von Henry-Martin Klemt
Wir, die uns an grauen Mauern stießen,
sind in bunter Ödnis aufgewacht,
lernen es, die Fremde zu genießen.
Unsre Heimat sind die Züge in der Nacht.
Wir, die uns erkennen als Gespielen
aus den Märchen hingeflossner Zeit,
sind nie mehr als einer unter vielen.
Fest zusammen hält uns nur die Einsamkeit.
Wir, die Kaisers neue Kleider nähen,
nichts verkauft sich besser als das Nichts,
hoffen, wenn wir uns im Spiegel sehen,
dass wir Spuren finden unseres Gesichts.
Wir, die wir als Kies am Wegrand enden,
ärgerlich geschüttelt aus dem Schuh,
wollten an das Leben uns verschwenden,
schaun dem Leben, wie es uns verschwendet, zu.
September 2014
Schlagwörter: Henry-Martin Klemt, Zuschauendes Lied