14. Jahrgang | Nummer 16 | 8. August 2011

Antworten

Klaus Ernst, Linken-Chef – „Es erhärtet sich der böse Verdacht, dass hier die Rüstungsriesen Parteien gekauft haben, um tödliche Deals zu schmieren“, haben Sie mit Blick auf den Panzerdeal mit Saudi-Arabien festgestellt. Laut den Rechenschaftsberichten von SPD, CDU und CSU sowie der FDP hatten nämlich die Herstellerfirmen des Leopard zwischen 2002 und 2009 mehr als 600.000 Euro an Rot, Schwarz und Gelb abgeführt – arglos freilich und nur um die Förderung der Demokratie bemüht. Honi soit qui mal y pense …

DGB, gnadenloser Analyst  – In einer neuen Studie registrieren und beklagen Sie die Disproportionen zwischen angebotenem  und nachgefragtem Fachkräftepersonal für die deutsche Arbeitswelt. Und Sie schlussfolgern ebenso messerscharf wie kompromisslos, dass sich die Frage stelle, ob bei der Ausbildung in Betrieben und Schulen in den vergangenen Jahren ausreichend auf Zukunftsfelder und langfristige Anforderungen des Arbeitsmarkts gesetzt worden sei. Uns würde interessieren, wieviel Gewerkschaftsgeld für diese Studie aufgewendet werden musste, um Mitte 2011 zu einer solch überraschenden Fragestellung zu kommen.

 

Thilo Sarrazin, Retter des Abendlandes – Die Berliner „Bürgerbewegung Pro Deutschland“ wirbt für sich bei den anstehenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus nebst dem Abbild einer durchgestrichenen Moschee mit dem Slogan Wählen gehen für Thilos Thesen. Nun ist Ihnen diese Vereinnahmung immerhin so unangenehm, dass Sie diese verbieten lassen wollen. Aber es ist wohl schon so: Sage mir, wer sich auf dich beruft, und ich sage dir, wer du bist. Unsere herzerwärmt sozialdemokratischen Grüße sind Ihnen jedenfalls sicher.

Stefan Müller, parlamentarischer Geschäftsführer der CSU im Bundestag – Jugend (Sie sind erst Mitte 30) bewahrt weiß Gott nicht vor Torheit, aber muss man Torheit gleich mit einem politischen Amt bestallen? Mit Blick auf die derzeitigen Vermutungen, dass Ex-Anwalt Horst Mahler auch für die Stasi gearbeitet haben könnte, haben Sie Ihr smartes Haupt weit aus dem parlamentarischen CSU-Fenster gelehnt und Hans-Christian Ströbele zu erklären aufgefordert, ob er es im Kontext der Verteidigung von RAF-Mitgliedern seinem seinerzeitigen Bürokollegen gleichtat und ebenfalls Mandanten und andere für die Stasi bespitzelte. Für Ihr juveniles Verständnis von Kausalitäten stelle sich die Frage, „ob das Anwältekollektiv Ströbele/Mahler nicht eine West-Berliner Außenstelle der Stasi war“. Dass Ströbele als „Semi-Legaler der RAF und Bürogenosse eines Terroristen und DDR-Spions bis heute im Parlament das große Wort führen darf, ist unerträglich“, haben Sie nachgelegt. Nun nehmen wir Ihr Kausalitätsverständnis mal ernst und fordern von Ihnen, der Sie laut Eigenbiografie „verschiedene Tätigkeiten bei der Dresdner Bank und der Raiffeisenbank Seebachgrund, u.a. als Privatkundenbetreuer“ ausgeübt haben, zu beweisen, dass Sie wie viele Ihrer kollegialen Amtsbrüder keinem Bankkunden faule Anlagen und/oder windige Kredite aufgeschwatzt haben. „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“, hat Hoffman von Fallersleben so treffend gesagt. Wie auch immer: dass Sie eine große parlamentarische Zukunft haben, dessen sind wir uns gewiss.

Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) – So viel Heiterkeit in der Sommerloch-Zeit … : In einem Brief an den ZDF-Fernsehratsvorsitzenden Ruprecht Polenz haben Sie namens Ihres Verbandes die Programmgestaltung des Senders gerügt, mit dessen Auge man bekanntlich „besser sieht“. Nicht, dass uns dazu nicht auch einiges einfiele, dass Sie dem ZDF aber vorwerfen, es betreibe Wettbewerbsverzerrung, indem es in die Privatdomäne der Massenverblödung durch „attraktive“ Angebote“ wie amerikanische Serien eindringt, finden wir doch gar zu köstlich. Obwohl, oder gerade weil stimmt, was Sie sagen. Dabei ist das Prinzip weithin geläufig: Fresst Fäkalien, Myriaden Fliegen können sich nicht irren. Ein Copyright dafür hat Privat-TV aber nicht. Ob die Fäkalien privater oder öffentlich-rechtlicher Abkunft sind, wird „der Wettbewerb“ wohl aushalten müssen. Die Fliegen jedenfalls erfreut beides gleichermaßen.

Justus Demmer, RBB-Sprecher – Namens Ihres öffentlich-rechtlichen Senders und seiner Intendantin haben Sie die Kritik an der  avisierten Live-Übertragung der Hochzeit von Prinz Georg Friedrich von Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern und Nachfahre von Kaiser Wilhelm II. mit  Sophie Prinzessin von Isenburg zurückgewiesen.  Es gebe viele Hinweise, dass bei den Zuschauern ein Interesse an der Sendung bestehe, werden Sie in diesem Zusammenhang zitiert. Wir gratulieren der gebührenfinanzierten Einrichtung zu dieser neuerlichen Gipfelersteigung des immer hemmungsloseren medialen Verdummungsvolkssports. Ach, Max Liebermann …