14. Jahrgang | Nummer 14 | 11. Juli 2011

Antworten

Steffen Seibert, Regierungsschweiger – wenn Ihr medial wahrnehmbares Aussehen Ihrem tätigkeitsbezogenen Empfinden entspricht, wären sogar wir bereit, Sie zu bedauern. Weniger indes um die immerhin ja freiwillig gewählte Rolle des – in diesem Falle – Regierungsschweigers, als der Sie uns haben wissen lassen, dass die Öffentlichkeit aus Gründen der „üblichen und auch notwendigen Geheimhaltung“ nichts über den geplanten Deal mit dem Menschenrechtshort Saudi-Arabien über die Lieferung von 200 nagelneuen Panzern erfahren darf. Eine leckere Aufgabe für einen Regierungssprecher, solch demokratische Musterverordnung verkünden zu dürfen. Übrigens, gegen Magengeschwüre gibt’s bestimmt was bei Ratiopharm …

Angela Merkel , großherzige – Das von Ihnen geführte (?) Kabinett hat soeben Steuersenkungen für 2013 beschlossen. In Anbetracht einer mindestens als sehr angespannt zu bezeichnenden Finanzlage unseres schönen Gemeinwesens darf das als sehr „mutig“ bezeichnet werden. Das Kalkül, den deutschen Stimmbürger für die 2013 zufällig ebenfalls anberaumten Bundestagswahl neuerlich für Schwarz/Gelb oder nur Schwarz gewogen zu machen, können wir ja reinen Herzens ausschließen. Sollte Ihr sozialpolitisches Gutmenschentum aber nicht die erhofften Folgen zeitigen, empfehlen wir die Übernahme der Sloterdijkschen Offerte, Abgaben der Bürger an den Staat überhaupt auf freiwillige Basis zu stellen. Ob das Staatssäckel den dann zu erwartenden Tsunami pekuniärer Zuflüsse bewältigen könnte, wäre aber abzuwarten

Matthias Kamann, bibelkundiger Hauptstadt-Journalist – Sie waren der Einzige, der’s gemerkt hat: Der wegen des AKW-Vorpreschens der Kanzlerin tief gekränkte Jürgen Trittin offenbarte auf dem Grünen-Parteitag am 25. Juni eine peinliche Unkenntnis in SCHRIFT-Sachen. Am 30. Juni, einem Donnerstag, stand das Atomkraftausstiegsgesetz der Koalition auf der Tagesordnung des Bundestages. Die Zustimmungsgenehmigung des Grünen-Parteitages für die Bundestagsfraktion galt als unsicher. „Lasst uns aus dem Donnerstag einen Gründonnerstag machen“, donnerte der sprachgewaltige Prophet Jürgen in den Saal. „Aber der Gründonnerstag ist doch kein Freudentag! Da wird Jesus verraten“, replizierten Sie, verehrter Kollege Kamann in der Berliner Morgenpost. Sie hätten noch ein wenig recherchieren sollen. Judas erhielt bekanntermaßen dreißig Silberlinge. Was bekamen die Grünen?

Peer Steinbrück, SPD-Erklärer – In der Juli-Ausgabe des Cicero. Magazin für politische Kultur, erhielten Sie Gelegenheit, „die Lage der SPD“ zu erklären. Ihr Fazit: „Ich bleibe dabei, die Republik hat im Augenblick keine schlaflosen Nächte darüber, wer Kanzlerkandidat der SPD wird.“ Wollen wir wetten? Auch im nächsten Jahr wird die Republik angesichts dieser Frage keine schlaflosen Nächte haben.

Christian Wulff, Bundespräsident – Nun ist es also amtlich: Sie haben samt Familie nicht nur Urlaub auf dem mallorcinischen Anwesen des umstrittenen AWD-Gründers Carsten Maschmeyer gemacht, sondern sich in ihrer Position als niedersächsischer Ministerpräsident gleich mehrfach mit dem „König der Klinkenputzer und Drückerkolonnen“, wie er in den Medien schon mal genannt wird, getroffen. Vielleicht um das Sponsoring des Finanzvertriebs AWD für das jährliche Sommerfest der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin zu besprechen? Dafür hat die AWD Holding mehrfach einen Beitrag von 25.000 Euro locker gemacht. In diesem Falle ehrte Sie Ihre Bescheidenheit: Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder erhielt von Maschmeyer immerhin eine Million Euro für seine 2006 erschienen Memoiren.
Eines Ihrer Treffen mit Maschmeyer, so räumte die niedersächsische Landesregierung jetzt auf eine parlamentarische Anfrage der Partei Die Linke ein, sei dem Thema „Optimierung Riesterrente“ gewidmet gewesen. Riesterrente? Ist das nicht dieser Goldesel für Versicherungen und Finanzvertriebe? Sie scheinen uns ein Anwärter für die Verleihung des britischen Hosenbandordens zu sein. Dessen Motto lautet bekanntlich: „Hony soit qui mal y pense – ein Schelm, wer Arges dabei denkt.“

Heiner Geißler, noch Schlichter? – „Der Bahnhof wird sowieso gebaut, das sage ich nur ganz nebenbei“, haben Sie jüngst auf einer Podiumsdiskussion in Tübingen verlautbart. Haben wir das mit dem Schlichten nur falsch verstanden?