14. Jahrgang | Nummer 12 | 13. Juni 2011

Antworten

Joseph S. Blatter, Transparenzbollwerk der FIFA „Es muss ein für alle Mal Schluss ein mit dieser hässlichen Kritik, mit Vermutungen über Betrügereien und Tricksereien. Unser Ruf steht auf dem Spiel.“ So teilten Sie es zorngewölbten Hauptes dem erschütterten FIFA-Kongress mit, der Sie huldvoll erneut zum Weltfußballkönig wählte. Ihr Ruf stünde auf dem Spiel? Aber Herr Blatter! Als Schweizer kennen Sie vermutlich nicht das Berliner geflügelte Wort: „Und ist der Ruf erst ruiniert, denn lebt es sich janz ungeniert!“ Außerdem, was ist denn schon passiert? Ihr Generalsekretär Jerome Valcke sieht das doch ganz nüchtern: „Was ich sagen wollte, ist, dass die Sieger ihre finanzielle Kraft genutzt haben, um Lobbyarbeit für ihre Bewerbung zu betreiben.“ Genau! In einem Sport, in dem selbst für Drittliga-Aufstiege eine Bankbürgschaft beinahe wichtiger ist als die sportliche Leistung, da wird man doch wohl noch eine Weltmeisterschaft kaufen dürfen.

Lorenz Caffier, CDU-Innenminister mit Camcorderfimmel – Haben sich doch am „Herrentag“ die volltrunkenen Besitzer eines Getränke-Einkaufswagens mit den ebenso volltrunkenen Besitzern eines Getränke-Bollerwagens in Warnemünde einen handfesten Streit um das schönste Trinkermobil geliefert. Dabei kam ein fröhlicher Zecher ums Leben. Wir finden das schrecklich. Aber ihre ministerielle Schlussfolgerung, dass „dieser Vorfall einmal mehr die Bedeutung der Videoüberwachung von öffentlichen Plätzen“ zeige, kann ja wohl auch nicht im Zustande vollkommener Nüchternheit gezogen worden sein. Auf so viel Scharfsinn erheben wir unser Glas!

Beate Wedekind, buntes Pressewunder – „Ich hab Gott sei dank nie mit Herrn Kachelmann geschlafen“, teilten Sie dem Fernsehpublikum in einer nicht besonders fairen, aber durch ihre harte Rüpeligkeit berüchtigten Streitsendung der ARD über den Freispruch des Wettermachers K. mit. Keiner wollte das von Ihnen wissen. Geladen waren Sie als fachkompetente Diskutantin – immerhin hatten Sie den Urteilstext gelesen. Im Flugzeug auf dem Wege ins Fernsehstudio. Schließlich bekannten Sie auch noch, dass die ganze Diskussion Sie eigentlich nicht interessiere. Warum in drei Teufels Namen haben Sie sich dann daran beteiligt? War nicht doch ein bissel heimliche Lust dabei mitzutun, ein Stück Wild quasi nach dem Abblasen der Treibjagd doch noch zur Strecke zu bringen, das Schützen durch die Lappen ging?

Arnaud Montebourg, junger Wilder der französischen Sozialisten – Es heißt, Sie wollen Präsident der Republik werden. Das nötigt uns Respekt ab. Aber so richtig sprachlos macht uns der folgende, Ihnen zugeschriebene Satz: „Die Entwicklung in Spanien zeigt uns, wo Sozialisten landen, die den Banken beistehen und das Volk im Stich lassen.“ Was wollen Sie nun werden? König von Spanien oder Präsident von Frankreich? Wem stand eigentlich die französische PS in den letzten Jahren bei und wem die deutsche Sozialdemokratie und wem die britische Labour Party und wem die griechische Pasok…?

Gregor Gysi, Rinderzüchter mit Abitur – Sie gaben kürzlich einer Münchener Postille, die bevorzugt in Frisörsalons und in den Maschinen von Billig-Airlines ausliegt, ein Interview, in dem Sie sich auch über den Nutzen praktischer Berufserfahrung im politischen Gewerbe ausließen: „Wenn man in die Politik geht, muss man melken können. Man muss auch eine Herde zusammenhalten können.“ Mit letzterem müssen Sie aber noch ein bissel üben – oder die Weidezäune regelmäßiger kontrollieren.

Fritz Felgentreu, zufriedener SPD-Schwarzfahrerfeind aus Berlin – Sie waren in dieser Woche zufrieden mit ihrer sozialdemokratischen Justizsenatorin. Die lehnte es auch für die Zukunft ab, „notorische Schwarzfahrer“ straffrei davonkommen zu lassen. Macht sie ja bislang auch nicht: Von den 332 Insassen des Knastes in Plötzensee sitzen momentan 132 wegen mehrfachen Schwarzfahrens ein, 93 ausschließlich deswegen; vor allem Alkoholiker, Drogenabhängige, Obdachlose. Das „Erschleichen von Fahrleistungen“ – so drückten Sie es aus, müsse strafbar bleiben, damit der „Grundgedanke der Generalprävention“ nicht außer Kraft gesetzt werde. 6,90 Euro „Fahrleistungserschleichung“ gibt Knast, mehrere Millionen aus de dacto öffentlichen in andere Kassen umgeleitet dagegen Freispruch. Wir sind alles andere als zufrieden mit Ihrer Art von Rechtsverständnis!