von Henry-Martin Klemt
Dort, wo ich mit Mama geträumt habe: Du kommst zur Welt,
da waren die Straßen kaputt und die Felder bestellt.
An Brot wird’s nicht fehlen, an Freundlichkeit, Wärme und Licht.
Dort warn wir zu Hause, ein anderes wollten wir nicht.
Die Mächtigen logen, das Herz voller Angst und Verdacht,
doch niemanden hat seine Arbeit zum Bettler gemacht.
Das Geld war so leicht. Es fiel beinahe nicht ins Gewicht.
Dort warn wir zu Hause, ein anderes wollten wir nicht.
Wir lernten von Klügeren, wurden von Dummen belehrt
und haben uns manchmal mit Händen und Füßen gewehrt,
damit nicht die Wahrheit der Hoffnung die Augen aussticht.
Dort warn wir zu Hause, ein anderes wollten wir nicht.
Die Wohnung war eng und das Land für das Fernweh zu klein.
Wir kamen nicht raus und was draußen war, schrie auf uns ein:
der Hunger, der Krieg und die Gier, die den Menschen zerbricht.
Dort warn wir zu Hause, ein anderes wollten wir nicht.
Mit Freunden zu teilen war schön und es machte uns reich.
Wir waren den andern und sie waren uns niemals gleich.
Die Welt zu verbessern – und sei es mit einem Gedicht –
warn wir dort zu Hause, ein anderes wollten wir nicht.
(2008)
Mit freundlicher Genehmigung des Autoren entnommen dem Band „Als wär ich schön“, Publishers Werbeagentur Medien und Verlag GmbH, Frankfurt (Oder) 2010.
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