13. Jahrgang | Nummer 6 | 29. März 2010

ANTWORTEN

Günter Grass, Schriftsteller – ein Berliner Buchverlag ließ einen Autor Ihre DDR-Stasiverfolgungsgeschichte breit und pressewirksam als dickes Buch publizieren, und als Sie nun gar mit Ihrem einstigen Teil-„Verfolger“ und DDR-Schriftstellermeister Herrmann Kant zusammentrafen, wurde deutlich: Sie waren als „West-Autor“ seinerzeit den DDR-Geheimdienstlern offenbar mal wichtig, ein Schicksal, das nicht verwundert, zumal Sie es ja mit vielen Zehntausenden geteilt haben, von denen wiederum Tausende eine längst inflationäre Reihe von Druckwerken verfaßt haben. Daß Sie 20 Jahre nach DDR-Ende nun auch meinten, mit einem thematisch einschlägigen Buch vertreten sein zu müssen, bestärkt uns in dem Verdacht, daß Sie nicht nur ein hervorragender Literat sind, sondern auch zur Eitelkeit neigen.

Regina Mühlhäuser, Historikerin –  die Studie, die Sie für das Hamburger Institut für Sozialforschung soeben herausgegeben haben, verdient unseren Respekt. Nicht, daß uns an relativierender Aufrechnung dessen gelegen ist, was Rotarmisten bei der Befreiung des Ostens vom Faschismus deutschen Frauen angetan haben, bewahre. Da wir aber eben auch wissen, wie hingebungsvoll in unserem Gemeinwesen die Idylle von der „sauberen“ und immer nur ritterlich agierenden gepflegt wird (siehe die Vorgänge um die Wehrmachtsausstellung in den 1990er Jahren), sind Untersuchungen wie die Ihre leider bitter nötig und waren längst überfällig. Wir empfehlen Ihre Schrift gern weiter: „Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941–1945“. Hamburger Edition, Hamburg; 416 Seiten; 32 Euro.

Barack Obama, Präsident – Glückwunsch zur endlich durchgebrachten Gesundheitsreform; wiewohl Sie sich damit auf Konfrontationskurs zum „Old Europa“ befinden, wo die Tendenzen bei ähnlichen Reformierungen eher in Richtung Privatisierung geht. Was Sie betrifft, so haben Sie sicher nicht nur allweil ihre Bodygards um sich sondern tragen hoffentlich auch eine Schußweste. Wenn man ihre Feinde so agieren sieht, wird einem noch banger als bei den Gesundheits-Reform-Versuchen unseres Ministerchens Philipp Röslers. Außerdem können wir für Amerika nur hoffen, daß der medizinische Akt des Fettabsaugens nicht Bestandteil der personell nun so stark erweiterten Versicherung ist – das wäre in Ihrem Land flächendeckend ganz sicher unbezahlbar…

Jörg Kachelmann, Untersuchungshäftling – Nein, nein, wir wollen uns keineswegs an Voyerismus  oder Häme unserer journalistischen Kollegen (fast) allüberall beteiligen; solange die Vorwürfe gegen Sie nicht bewiesen sind, gehört sich so etwas einfach nicht, zumal uns Ihre Personalie auch sonst nicht eben besonders interessiert. Leider stehen wir mit dieser Auffassung in der Medienlandschaft recht einsam da. Wenngleich das Blättchen bei einer solchen Gelegenheit einmal mehr seine Freiheit schätzt, irgendwelcher „Zwänge“ wegen eben am Treiben der Säue durchs Dorf sich nicht beteiligen zu müssen. Wobei: Warum „müssen“ die meisten anderen eigentlich…

Mister Nobody, Londoner Securitymann – Sie sollen eine 29jährige Kollegin des Flughafens Heathrow in einem der neuen Nacktscanner begafft und mit anzüglichen Bemerkungen versehen haben, und nun droht Ihnen eine Suspendierung. Daß die Chefs Ihres Airports die Aufsicht an den Nacktscannern künftig katholischen Priestern  aus Deutschland oder Irland  übertragen wollen, ist allerdings noch unbestätigt.