von Jürgen Scherer
Dieser mystisch-mythische Spruch hat ausgedient. Wie so oft in der Geschichte kam der Niedergang schleichend, fast unmerklich. Was geschah?
Sie kam als „Kohls Mädchen“ aus dem Osten und mauserte sich unauffällig beharrlich zur „Kanzlerin der Herzen“ im großen Deutschland, zu einer, wie sie es sagen würde, alternativlosen Führerin. Zunächst wurden große Hoffnungen auf sie gesetzt: Eine Frau im Bundeskanzleramt, eine Ostfrau, das ist die Zeitenwende, das lässt hoffen. Und sie hub an zu regieren, wurde zum Machtmenschen, der seine Minderwertigkeitsgefühle im Amt kompensieren lernte. Sie versammelte Deutschlands Elite unter dem Leitspruch „Wir sind wieder wer“ hinter sich und regierte durch… und durch. Leise und beharrlich, wie sie es während ihrer Ostzeit gelernt hatte. Sie hatte so großen Erfolg, dass sie sich in geschichtsvergessener Manier gleich ganz Europa zur Brust nahm und sich so kampferprobt der Frage stellen konnte: Was will, was soll Deutschland in der Welt?
Da ihr Lieblingsmitregent überm Großen Teich diese Frage auch stellte und gleich mit der Forderung verband, dieses demokratische Deutschland müsse, erwachsen, wie es nun sei, richtig Verantwortung tragen, fühlte sie sich so geschmeichelt, dass sie zu ihm sagte „Yes, we can“.
Nun kam es nur noch darauf an, das Volk davon zu überzeugen, dass zu einem „erwachsenen Land“ dazugehört, weltpolitische Verantwortung zu übernehmen, was in unseren Zeiten natürlich heiße, man müsse auch schon mal die militärische Karte spielen.
So machte sie einen vermeintlich gelungenen Schachzug, indem sie eine loyale Westfrau zur Verteidigungsministerin machte. Diese erfolgsgeile Blondine zog in kurzer Zeit an allen möglichen Strippen, um dem Volk sein Militär schmackhaft zu machen: Kitas für Soldatenfrauen, mehr Möglichkeiten, Beruf und Freizeit miteinander zu kombinieren. Überhaupt: die Bundeswehr als Spielwiese. Zusätzlich zur Familienfreundlichkeit sollte dem dem Militär eher abholden Volk die Attraktivität wehrhaften Tuns mit Bilderserien schmackhaft gemacht werden. Also ließ sich die ansehnliche Blondine in riefenstahlscher Manier vor schwerem Gerät ablichten. Doch dieser Schuss ging nach hinten los. Merke: Nicht jede Propaganda führt zum gewünschten Erfolg!
Aber unsere „Kanzlerin der Herzen“ hatte ja noch mehr Pfeile im Köcher, um das zurückhaltende Volk auf Weltgeltung und Weltverantwortung zu trimmen. Wieder wurde ein Ostpfeil auf die Reise geschickt.
Diesmal war es ein ehemaliger Pfarrer, der inzwischen mit Unterstützung westlicher Blockflöten zum Bundespräsidenten gekürt worden war. Auch er hatte vieles aus seiner Leidenszeit im Osten zu kompensieren und hüpfte mit Freuden auf den ihm hingestellten militärischen Gaul. In vollem Galopp erklärte er nun dem Volk, dass es gar zu glückssüchtig sei und sich auch mal wieder auf Leidensfähigkeit einstellen müsse. Außerdem müssten erwachsen Gewordene auch schon mal in Erwägung ziehen, mit Gewalt zu erziehen, die militärische Option also in Erwägung ziehen, wenn es um die Freiheit, auch der Völker dieser Welt, gehe.
Auch solche Aussagen fanden im Volk nicht den gewünschten Widerhall.
Nun hätte man meinen könne, dass diese Stimmung für die in Berlin vorhandene Opposition ein gefundenes Fressen gewesen wäre, die antimilitärische Haltung zu bestätigen und zu vertiefen. Weit gefehlt! Die eine Oppositionspartei hatte sowieso schlechte Karten, weil sie permanent als kommunistisch unzuverlässig desavouiert wurde und die andere huldigte dem Bellizismus, war also mit dem Kurs von Angela und Co. einverstanden. Auf wundersame Weise war es wieder eine Frau aus dem Osten, die das Hohelied vom eventuell unumgänglichen „robusten Einsatz“ unserer Bundeswehr im Ausland sang, eine Frau Katrin Göring-Eckardt…
Ex oriente lux? Eher schon „Ex oriente dux“!
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