16. Jahrgang | Nummer 18 | 2. September 2013

Der Sieger

von Peter Hacks

Mit langen Schritten eilet nach Haus der Sieger
Vom Lager weg der Besiegten. Wohlgefällig
In seinem Ohre tönet ihr Röcheln wider.
Genug ja stritt er. Hinsank Bollwerk um Bollwerk
Vom Donnersturm des eisenköpfigen Tieres,
Bis da nichts mehr stand hielt, nicht Gürtel noch Brustwehr,
Und da nichts mehr zu retten war und nur Flehen
Um Gnade möglich. Wo wenn nicht hier für lebt man?
Und all dies köstlich erinnernd, einverstanden
Mit sich, der Welt und den Göttern, eilt er. Nicht, ach,
Der Tor, bedenkt er vieler Sieger Verhängnis,
Wie sie zu sättigen hatten den Besiegten,
Um ihn zu Kräften zu bringen, wie sie trösten
Den schwer Gekränkten mußten, eingehn auf seine,
Des nicht zu missenden – denn ohne ihn freilich
Warn sie nicht Sieger mehr – besondere Artung,
Wie keinem Tag sie fluchten gleich jenem, da sie
Im Jubel fuhrn durch die bebänderte Pforte,
Durchaus Geschlagne selbst, in Ketten selbst: Sieger.

Der Dichter und Dramatiker Peter Hacks starb vor zehn Jahren am 28. August 2003. Wir danken dem Eulenspiegel Verlag für die freundlicherweise erteilte Abdruckgenehmigung.