16. Jahrgang | Nummer 8 | 15. April 2013

Antworten

Ole von Beust (CDU), zum Orakel gewandelter Ex-Erster-Bürgermeister von Hamburg – Sie verkündeten jüngst aus Ihrer selbstgewählten Diaspora fern der aktiven Politik: „Die Stärke der CDU liegt allein in Angela Merkel. Gnade uns Gott, wenn sie mal nicht mehr da ist, aus welchem Grund auch immer. Dann fallen wir als Union in ein großes Loch.“ Also ehrlich, wenn wir jetzt einen Wunsch frei hätten …

Karl Theodor […] zu Guttenberg, Ex-und-hopp-Verteidigungsminister infolge gehäufter Plagiate und öffentlicher Lügen – Träumen ja immer noch einige von Ihrer Renaissance in der bundesdeutschen Politik. Allerdings loben Sie manche auf eine Weise, dass man denken könnte, die zählen nicht dazu. Sagte doch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder dieser Tage auf den Hinweis, Sie seien der erste gewesen, der mit Blick auf Afghanistan das Wort „Krieg“ in den Mund genommen habe: „Wenn das seine historische Leistung war, dann wollen wir das akzeptieren.“

Kurt Tucholsky, Nicht-vorgestellt-zu-werden-Brauchender – Lieber T., hatten Sie womöglich gerade so etwas Schreckliches wie „Haialarm am Müggelsee“ (Regie: Leander Hausmann und noch wer) gesehen, als Sie schrieben: „Eine der traurigsten Sachen, die es auf der Welt gibt, ist ein deutscher Schwank.“?

Hannelore Kraft (SPD), Ministerpräsidentin von NRW,
Olaf Scholz (SPD), 1. Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg,
Sigmar Gabriel (SPD), Häuptling der beiden und von noch ein paar anderen –
Ob des Umweltministers Peter Altmeier (CDU) Idee einer Strompreisbremse das akzelerierende Abmelken von uns Normalverbrauchern durch Staat und Stromkonzerne wirklich abgemildert hätte, werden wir nie erfahren, denn die Idee ist seit dem kürzlichen Energiegipfel im Kanzleramt mausetot. Erschlagen von Ihnen, Hannelore Kraft, mit dem Vorwurf an Altmeiers Adresse, er habe damit „die Industrie und die Ökostrom-Produzenten gleichermaßen verunsichert“. Und um ganz auf Nummer sicher zu gehen, haben Sie, Parteifreund Scholz, bei gleicher Gelegenheit nachgeholzt, die Verhandlungen mit der Stromwirtschaft solle doch das Kanzleramt künftig am besten selbst führen. Sie, lieber Sigmar Gabriel, hatten bei anderer Gelegenheit geäußert, dass die SPD „die Partei der fleißigen Leute“ sei. Das müssen dann ja wohl die Industrie und die Ökostrom-Produzenten sein! Wir danken für diese Klarstellung, die wir uns bis zur Bundestagswahl gut merken wollen.

Park Geun Hye, Präsidentin in Seoul – Sie haben ihr südkoreanisches Militär aufgefordert, Provokationen der Nordkoreaner schnell und hart zu beantworten. In Anbetracht des Va-banque-Spiels Kims des Dritten ist das ja sogar irgendwie zu verstehen; Ihre Auflassung hingegen, dass das Militär in besagtem Fall „ohne jede politische Überlegung“ reagieren solle, dürfte es in der Geschichte zu einem Alleinstellungsmerkmal bringen, denn bislang sind – selbst irreste – politische Überlegungen noch immer wenigstens vorgetäuscht worden.

Noch-Oberst Georg Klein, Aufsteiger – Wir möchten Sie beglückwünschen, da Sie als designierter Abteilungsleiter im neuen Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr bald in die Generalität aufrücken. In Kunduz auf Ihren Befehl mehr als 100 Menschen pulverisieren zu lassen, war für Sie also wenigstens nicht karrierehemmend. Ihr mit diesem Befehl augenscheinlich erwiesener persönlicher Mut zum Töten quasi aus der Schreibstube heraus findet damit nun seine mehr als adäquate Würdigung.

Christoph Schmidt, Ober-Weiser – Sie haben dieser Tage vor der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohnes gewarnt, da es sich dabei „um ein Spiel mit dem Feuer“ handele. Jeder Arbeitsplatz müsse sich wirtschaftlich tragen, sonst fiele er weg. „Daher muss der Mindestlohn niedrig angesetzt werden: 8.50 Euro ist entschieden zu hoch.“ Als neuer Chef der „Wirtschaftsweisen“ belegen Sie damit zugleich Ihre besondere Eignung für diesen Posten. Wie wäre es, wenn Sie als nächstes den Beweis führten, dass die Ausgabe von Essen- und Kleidungsgutscheinen gegenüber der Auszahlung von Löhnen mit grandiosen Standortvorteilen verbunden wäre? Damit würden Sie womöglich gar ministrabel …

David Haselhoff, televisionärer Rettungsschwimmer – Nachdem Sie jahrelang eher telegen als intellektuell einen kalifornischen Strandabschnitt bewacht hatten, ließen Sie die Popmusikwelt wissen, dass Sie nach Freiheit ausschauhalten, was man verstehen konnte. Irgendwerhat das mit dem Mauerfall in Verbindung gebracht, so dass Sie sich bemüßigt fühlten, kürzlich  vor Ort gegen die Öffnung der East Side Gallery zu protestieren. Nun hat der Sprecher des Bündnisses gegen diese Art von Maueröffnung wissen lassen, Sie nicht noch einmal für solchen Protest in Anspruch nehmen zu wollen, da Sie sich als „intellektueller Tiefschlag“ erwiesen hätten. Überrascht es Sie, wenn uns das nicht überrascht?

Fannie Mae, Aphroditische – Wir erinnern uns voller Empathie an jene Rolle, die Sie 2008 bei der Auslösung des zunächst amerikanischen und seither globalen Immobilien- und Finanzdesaster gespielt haben. Umso wärmer berührt uns nun die Nachricht, dass es Ihnen – wie schaumgeboren – wieder gut geht. 2012 haben Sie als Hypothekenfinanzierer jedenfalls einen Rekordgewinn erzielt, Ihr Schwesterninstitut Freddie Mac übrigens ebenso. Die paar Leichen, die diesen Erfolgsweg gepflastert haben, buchen wir gern als kollaterale Peanuts ab.