17. Jahrgang | Nummer 21 | 13. Oktober 2014

Antworten

Fritz Klein, mehrfacher – In einem Nachsatz zu dem in unserer Ausgabe 20/2014 publizierten Kommentar von Carl von Ossietzky („Kavaliere und Rundköpfe“) hatte die Redaktion darüber informiert, dass der von Ossietzky aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ) zitierte Herr Doktor Fritz Klein „natürlich nicht identisch mit dem späteren Historiker und langjährigen Weltbühne– und Blättchen-Autor Fritz Klein“ sei. Das war durchaus korrekt – aber auch durchaus unvollständig. Denn bei dem DAZ-Autor handelte es sich um den Vater des Weltbühne– und Blättchen-Autors, wie uns Enkel und Sohn Wolfgang Klein jetzt dankenswerter Weise wissen ließ.

Uwe Steimle, Heimatkundler – Unterwegs mit Ihrem Programm „Fourschbar. 25 Jahre Kehre – Eine Heimatstunde“ (Tourneetermine im Internet), bringen Sie uns wieder einmal zu Bewusstsein, was auch zum Kern des historisch Geschehenen gehört: „Im Sozialismus kümmerte man sich um die Menschen und die Häuser verfielen, im …“. Dank Ihrer regelmäßigen linguistischen Einsprengsel – das sächsische Idiom betreffend – versteht dabei die Mehrheit im Saale auch brandaktuelle Slogans wie: „Hedgefonds, brauchdsch ni orbeiden“. Denen, die den jungen Bundesbürgern, also jenen, die bis zum 3. Oktober 1990 noch keine solchen waren, gerade in diesem Jubiläumsjahr wieder mit besonderem Nachdruck erklären, wie sie gelebt worden waren, kommen sie mit Tatsachen: In Sachsen lernen heute noch zwei (in Worten: zwei!) Prozent aller Schüler an staatlichen Schulen das Schwimmen. Man wünscht nach Ihren Einlassungen noch sehr viel mehr, als man es zuvor sowieso schon tat, dass politische Ignoranz, Inkompetenz, Dummheit und Arroganz doch ausrottbar wären oder ihre Träger wenigstens in sich gingen und schwiegen. Zugleich aber fühlt man sich dabei wie zwischen Baum und Borke, denn erfüllte sich der Wunsch, es wäre perdu mit Programmen wie dem Ihrigen, und da fragt man sich denn doch bange: Will ich das wirklich?

Alfred Hussong, bayerischer Pilzkenner – Sie warnten kürzlich vor dem Grünen Knollenblätterpilz und anderen hochgiftigen Leckereien. Die „dritte Jagd“ bereitet allerdings erst richtig Freude, wenn sie mit Entdeckerlust verbunden ist. Auch dafür haben Sie den passenden Rat: „Wenn man eine neue Art anpackt, sollte man sie erst mal allein, also nicht im Mischgericht, probieren und schauen, wie man sie verträgt.“ Mit Verlaub, dem werden wir nicht folgen! Es gibt verlässlichere Methoden rauszubekommen, ob unsere Neufunde giftig sind oder nicht…

Sam Shepard, Intellektueller & Filmstar – Über die USA gaben Sie dem Freitag kürzlich zu Protokoll: „Mit uns geht es zu Ende. Wem das nicht klar ist, der glaubt noch an den Weihnachtsmann. Amerika bewegt nichts mehr. […] Das Gesicht der USA findet man heute in der Fernfahrerkneipe irgendwo in Sallisaw, Oklahoma. Und es ist einfach verzweifelt.“ Aber warum die Welt immer noch so besessen sei von US-amerikanischer Kultur, lautete die Anschlussfrage. „Oh, weil alle dem US-Märchen aufsitzen, dass man es hier schaffen kann. Aber man schafft es nicht.“ Einspruch: Er habe es doch ganz gut geschafft. „Ja, aber ich […] hab’s überhaupt nicht versucht.“ Herzlichen Dank für diese Klarstellungen. Wenn man sich hierzulande vergleichbar äußert, muss man gewärtig sein, das Brandzeichen „anti-amerikanisch“ aufgedrückt zu bekommen …

Wolfgang Niedecken, Unwissender aus Köln – „Was wussten wir denn schon“, röhren Sie momentan mit der inzwischen auch Rost angesetzt habenden Maschine Birr durch alle Dudel-Röhren zumindest der beigetretenen Bundesländer. Unsere Antwort auf Ihre Frage: Alles, (fast) alles hätten Sie wissen können. Wenn Sie denn gewollt hätten. So ist dieses herzzerreißende Gewimmere einfach nur peinlich. „Oberpeinlich“ würde unser Nachwuchs sagen. Wir ergänzen: „Fremdschämen ist angesagt.“ Wir schämen uns, auch für dieses Heranschmieren des Herren Birr.

