hinreichendem Maße hätten sie gebaut. Doch schließlich wären „die meisten der 20 Millionen oder so Bedrohten nur 20 Meilen weiter südlich ziemlich sicher“. Soll wohl heißen, diese Strecke könne man praktisch auch zu Fuß zurücklegen. Da muss nun den Südkoreanern nur noch jemand rechtzeitig sagen, wann sie sich auf die Socken machen sollen …

Jürgen Todenhöfer, umstrittener Mahner – Vermutlich sind Sie genau wegen der unbequemen Wahrheiten, die Sie verkünden, umstritten in zahlreichen Medien. Sie waren in Jemen und haben erneut auf das Grauen dieses Krieges hingewiesen. Ohne die Waffenlieferungen des Westens und seine logistische Unterstützung wäre dieser Krieg nicht möglich, sagten Sie der Berliner Zeitung. „Der Westen liefert Saudi-Arabien Waffen und dem Jemen Pflaster.“ Deutlicher kann man die hiesige Heuchelei kaum machen. Bleiben Sie umstritten und mahnend.

Hanno Rauterberg, ZEIT-Autor – „Wäre die Gesellschaft nicht gespalten – in Grundbesitzer und Grundlose –, würde die Kluft zwischen Reich und Arm nicht so weit aufspringen, wie sie es gerade tut. Und viele beschliche nicht das Gefühl, im schönen Wohlauf-Deutschland laufe etwas ganz grundverkehrt”, stellen Sie ebenso zutreffend wie vermutlich folgenlos fest. Pressefreiheit ist –nicht nur, aber auch – die Möglichkeit, die bittersten Wahrheiten auszusprechen, ohne dass die Politik dies mehr interessierte, als dass sie sich über deren Ventilfunktion freuen kann.

Bundesverfassungsgericht, frühzeitig Klarsichtiges – Ihre Juristen haben schon vor fünf Jahrzehnten gemahnt, „die Interessen der Allgemeinheit beim Boden in weit stärkerem Maße zur Geltung zu bringen als bei anderen Vermögensgütern“. Es verbiete sich, „seine Nutzung dem unübersehbaren Spiel der freien Kräfte und dem Belieben des Einzelnen vollständig zu überlassen“. Gut gebrüllt, Löwe – es hat nur nichts genützt …

Jan Fleischhauer, Spiegel-Kolumnist – Sie, den man eigentlich durchaus als Freigeist schätzen kann, äußerten – grundlos, wie sich zeigt – die Befürchtung, die CDU könne sich auf Forderungen der SPD einlassen, den Spitzensteuersatz zu erhöhen, und erklärten dramatisch: „Eine CDU, die den Spitzensteuersatz erhöht, hat sich mit dem Sozialismus gemeingemacht. Sie zeigt, dass ihr Werte wie Freiheit und Selbstbestimmung egal sind.” Meinten Sie jene CDU, unter deren Regentschaft besagter Spitzensteuersatz, und noch bis zum Jahr 2000, über der 50-Prozent-Marke angesiedelt war? Da hätten die Altbundesbürger jahrzehntelang ebenso im Sozialismus gelebt wie die Brüder und Schwestern östlich der Elbe und gleichfalls der Freiheit und Selbstbestimmung entbehrt. Dann wäre ja wirklich nur zusammengewachsen, was zusammengehörte. Man lernt doch nie aus …

Donald Trump, Workaholic light – Ihre hingebungsvolle und auf sich selbst bezogene Rücksichtslosigkeit bei der Ausübung Ihres Amtes dürfte Ihnen das Alleinstellungsmerkmal unter allen 44 Ihrer Vorgänger als USA-Präsidenten eintragen. Ein Wochentag, so ist dokumentiert worden, sah jüngst so aus: bis 11 Uhr: „Executive time“ / 11 Uhr: Termin mit Stabschef John Kelly / gefolgt von „Executive time“ / eine Stunde für das Mittagessen / noch ein wenig „Executive Time“/ dann ein 45-minütiger Termin zum Thema nationale Sicherheit / 15.45 Uhr letzter offizieller Termin / 16.15 Uhr Feierabend. Weiß man, dass unter „Executive Time“ individuelle Beschäftigung mit was auch immer zu verstehen ist (In der Kita heißt das wohl „Spielen“), lässt sich gut vorstellen, dass sich künftig mehrere Millionen Ihrer Landsleute zur Wahl in dieses Amt bewerben werden.

Londoner Unter- und Oberhäusler, gewählte wie bestallte – Knapp 25.000 Mal binnen fünf Monaten haben Sie sich am Dienst-PC in Porno-Seiten eingeklickt, was das Königreich fast ebenso erschüttert wie der Rauswurf der bisherigen BH-Lieferanten der Queen durch Elizabeth herself wegen Plaudertaschigkeit. Vielleicht ist die Aufregung über die Parlamentarier aber durchaus nicht-sexuell zu erklären. Dürfte doch nahezu jeder von ihnen darum bemüht gewesen sein zu verstehen, was mit einem Brexit überhaupt gemeint ist. Und die Suche nach verwandten Begriffen wie etwa dem „Interruptus“ auf diesbezüglich kundigen Webseiten wäre nur folgerichtig und ganz und gar nicht schweiniglig.

Radeburg, Dresden-nahe Gemeinde – Da Heinrich Zille in Ihren Mauern einst geboren wurde, nennen Sie sich gern – und durchaus akzeptabel – „Zille-Stadt”. Dass Sie nun den 160. Geburtstag Zilles am 10. Januar unerwähnt haben vergehen lassen, hingegen zehn Tage später einen „Schlafmützenball” veranstalten, scheint uns doch wiederum ganz originell und vor allem stimmig.

Horst Lichter, rheinische Frohnatur und ehemaliger Fernsehkoch – Zum Kochen, ließen Sie die Allgemeinheit wissen, haben Sie keine Lust mehr. Sie wollten künftig nur noch tun, was Ihnen Spaß macht. Deshalb verdienen Sie Bares nun, indem Sie Rares verscherbeln lassen. Überdies sind Sie offenbar beim ständigen Showspieler-Ensemble deutscher Fernsehanstalten engagiert und machen sich als solcher alles andere als rar. Fragt sich, wie lange das dem Publikum noch Spaß macht.

Pink, US-amerikanische Popsängerin – Sie dürfen, wie es die Nachrichtenagenturen weltweit verbreiten, in diesem Jahr erstmals die Nationalhymne der USA beim Super Bowl singen. Aha!