von Thomas Behlert
Wie schnell doch so ein Jahr vergeht, sagt sich voll Schreck der Konsument, wenn er durch die Supermärkte streicht und die vielen Aufbauten mit Lebkuchen, Zimtsternen und Rumkugeln bemerkt. Dabei lagen viele Bürger noch vor kurzem am Strand und sonnten sich in der warmen Sonne. Die weihnachtliche Vorsaison wird mittlerweile immer früher begangen. Würde die Sonne in den Monaten Juni bis August nicht so stark scheinen, könnten wir wohl da auch schon Schokosterne und süße Männer mit Ruten und gut gefüllten Säcken bewundern. Ebenfalls sehr früh beginnen die Kalenderverlage mit dem Ausreichen ihrer Werke.
Schreibwarenabteilungen und vor allem Buchläden versuchen dann verzweifelt, Platz zu schaffen, denn irgendwie will man auch noch die Bücher mit Urlaubsgeschichten präsentieren. Allerdings mache ich hier eine Ausnahme und freue mich über die Kalender mit lustigen und vergnüglichen Bildern. Die Kalender vom Eulenspiegel Verlag können gar nicht früh genug erscheinen, denn die sind einfach wunderbar.
Seit ungezählten Jahren kommt aus diesem Berliner Verlag der Klassiker schlechthin: Eulenspiegels Postkartenkalender. Nunmehr wird das Jahr 2016 mit lustigen, manchmal zugleich auch fiesen und gemeinen Cartoons und Karikaturen angereichert, die den Betrachter immer wieder aufs Neue lachen lassen. Auf hartem Papier sind Kunstwerke von Mario Lars, OL, Tetsche, Rudi Hurzlmeier, Uwe Krumbiegel, Marian Kamensky und anderen dargestellt. Kein Thema wird ausgelassen, ob nun das unsägliche Fracking, mit dem man schnell und sicher ganze Landschaften zerstört (gegebenenfalls, wie in den USA, inklusive brennbarem Brunnenwasser aus dem häuslichen Hahn), die immer undurchdringlicheren Steuergesetze, Fußball, Politskandale, Preiserhöhungen und einfache Arztbesuche. Kittihawk veralbert mit seinem Cartoon die Welt der Gemüseesser. Ein Kunde, der sich die Nase zuhält, beschwert sich beim Metzger: „Das Fleisch ist ja schon ganz grün!“ Der Fleischer darauf: „Das ist für Vegetarier.“
Immer wieder tauchen Figuren mit besonders großen Nasen auf, mit unförmigen Körpern oder Tiere, die vergnügt und Witze reißend durch ihren Landstrich geistern. Wie meint der verschlafene Bürger auf Becks Cartoon? „Ich könnte auf Arbeit anrufen und mich tot melden.“ Muss man sich für spätere Lustlosigkeit unbedingt merken. Im Juli dann ein Pärchen mit sehr langen Nasen und übergroßen Füßen, gezeichnet von Herbert Papala: „Was soll die leere Flasche im Kühlschrank?“ „Könnte ja jemand kommen, der nichts trinkt!“ Eben – für jede Gelegenheit die richtige Antwort.
Und das Schönste: Die bunten Bilder sind alle hochglänzend und tatsächlich als Postkarten verwendbar. Garantiert abhörsicher!
Nun gibt es parallel zum Postkartenkalender noch einige weitere Kalender aus dem Hause Eulenspiegel, mit gewissermaßen einseitiger Tendenz; als da sind „Schweinischer Kalender“, „Gottloser Kalender“ und „Böser Kalender“. Beim letzteren muss der Betrachter manchmal ganz schön Nerven haben, denn es wird auf nichts und niemanden Rücksicht genommen. Nix von wegen „political correctness“. Doch man sollte cool bleiben und die achtundzwanzigmal Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung einfach genießen.
Tipp: Einen der genannten Kalender, oder am besten alle, in der Wohnung aufhängen und in regelmäßigen Abständen lachen, schmunzeln oder frösi (fröhlich sein und singen).
Rolf Lonkowski (Herausgeber): (Postkarten-, Schweinischer, Gottloser, Böser) Kalender 2016, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2015, je 28 farbige Postkarten, je 9,99 Euro.
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