Maria P., ehemalige Cheerleaderin der Buffalo Jills – Gemeinsam mit weiteren Aktricen amerikanischer Football-Teams klagen Sie nun gerichtlich gegen eine ausgebliebene Bezahlung ihres verdienstvollen und ganz sicher auch strapaziösen Tuns; auch das Verbreiten guter Laune ist schließlich harte Arbeit. Man darf für die deutschen Volksparteien nur hoffen, dass die auch dort längst etablierte Stimmungsmache durch menschliche klatschpappen- und oder fähnchenschwenkende Optimismus-Turbos ihre beauftragenden Parteien künftig nicht ebenfalls zur Kasse bitten; eine Menge der Wahlkampfkostenerstattung ginge dann wohl an sie verloren.

Karl-Theodor zu Guttenberg, Politphoenix – Ihre Schamfrist scheint abgelaufen, seit Sie dank eines ausgewiesenen Plagiats, dem Sie Ihren akademischen Titel dankten, 2011 zwischenzeitlich Ihren ministeriellen Hut nehmen mussten. Nun will CSU-Chef Seehofer Sie für eine Podiumsdiskussion zur Außenpolitik beim Parteitag der Christsozialen im Dezember gewinnen. „Meine Tür steht offen für Karl-Theodor zu Guttenberg“, ist Seehofer diesbezüglich zitiert worden. Es dürfte ein Einfallstor für ein Comeback werden. „Unrecht Gut gedeihet nicht“, sagt ein Sprichwort fälschlicherweise; es gedeiht nur manchmal etwas später.

Daniel Bahr, auch schamlos – „Es wäre ja verwunderlich gewesen, wenn ich jetzt für die Autoindustrie arbeiten würde.“ Stimmt, als Bundesgesundheitsminister waren Sie durchaus der Versicherungswirtschaft nützlich („Pflege-Bahr“). Warum soll man da ohne Not die Branche wechseln? Ihre Kreativität können Sie fürderhin als Generalbevollmächtigter der Allianz Private Krankenversicherung entfalten. Gute Freunde sind halt dankbar. Ein Vorstandsposten soll wohl auch schon in Aussicht stehen…

Sarah Palin, Realsatirikerin – Als es noch darum ging, Obama zu verhindern, haben Sie sich als Repräsentantin der ultrakonservativen Tea-Party weit, weit aus dem Fenster gehängt und sich dabei nie geniert, sich mit diversen Äußerungen regelrecht zu entblöden. Nun ist es zumindest politisch still um sie geworden. Auf Ihrem eigenen Internetkanal fordern Sie zwar noch immer tapfer ein Amtsenthebungsverfahren für Obama, eine deutlich größere Rolle spielen dort aber Kochrezepte und Schießanleitungen. Die Washington Post erwartet als nächste Stufe Ihres verdienten Abstiegs, „dass die Familie als nächstes in einem Mayonnaise-Werbespot erscheint.“ Wohlan, unser Segen ist diesbezüglich mit Ihnen, denn kleiner kann ein Schaden nicht sein, den Sie anzurichten vermögen.

Mario Czaja, Polit-Jungtalent der Berliner CDU – Was Sie so alles bemerken! „Wir erkennen bei den Herkunftsländern Veränderungen, die sich an den Konfliktherden dieser Welt orientieren.“ Toller Satz. Sie erkennen Veränderungen, die Menschen zu Flüchtlingen machen. Wegen der Konfliktherde. Die liegen aber woanders liegen. Aber man orientiert sich an denen. Vielleicht verändern Sie einfach mal ihre Flüchtlingspolitik, ehe Sie die Welt weiterhin mit solch Geschwiemel beglücken?

Hamid Karzai, Einsichtiger – „Die Vereinigten Staaten waren nie erpicht darauf, Afghanistan Frieden und Stabilität zu bringen.“ Diesen tollkühnen Satz teilten Sie kurz vor Ihrem präsidialen Abgang mit. Wir beglückwünschen Sie zu dieser Erkenntnis. Nur: Warum sagen Politiker so was immer erst dann, wenn sie ihren Hut nehmen und von der Bühne abtreten?