15. Jahrgang | Nummer 25 | 10. Dezember 2012

Rente

von Andreas Rebers

Und: Haben Sie schon vorgesorgt, oder haben Sie ausgesorgt? So wie ich. Ich war 15 Jahre im Vorstand der Allianz. Ich mache schon probeliving in verschiedenen Heimen, Psychiatrien und Anstalten. Damit ich weiß, wo ich später mal hinkomme, wenn ich nichts mehr merke. Verstehen Sie? Alzheimer und Co!!!
Aber das hier wird nix. Hier gibt es keine Wellness, keine Fitness, keinen Beach und keinen Pool, und zwischen Personal und Patienten gibt es keinen Unterschied. Das einzige, was sie hier finden ist, die Süddeutsche Zeitung. Dieses bolschewistische Kampfblatt, das die Menschen aufhetzt und eine Horrormeldung nach der anderen verbreitet.
Altersarmut!!! Die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher!!! Na und? Ist das mein Problem? Warum wird Misserfolg eigentlich immer als moralische Überlegenheit dargestellt? Und von wem? Na von der Süddeutschen Zeitung!
Vor zwei Wochen hieß es dann: „Die Allianz ekelt chronisch Kranke und schwere Fälle aus der KKH!!”
Völlig zu Recht. Wissen Sie, die Allianz bewegt im Jahr 1,6 Billionen Euro. Solche Summen kriegen Sie nicht zusammen, wenn Sie tote Pferde reiten. Insofern ist das völlig normal, dass die schweren Fälle ausgelagert, outgesourst werden. Die fassen wir dann zusammen in bestimmten Einrichtungen, und dann überlegen wir uns ein entsprechendes Finanzierungsmodell, das wir noch bereden werden, und das Ganze nennen wir dann Barmherzika. Im Grunde funktioniert das wie eine bad bank.
Wissen Sie, wie sich die Altenheim- und Pflegeindustrie auf die Zukunft vorbereitet? Da werden Portofolios erstellt. Geschäftsmodelle entwickelt. Meiner Meinung gibt es zwei. „Residieren oder vegetieren?“
Im Modell Residieren trinken sie ihren Kaffee Haag aus der Goldrandtasse und im Modell Resignieren fließt er über den Tisch, oder sie bekommen ihn intravenös. Abhängig ist das davon, was Sie eingezahlt haben und wie Ihre spätere Rente einmal aussehen wird, und wenn Sie jetzt resignieren, dann liegt das nicht an uns.
Wer hat damit angefangen? Wir???
Ich erinnere mich, es war im Jahr 1998. Wir hatten gerade eine Vorstandssitzung. Ich saß neben unserem Vorstandsvorsitzenden Henning Schulte Nölle. Wir waren zusammen im Corps Borussia Tübingen. Pflichtschlagend. Es waren noch ein paar andere Kollegen da von Thyssen, Krupp und Siemens … da klingelt es, und da stand dieser Gerd Schröder, dieser Rotzlöffel von den Jusos. Hatte gerade die Wahlen gewonnen mit diesem Fischerterroristen und wir fragen, was er will. Und er sagt, dass er mit Leuten am Tisch sitzen will, die wirklich was zu sagen haben. Ich frage, ob er denn auch ein Begrüßungsgeld dabei hat und er sagt: Ja. Die gesetzliche Rentenversicherung. Und er hatte schon ein Paar Begriffe vorbereitet, mit denen man was anfangen konnte. Also „Generationenkonflikt und Eigenverantwortung”. Dann hatte er diesen Fliesenleger mit im Schlepptau, diesen Riester. Und dann hat der Rürup dem ein Glas Schampus eingeschenkt, und dann haben wir ihm zugeschaut, wie er es getrunken hat. Und … man hat nicht erkannt, dass der ein Gewerkschafter war. Wir haben ihn natürlich gefragt, ob er Gewerkschafter ist, da sagt der: „Ja, aber nicht praktizierend!!“
Und dann hatte ich die Idee: Aus dem Riester mache ich ein Verb. Und jetzt können Sie riestern. Da zahlen sie 20 Euro ein und kriegen dreizehn Euro raus. Bombengeschäft. So was kann man mit Ihnen machen. Ich weiß jetzt nicht, was Sie jetzt machen? Ich mache jetzt Nickerchen.

Aus „Neues aus der Anstalt“ vom 13.11.2012. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors. Nächste Tourneestationen von Andreas Rebers sind – 15.12. München (Lustspielhaus), 29. – 31.12. München (Lach- und Schießgesellschaft), 04.01. Wien (Stadtsaal), 13.01. München (Lach- und Schießgesellschaft), 18.01. Miesbach (Waitzinger Keller).