14. Jahrgang | Nummer 1 | 10. Januar 2011

Antworten

Blättchen-Leser allüberall – Die zweite Durststrecke dieser kleinen Publikation ist überstanden; wir sind wieder „auf Sendung“. Danke für Ihre Geduld und: Bleiben Sie uns gewogen, wir sind es Ihnen sowieso.
Eva Strittmatter † – „Was Eva Strittmatter geschaffen hat, besitzt das Potenzial eines bleibenden Werkes, das so lange lebt, wie es Menschen weitertragen“ ,  hat das ND Sie in seinem Nachruf geadelt. Präziser und zutreffender kann man es nicht sagen. Danke für Ihr Werk.
Jens Witte, sprachdialektischer Journalist 2011 bringe ein Kostenplus für die Mehrheit der Bürger, haben Sie bei Spiegel-online prognostiziert. Nun ist fairerweise festzustellen, dass sie den wahren Inhalt des von Ihnen gewählten Begriffes textlich dann auflösen; ein Glückwunsch für  das sprachliche Vermögen, Verluste in ein Plus zu verwandeln, gebührt Ihnen dennoch – das Nullwachstum lässt grüßen.
Frank-Markus Barwasser, Kabarettist Als Erwin Pelzig haben Sie  in der letzten ZDF-„Anstalt“ des Jahrgangs 2010 einen Begriff geprägt, der in drei Worten präzise fasst, womit wir es in unserer vielgerühmten Demokratie zu tun haben, mit einer „Diktatur des Boulevariads“; chapeau!
Wolfgang Kubicki, graue FDP-Eminenz Die Situation, in der sich Ihre Partei befindet, erinnere Sie „fatal an die Spätphase der DDR“, die irgendwann implodierte und auf einmal nicht mehr da war. Nun wäre es um die FDP noch weniger schade als bei der DDR; wenn Ihre Partei aber der Selbstatomisierung entgegengeht, könnte sie doch – wenigstens zwischenzeitlich – Berater aus dem Osten ins Vertrauen ziehen, die sich mit dem Scheitern auskennen.
Peter Porsch, prominenter Sachsen-Linker – Sie bitten per Leserbrief an das ND die führenden Genossen Ihrer Partei „inständig, schnell wieder ihre Tassen in den Schrank zu stellen, bevor sie noch mehr Porzellan zerschlagen“. Sind Sie sicher, dass die von Ihnen Gemeinten selbst im Erfolgsfall Ihrer Mahnung noch alle Tassen im Schrank haben?
Stefan Münker, Medienwissenschaftler – „Als Journalist werden Sie von Ihrem Verleger bezahlt. Und der Verleger verdient in den wenigsten Fällen sein Geld mit dem Verkauf von Informationen. Es stimmt schlicht nicht, dass Journalisten für die Inhaltsarbeit bezahlt würden. Bezahlt wurden und werden Verlage dafür, dass sie Anzeigen in die Welt gebracht haben. Und der Journalismus war immer schon das, was sie damit finanzieren konnten.“ Dieses bereits vor mehr als 150 Jahren wissend, hat ein gewisser Marx mal gesagt: „Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein.“
Hubert Spiegel, FAZler – Die Gema-Idee einer Lizenzgebühr für Kindergartengesänge erweitern Sie lustvoll, mit der Forderung nach Einführung einer „Kindertagesstättenliedgutverwertungsschutzverordnung“.  Wir sind keineswegs sicher, ob die Verweser des politisch korrekten Neusprech diese Anregung nicht sogar dankbar übernehmen. Beim „Wachstumsbeschlkeunigungsgetz“, dem „Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“, dem „Containerschiffsgrößenentwicklungsverhinderungsmaß“ oder dem „Eignungsfeststellungsprüfungsbedürftigkeitsprüfungsfragebogen“ hat es doch auch geklappt.
Peter Bofinger, Wirtschaftsweiser – In Spanien und Irland habe nicht der Staat über seine Verhältnisse gelebt, „es war der Privatsektor“, haben Sie festgestellt. Der irische Staat habe 2007 einen ausgeglichenen Haushalt, der spanische sogar einen Überschuss gehabt, die Finanzindustrie dagegen habe über Jahre ohne Sinn und Verstand Kredite vergeben. Nun wissen wir, dass Sie wirklich ein Weiser sind.
Heribert Prantl, „Süddeutscher“-Klarsichtiger – „Fast jede große Zeitung erfüllt den Grundauftrag mehr als ARD und ZDF mit ihren sogenannten Vollprogrammen. Natürlich braucht die Demokratie starke, politisch unabhängige öffentlich-rechtliche Sender, das Beispiel Italien lehrt das drastisch. Demokratie braucht Meinungsvielfalt, Sorgfalt und Qualität. Wenn es die öffentlich-rechtlichen Sender nicht gäbe, müsste man sie erfinden aber nicht so, wie sie sind, nicht als ältlichen Abklatsch der Privatsender. ARD und ZDF müssen herunter von der Rutsche des Kommerzes.“ No comment …