14. Jahrgang | Nummer 14 | 11. Juli 2011

Dreck zu Dreck

von Sarcasticus

Egal, was der Mensch an Nahrungs- und Genusssmitteln auch immer zu sich nimmt, unseren Enddarm verlässt alles in ein und demselben Aggregatzustand – nennen wir ihn hier mit der dem Blättchen eigenen Contenance: Dreck.
Könnte es sein, dass diese Naturgegebenheit Nahrungsmittelproduzenten zu der Frage provoziert: „Wozu eigentlich der ganze Aufwand im Vorfeld, wenn doch alles auf dasselbe Ergebnis hinausläuft?“
Nun kann man Dreck sicher nicht übergangslos in die menschliche Nahrungskette einfügen, aber schrittweise vielleicht schon. Und in manchen Bereichen scheint man dabei ganz gut voranzukommen.
So landet nach einem Bericht der WirtschaftsWoche zunehmend Fragliches in den Trögen der landwirtschaftlichen Tierproduktion: vergifteter Müll aus Biodieselanlagen, abgelaufene Süßigkeiten und genveränderte Hefe. Etwa in Gestalt von M 183. Das ist ein so genanntes Milchleistungsfutter, bestehend aus einem Mix von Abfällen von Getreidemühlen, Zuckerfabriken, Schokoladenmanufakturen und der Sonnenblumenölproduktion, wie vom Hersteller Fürstenwalder-Futtermittel-Getreide-Landhandel zu erfahren ist. Vom Acker stammen lediglich 24,6 Prozent dieses Leistungsfutters.
Ein Einzelfall? Mitnichten! Mehr als die Hälfte des industriell erzeugten Tierfutters, so der Bericht der WirtschaftsWoche besteht mittlerweile aus Abfällen: Fischhäute, Kaffeesatz und Industriefette. Dieser Dreck enthält nicht selten Schadstoffe wie Pestizide, Dioxin, krebsverdächtiges Acrylamid und giftiges Methanol. Alles Stoffe, die nicht sehr gesundheitsfördernd sind – weder für Rind und Schwein, noch für den Menschen.
Und die Entwicklung geht weiter: Der Anteil von Getreide im Tierfutter in der landwirtschaftlichen Produktion, so prognostiziert der Deutsche Verband Tiernahrung, wird dieses Jahr von 48 Prozent auf unter 45 Prozent sinken. Der Trend wird zusätzlich befeuert durch die zunehmende Produktion von Biosprit: Während Mais, Soja und Raps früher vom Feld mehr oder weniger direkt in den Tiermägen landeten, machen sie heute häufig einen Umweg über den Bioreaktor. Übrig bleibt unter anderem Glycerin. Davon liefert etwa der Futterzusatzerzeuger Dr. Pieper aus Neuruppin pro Jahr 1.500 Tonnen aus der Biodieselproduktion direkt an Milchviehbetriebe. Das Zeug schmeckt süßlich und ist appetitanregend; entsprechend gern fressen es die Kühe. Experten halten allerdings nur einen Anteil von höchstens fünf Prozent Glycerin im Futter für vertretbar, weil der Bioabfall auch Schadstoffe, unter anderem den Blindmacher Methanol, enthalten kann. Kontrolliert jemand die Zugabemengen in der Glycerinmast? Fehlanzeige. Und wird die Frage untersucht, wie gesund Milch und Fleisch von mit Glycerin gefütterten Tieren für den Menschen sind? Nochmals Fehlanzeige.
Dafür werden aber immer öfter auch abgelaufene Lebensmittel unter das Futter gemischt – und seien es Schokoküsse. Das ist, so heißt es selbst aus behördlichen Kreisen, immer noch billiger, als abgelaufene Lebensmittel zu entsorgen. Und so landet via Verfütterung selbst krebsverdächtiges Acrylamid aus altem Brot, Pommes, Chips und Salzstangen via Verfütterung in Eiern, Milch und Fleisch.
Na wie gesagt, am Ende wird’s ja doch alles eins. Und so gesehen – lassen Sie sich den Appetit nicht verderben.