von Clemens Fischer
Wer Prenzlau noch aus jener Zeit, als der Fernverkehr keinen Bogen um die Stadt machte, als triste Ortsdurchfahrt in Richtung Usedom in Erinnerung hat, der wird seinen Augen nicht trauen: Der uckermärkische, über 826 Jahre alte Flecken hat sich bemerkenswert aufgehübscht für die diesjährige Brandenburgische Landesgartenschau (Laga). Die hat unter dem Motto „Die grüne Wonne“ ihre Pforten seit 13. April geöffnet und wird sie erst am 6. Oktober wieder schließen.
Neben dem eigentlichen, zweigeteilten Ausstellungsgelände wurde auch das Stadtzentrum herausgeputzt. Dort residiert ja von jeher die Marienkirche, ein ebenso mächtiges wie prachtvolles Beispiel der norddeutschen Backsteingotik, das zwar zu DDR-Zeiten erhalten, jedoch von einfallslosen Plattenbauten umzingelt wurde. Als Folge von Kriegszerstörungen, die Prenzlau zu 80 Prozent ausgelöscht hatten. Ein Teil der 35 Millionen Euro, die für die Laga investiert worden sind, kam diesem Teil der Stadt zugute.
Der eigentliche Besuchermagnet ist derzeit jedoch die Laga mit ihren beiden Arealen – Stadtpark und Seepark. Und das Motto – mit spürbarem Bemühen, den Bogen zum Berliner Dauerbrenner „Grüne Woche“ zu schlagen – ist reines Understatement, denn Grün allein herrscht auf der Laga keineswegs vor: Bunte Blumenpracht all überall!
Den Stadtpark mit seinem Bestand an großen, alten Bäumen, der noch vor zwei Jahren so verwildert war, dass er kaum passiert werden konnte, prägen jetzt rechteckige Flächen. Sie bilden das gestalterische Korsett und stehen für die „Felder der Uckermark“. Den Besucher erwartet dort eine üppige, saisonal wechselnde Blumenpracht.
Nahe des Eingangsbereichs ein besonderer Hingucker – der Rosengarten mit über 4.000 Rosen. In Gestalt so genannter Pflanzzimmer wird hier die Geschichte der Rosenzüchtung an Beispielen verdeutlicht.
Integriert in diesen Bereich der Laga sind jene Orte des Gedenkens, die im Stadtpark ihren dauerhaften Standort haben – der von den Nazis geschändete jüdische Friedhof ebenso wie das sowjetische Ehrenmal für gefallene Soldaten der Roten Armee. Auch die bei Brandenburger Landesgartenschauen traditionell gezeigten zeitgenössischen Mustergrabanlagen – sowohl mit klassischen Beispielen als auch mit neuen, hoch ästhetischen Formen der Gestaltung – befinden sich in diesem Areal.
Unmittelbar im Eingangsbereich des Seeparks steht die Blumenhalle, eines der Highlights der Laga. Das historische Gemäuer beherbergte einst die „Landarmen- und Korrigendenanstalt und hatte sich im Laufe der Jahre durch Vernachlässigung so viel Baufälligkeit erarbeitet, dass es im Zuge der Laga-Vorbereitungen abgerissen werden sollte. Die Adelung zum Baudenkmal kam dazwischen, so dass nun – wo einst Bettler und „gefallene Mädchen“ arbeitserzieherisch weben und Körbe flechten mussten – bunte Beete auf zwei Etagen die Besucher erfreuen. Auch eine mit faszinierenden Exemplaren bestückte Orchideenwand gehört zum Interieur der Halle.
Die Außenanlagen werden geprägt von kreisrunden Gestaltungselementen, die auf die „Augen der Uckermark“ – Seen, Sölle und Kirchenfenster – anspielen. Allein zehn Themengärten, unterhalb der Stadtmauer und des altehrwürdigen Dominikanerklosters platziert, sind so angelegt – mit Titeln wie „Duftgarten“, „Gräser und mehr“ oder „Kussgarten“. Auch ein „Rosenrausch“ benanntes Rondell macht seinem Namen alle Ehre.
Zum Seepark gehört auch der wieder hergestellte Weinberg auf der Südseite der Stadtmauer, von deren Zinnen man einen großartigen Ausblick auf Park und See genießen kann. Nicht zuletzt lockt in diesem Bereich ein großer Spielplatz mit vielen Attraktionen und Geräten vor allem Familien mit Kindern, und am Ufer warten Boote auf Gäste.
Insgesamt wurden auf dem Laga-Gelände, das etwa 13 Hektar umfasst, 600.000 Blumenzwiebeln gesteckt und 60.000 Gehölze gepflanzt. Bereits fünf Wochen nach Eröffnung der Schau war eine Besucherzahl von 60.000 zu vermelden, so dass die Zielmarke der Veranstalter von 300.000 Gästen ziemlich realistisch scheint. Prenzlau ist von Berlin aus ja gut über die Autobahn, aber ebenso mit dem Regionalverkehr und mit ICEs zu erreichen. Stettin mit seinen 600.000 Einwohnern liegt gar nur einen Katzensprung entfernt, 50 Kilometer. Und der Bürgermeister von Prenzlau heißt dann auch noch Sommer mit Nachnamen …
Schlagwörter: Brandenburg, Clemens Fischer, Laga, Landesgartenschau, Prenzlau