von Klaus Hammer
Sein lebensfrohes junges Paar „Am Strand“ wirkte seinerzeit in der DDR für die einen wie ein „Befreiungsschlag“ angesichts der unablässig kämpfenden, leidenden und siegenden Arbeiterklasse als dem staatlicherseits erwünschten Bildthema, für die anderen galt es als schönfärberisch plakativ. Dennoch ist es in die Kunstgeschichte der ehemaligen DDR eingegangen.
1925 in Obergeorgenthal (Horni Jiretin/Tschechien) geboren, hat Walter Womacka in den Fünfzigerjahren in Weimar und Dresden Malerei studiert und dann auch selbst junge Maler ausgebildet. 1963 wurde er Leiter der Abteilung Malerei an der Hochschule Berlin-Weißensee und fünf Jahre später deren Rektor, ein Amt, das er 20 Jahre lang innehatte. Fast 30 Jahre hat er als Vizepräsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR dessen Entscheidungen mitgetragen und konnte allein drei Nationalpreise der DDR entgegennehmen. Seit den späten Fünfzigerjahren war er ein Spezialist, ja sogar „Monopolist“ für baugebundene Arbeiten in der DDR. Charakteristisch für sie war die Verbindung von Dekorativität, klarer kompositorischer Ordnung, Rhythmik, leuchtenden Farben und einer ausgeprägt typisierenden Figürlichkeit. Vom Natursteinmosaik im Rathaus von Eisenhüttenstadt über die Glasfenster im KZ Sachsenhausen und im Treppenhaus der Humboldt-Universität zu Berlin, über das Mosaikfries am Berliner „Haus des Lehrers“ bis hin zur Glasfensterwand im einstigen Amtssitz des Staatsrates der DDR, den Wandbildern in DDR-Ministerien und den Mosaiken im Neubaugebiet Berlin-Marzahn reichte die Reihe seiner farbenfrohen Monumentalarbeiten, die Optimismus ausstrahlen sollten.
Wenn jemand als „Staatskünstler der DDR“ zu bezeichnen ist, dann war er es, der sich diese Bezeichnung verdient hat. Als ein Vertreter des „sozialistischen Realismus“ bannte er arbeitende Menschen auf das Papier und die Leinwand. Der Versuch, Arbeitsmotive mit den Attributen menschlicher Schönheit und Würde daseinsbejahend auszustatten, geriet ihm bald zur routinehaften Penetranz. Seine Akte, die Fischer-, Landschafts- und Blumenbilder, viele in Loddin auf der Insel Usedom, seinem zweiten Wohnsitz, geschaffen und auch seine „Berliner Bilder“, die erst im vergangenen Jahr in der Berliner Galerie im Palais am Festungsgraben gezeigt wurden, bilden den Gegenpol zu seinen öffentlichen Auftragsarbeiten.
Den Künstler hat die Wende nicht gewendet. Obwohl er sich 1993 in großen symbolischen Stierbildern mit dem Zusammenbruch des Sozialismus auseinandergesetzt hat, ist in seinem Werk nach 1989/90 kein Bruch festzustellen. Von einer treuen Gemeinde von Verehrern gestützt – seine gefällig figurativen Arbeiten haben inzwischen viel Zuspruch auch bei Sammlern aus dem Westen gefunden –, ist er nicht in die Vereinsamung wie manch anderer einstiger Künstler aus der DDR getrieben worden. Zwar musste er erleben, wie 1996 die vier Wandbilder im abgerissenen ehemaligen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR zerstört wurden, aber seine Brunnengestaltung am Alexanderplatz und der Bildfries am „Haus des Lehrers“ wurden 2000 und 2005 aufwändig restauriert.
Am 18. September ist Walter Womacka nach langer, schwerer Krankheit im 85. Lebensjahr in Berlin verstorben.
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