17. Jahrgang | Nummer 7 | 31. März 2014

Antworten

Reinhold Andert, kritischer Geist – 70 sollen Sie geworden sein? Wir wollen es nicht glauben! Also reihen wir uns demütig ein in die lange Schar der Gratulanten, und scheuen uns nicht, von Ihnen zu verlangen, dass Sie doch gefälligst noch ein paar Jahrzehntchen darauflegen mögen – und die Welt weiterhin so mit Nachdenklichkeiten, Anregungen und Widerspruch nerven, wie wir es bis dato dankbar von Ihnen gewöhnt sind. Vielleicht fällt auch mal ein Textelchen fürs Blättchen ab? Gern auch Poetisches, wir schätzen Ihre Verse außerordentlich!

Franziskus, Heiliger Vater – Wir verstehen, dass Sie noch immer eine gewisse Scheu vor den Hallen des Vatikans empfinden. Schlimm genug, dass es in Ihrem Unternehmen offensichtlich Mitarbeiter gibt, die bei gewissen Logistikunternehmen Kokain ordern wie unsereiner gelegentlich Bücher im Versandbuchhandel: Aber dass das Pulver mit den übersinnlichen Nebenwirkungen nun auch noch in Kondomen verpackt war, also das ist schon unerhört!

Barack Obama, Oberhirte des Völkerrechts – Sie lieben symbolische Orte für Ihre Auftritte. In Deutschland zum Beispiel Brandenburger Tore oder Siegessäulen. Am 24. März musste Rembrandts „Nachtwache“ im Amsterdamer Rijksmuseum dran glauben. Vor der das Bild schützen sollenden roten Kordel verkündeten Sie starke Worte gegen diesen russischen Napoleon. Offensichtlich schien Ihnen die hinter Ihrem Rücken aufmarschierende wehrhafte Amsterdamer Schützenkompanie symbolträchtig genug, um den Räuber aus dem Kreml mit einem gewissen Nachdruck in die Schranken zu weisen. Ihre Berater hätten genauer hinschauen sollen: Da tritt ein ziemlich ungeordneter Haufen an, und die First-Lady im Zentrum des Bildes hat ein Suppenhuhn am Gürtel hängen. Wie war das doch gleich mit dem Verhältnis zwischen Tragödie und Farce?

Julia Timoschenko, Bandscheibenpatientin – „Ich würde all meine Beziehungen geltend machen und die ganze Welt erheben lassen, damit von Russland nur ausgebrannter Boden übrig bleibt“, so verkündeten Sie dieser Tage. Es ist gut, dass nicht „die ganze“ Welt Ihrer Erhebung folgen wird. Unser Rat: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Genesung und den Verbrauch Ihrer bescheidenen Rücklagen. Nicht zuletzt die Ukrainerinnen und Ukrainer würden ihnen dankbar sein. Auch die möchte gern am Leben bleiben.

Rudi Völler, Fußballerdirigent – „Wenn du so viele Spiele verloren hast, dann fehlen die Argumente, es vernünftig rüber zu bringen.“ Wir beglückwünschen Sie zu diesem großartigen Beweis von Lernfähigkeit. Immerhin brauchten Sie zu dieser Erkenntnis nur elf Niederlagen in Folge. Andere lernen es nie. Es gibt eben nur ein’n Rudi Völler…

Sevim Dagdelen, MdB und Große Naive der Linken – Auf Wunsch einiger Strippenzieher im Bundesvorstand der LINKEN soll Janine Wissler, verbalradikale Realpolitikerin aus Hessen, Vizechefin der Partei werden. Sie werden ob dieser klammheimlichen Personalplanungen in der Berliner Zeitung zitiert: „Eine Nachfolge gibt es nicht. Wir sind schließlich keine Monarchie.“ Sie müssen dank ihrer vielen Reisen etwas nicht mitbekommen haben: Frau Wissler gehört, so Parteichef Riexinger, „zum viel versprechenden Personaltableau der Linken.“ In der SED hieß das „Nomenklatura A“. Personaltableau klingt chiquer, meint aber dasselbe. Sie gehören nicht dazu?

Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy, Eiskunstzauberer aus Chemnitz – Wir gratulieren zum fünften Weltmeisterschaftstitel und fänden es gut, Sie würden noch mit Irina Rodnina und Alexander Saizew (sechsfaches Meisterpaar) gleichziehen können. Überhaupt nicht nachvollziehbar ist für uns die beharrliche Ignoranz der ideologischen Hartholzköpfe der Herren der bundesdeutschen Sportförderung gegenüber Ihrem Trainer Ingo Steuer. Angesichts des Dauertiefs, in dem sich der deutsche Wintersport befindet, kann man über so viel Wirklichkeitsverweigerung nur den Kopf schütteln.