von Eckhard Mieder
Dieser Präsident mag verrückt sein; er ist Präsident. Dieser Mann mag einen an der Klatsche haben; er ist Präsident. Dieser Typ mag die Verkörperung all dessen sein, was politisch, moralisch und sonst-wie-isch bedenklich ist; der Typ ist gewählter Boss.
Ich weiß nicht genau – obwohl ich Latein-Unterricht hatte – wie die römischen Imperatoren an die Macht kamen. In dynastischer Folge? Alles blieb in der Familie? Gewählt? Von Senatoren, die damals die Wahlmänner waren, auf den Cäsaren-Stuhl gehievt? Ein bisschen Mord war gelegentlich dabei, vonnöten, pragmatisches Mittel. Intrigen gab es, Kungeleien, also das ganz normale Irresein der Politik? Und insgesamt die angenehme Verarsche – Brot-und-Spiele – des Volkes?
Ich weiß leider auch nicht sicher – obwohl ich mich für die Historie interessiere, aber ein Spezialist für irgendeinen Zweig, für irgendeine Frucht dieses weitverzweigten Welten-Baums (Yggdrasil?) bin ich nicht –, also weiß ich auch nicht hundert-pro-sicher, wie (eine Auswahl:) Karl der Große, Robespierre, Napoleon, Kaiser Wilhelm, Lenin, Stalin, Hitler, Franco ihr Ding machen konnten. Im Großen-und-Ganzen-Überblick kenne ich ein paar Fakten, von denen ich natürlich auch nicht weiß, ob es Fakten sind; ich werde allmählich irre, gottseidank bleiben mir das Mendelejewsche Periodensystem der Elemente, Newtons Apfel und der kluge Satz Albert Schweitzers: „Erst machen Menschen Häuser, dann machen Häuser Menschen“ (bevor sie die Häuser und sich selbst zerstören), und auch, dass ein Bier ein Bier ist und kein Eierlikör, scheint mir eine wahre Aussage zu sein.
Also: Ich weiß nicht, wie verrückt Donald Trump ist.
Mir hilft nicht, und niemandem hilft es, dass ein Psychiater in die Öffentlichkeit tritt und behauptet, Trump sei ein bösartiger Narzisst. Ein Wahnsinniger. Ich weiß nicht sicher, ob jemand mit einer erheblichen Machtfülle die Grenze zwischen Welt-Frieden (den es bisher nicht gibt) und Welt-Krieg (in dem wir uns schon befinden?) fühlt und kennt, oder ob er die Welt als riesigen Sandkasten betrachtet, in dem Militärs ihre irren(!!!) Schlachten schlagen. Unter uns, Freunde: Ich glaube, dass höhere und höchste Dienstgrade Fans von Zinnsoldaten sind und nicht von Zinnzivilisten.
Das unitäre Medien-Getrommel hilft gar, gar, gar nicht. Sehr, sehr, sehr wenige Ausnahmen ausgenommen (etwa wird zu denjenigen reportert, die Trump wählten), erfahre ich, dass Donald der Welt immerzu Kinnhaken verpasst: der westlichen Welt? der gesamten Welt? den hysterischen Politikern und Journalisten Europas (was ich auch nicht weiß, ich sollte schreiben: Deutschlands)? Ich erfahre, dass Trump ein Wüterich, ein Tyrann, ein Geisteskranker sei. Dass die Weltwirtschaft den Bach (den Hades?) runtergeht. Dass Trump für einen Superkrieg im südchinesischen Wasser sorgen wird. Dass Trump first Amerika ruiniert, after die Welt. Dass Trump den einen Tag verspricht, Australien von Kängurus zu befreien, und am anderen Tag will er Yvanka oder Melanie einen Diamanten und seinem Sohn einen Schulranzen von der Größe seiner Selbstbezogenheit schenken. Wenn er das alles ist, wenn er das alles will – nun ja. Schickt ihm den Krankenwagen mit den Sanitätern, die sich aufs Fesseln verstehen. Geht aber nicht, oder?
Ich werde derzeit an Kubricks Film „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte die Bombe zu lieben“ aus dem Jahre 1964 erinnert. In dem Film gib es ein paar Super-Fanatiker, Militärs, denen es nicht darauf ankommt, ein paar Millionen Menschen mit Wasserstoffbomben über die Wupper (respektive über die Moskwa oder den Potomac) zu schicken. Der einzige einigermaßen Vernünftige ist der Präsident der USA, im Film Merkin Muffley genannt. Allerdings kann auch er nicht verhindern, dass am Schluss des Filmes (der Geschichte?) Major Kong auf der Atombombe wie ein jubelnder Cowboy auf die Erde runterreitet. Der Rest sind ästhetische Atompilze zu majestätischer Musik.
Wenn Stephen Bannon, ich lese, er ist „Chefstratege der Regierung Trump“ und ein Freund von Schlachten, Kriegen, Kaputtmachen-um-Neu-aufzubauen, wenn er gerne von „Revolution“ und „Krieg“ spricht und sich als „Leninist“ bezeichnet –, wenn das alles in einer Macht-Ausübung mündet, dann weiß ich Bescheid. Schlussendlich. Bis dahin? Weiß ich nicht. Dr. Seltsam jedenfalls erhebt sich aus seinem Rollstuhl und ruft: „Mein Führer, ich kann wieder gehen!“ Hat wenigstens mindestens einer gewonnen.
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