14. Jahrgang | Nummer 9 | 2. Mai 2011

Antworten

Thilo Sarrazin, Andersmeinender – „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, stammt zwar von Walter Ulbricht und nicht von Ihnen, Ihre Absichts- beziehungsweise Absichtslosigkeitserklärung zu den Kernthesen Ihres Buches „Deutschland schafft sich ab“ sind allerdings kongenial analog: „Ich habe zu keiner Zeit die Absicht gehabt, mit meinen Thesen sozialdemokratische Grundsätze zu verletzen.“
Immerhin offenbart diese Aussage aber etwas, dessen Sie sich eigentlich schon als Alleinstellungsmerkmal rühmen dürfen: Sozialdemokratische Grundsätze? Ach bitte, schreiben Sie doch darüber auch ein Buch.

Peter Ensikat, Kabarettgroßmeister – Sie halten die jetzige Demokratie für so bedroht wie die Umwelt. „Eine Zweidrittelgesellschaft mag noch funktionieren, eine Eindrittelgesellschaft nicht mehr, und auf die steuern wir zu.“ Es scheint, dass die wirklichen Fragen nur noch von Kabarettisten gestellt werden. Vielleicht sollte man das Kabinett gegen ein paar ordentliche Kabarettisten austauschen.

Roland Jahn, Aktenverwalter – Nach Ihrem Amtsantritt als Behördenchef der Stasiakten-Verwaltung  haben Sie neuerlich bekundet, künftig keinen der bislang noch 47 ehemaligen Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes mehr in Ihrer Behörde beschäftigen zu wollen; sei es doch ein „Schlag ins Gesicht der Opfer“, dass ehemals hauptamtliche Mitarbeiter der Staatssicherheit in einer Behörde arbeiten, „die dafür da ist, den Opfern Genugtuung zu verschaffen“. Werden Sie nun Ihre beiden Amtsvorgänger für deren Kollaboration mit den einstigen Tätern verklagen?

Willy Fischel, oberster Spielwaren-Einzelhändler „Beim Weltkindertag kann man analog zum Mutter- und Vatertag noch einiges machen. Das hat im Fokus der Eltern und Großeltern als Schenkanlass noch nicht die richtige Bedeutung“, haben Sie uns angelegentlich des bombigen Ostergeschäfts wissen lassen. Ihresgleichen, die Produzenten der von Ihnen kassenklingelnd verhökerten Spielwaren und die an allem gut mitverdienenden Medien werden uns diese und dann noch weitere „Schenkanlässe“ schon noch verklickern, dessen sind wir unbesorgt. Ich kaufe und schenke, also bin ich, so einfach kann Philosophie sein.

Franklin Graham, US-Prediger – Das Erdbeben von Japan könnte ein Zeichen für die baldige Wiederkehr von Jesus sein, haben Sie interpretiert, was bislang rund 20 000 Menschen das Leben gekostet und ganze Landstriche unbewohnbar gemacht hat. Wenn sich des Gottessohnes Rückkehr dergestalt ankündigt, steht der Menschheit die Eröffnung des Jüngsten-Gerichts-Hofes offenbar unmittelbar bevor. Insofern haben Sie nun wieder recht, wenn Sie sagen: „Wir sollten beten und wachsam sein.“