17. Jahrgang | Nummer 5 | 3. März 2014

Antworten

Wolfgang Sabath, Blättchen-Urgestein – Seit dem 6. März 2011, da der Krebs Sie besiegt hatte, weilen Sie nicht mehr unter uns. Und damit auch unter den Blättchen-Machern, deren sehr wichtiger und prägender Teil Sie Zeit der Existenz dieser Publikation waren. Es schmerzt noch immer. Unser einziger Trost ist unsere Gewissheit, dass Ihnen das stetig steigende Interesse an dieser Zweiwochenschrift ebenso gefallen würde wie uns. So möge es auch weitergehen.

Jan Brewer, Gouverneurin von Arizona – Dank Ihres Vetos ist ein vom Parlament bereits beschlossenes Gesetz nicht in Kraft getreten, das es Unternehmen in Arizona gestattet hätte, homosexuelle Kunden aus religiösen Gründen abweisen zu dürfen. Ihrer Haltung gilt unser Respekt, der Reflektierung dieses Vorgangs in der deutschen Presse als nachrichtliches Marginalium allerdings nicht. Man stelle sich das mediale Spektakel hierzulande vor, wenn dergleichen in Russland vor sich gegangen wäre.

Gerhard Lux, Deutscher Wetterdienstler – Dieser Winter sei so gut wie gelaufen, haben Sie kraft Ihres Amtes verkündet und versichert: „Da kann nicht mehr viel nachkommen.“ Ein köstlicher Kommentar auf diese Nachricht bei Spiegel-Online: Sicher, dass nicht Pofalla den Winter für beendet erklärt hat?

Alice Schwarzer, Steuerhinterzieherin zum Selbstschutz – Falls Der Spiegel, was schon vorgekommen sein soll, richtig liegt, dann haben Sie durch semiprofessionelles Krisenmanagement in Ihrer Steueraffäre gerade „Rufselbstmord“ begangen. Ihre Einlassung, das nicht versteuerte Konto in der Schweiz, das über 20 Jahre bestand, wäre quasi Ihr Notgroschen für den Fall Ihrer Vertreibung aus Deutschland gewesen, war ja auch wirklich grenzdebil – von juristischen und vor allem auch moralischen Aspekten ganz abgesehen. Doch wir, Das Blättchen, stellen für den Fall, die Hamburger Kollegen haben Recht, jede Kritik an Ihnen mit sofortiger Wirkung ein. Wir können einfach nicht anders – wir sind noch alte Schule: „De mortuis …“

SPD, alte Tante und immer wieder gut für üble Nachrede – Die Giftspritze Matthias Deutschmann behauptete nach der jüngsten Bundestagswahl: „Wenn es um ein bisschen Macht geht, dann verliert die SPD jeden Respekt vor sich selbst.“ Und Sie geben ihm gleich nach Eintritt in die Große Koalition Recht: Gemeinsam mit den Grünen hatten Sie in der vergangenen Legislaturperiode die Schaffung eines Gremiums im Bundestag gefordert, das die Vergabe von Rüstungsexporten transparenter machen soll. Und Ihr Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte gerade noch eine restriktivere Genehmigungspolitik in Aussicht gestellt und eine stärkere Parlamentseinbindung für wünschenswert erklärt. Als die Grünen aber jetzt bei einem Treffen der Parlamentarischen Geschäftsführer der Bundestagsfraktionen den Versuch unternahmen, die Gründung eines Bundestagsausschusses für Rüstungsexporte zu initiieren, haben Sie das zusammen mit der Union abgelehnt. Nicht dass wir wirklich anderes erwartet hätten …

Google, umtriebiger Innovator – Eines Ihrer Entwicklerteams will per Smartphone 3-D-Modelle von Flughäfen, Einkaufszentren und Wohnzimmern anfertigen, ist soeben zu lesen. Die Technik soll die Navigation in Räumen verbessern. Es gebe auch schon eine Idee für den kommerziellen Einsatz. Mit wenigen und dürren Worten ist hier nicht weniger als die finale Lösung jedweder menschlicher Wohnungsprobleme eröffnet. Denn da es die Weiterführung dieser Technik ja bereits gibt, ließen sich die 3-D-Modelle, einmal entworfen, über entsprechende 3-D-Drucker dann locker in „Flughäfen, Einkaufszentren und Wohnzimmer“ umsetzen und nirgendwo würde es dann an solchen mehr mangeln.

Hans-Peter Friedrich, Empathiebedürftiger – Nach Ihrem dolchstoßbewirkten Rücktritt als Minister haben Sie – nunmehr Opfer dieser bösen Welt – zwei sehr gegensätzliche Äußerungen getan. Hoffnung und Freude hat bei uns Ihr Versprechen ausgelöst, sich des Weiteren „aus der ganzen Sache (Edathy-Affäre – die Redaktion) rauszuhalten“. Regelrechte Panik hingegen hat Ihre nachfolgende Drohung verursacht:  „Ich werde nicht aufhören, Politik zu machen.“

Siegmar Gabriel, Fassungsloser – Über das Verhalten Sebastian Edathys, so haben Sie erklärt, sei die SPD „entsetzt und fassungslos“ und fordern daher den Parteiausschluss Ihres Noch-Genossen. Sehen wir von der auch für Edathy eigentlich noch geltenden Unschuldsvermutung ab, so bleibt interessant, dass es in der SPD im Fall des rassismusaffinen Genossen Sarrazin zu einer solchen Konsequenz nicht gereicht hat.

André Schmitz, Ruhestandsnutznießer – Nach dem ersten Schock über Ihre Beurlaubung vom Posten des Berliner Kulturstaatssekretärs und den öffentliche Ächtung Ihrer Steuerhinterziehung haben Sie sich ein Herz gefasst und folgen dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“. Nur so jedenfalls ist zu deuten, dass Sie sich Ihrer Unkündbarkeit als Beamter entsinnend, nun auf einem Ruhegeld bestehen, dass Ihnen beamtenrechtlich zusteht und Ihr finanzielles Polster noch einige Zeit lecker bereichern wird. Immerhin erhalten Sie nicht nur drei Monate lang Ihre bisherigen Bezüge weiter, sondern dann drei Jahre auch 71,75 Prozent davon als Übergangsgeld. Und wer lässt schon 6.000 Euro links liegen? Zumal der Ruf eh’ versaut ist. In Ihrem Falle aber immerhin wohl zu Recht.