In einem offenen Brief fordern 14 ehemalige internationale Friedensvermittler das Nahostquartett auf, den diplomatischen Boykott der Hamas zu beenden. Der offene Brief wurde in der »Times« publiziert.
Wenn jede Krise auch eine Chance ist, dann ist es jetzt an der Zeit, die Strategie zum Erreichen eines Friedens im Nahen Osten zu überdenken. Der jüngste und blutigste Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat gezeigt, daß die Politik der Isolierung der Hamas keine Stabilität herbeiführen kann. Als frühere Friedensverhandler glauben wir, daß es von grundlegender Wichtigkeit ist, diese fehlgeschlagene Politik der Isolierung aufzugeben und die Hamas in den politischen Prozeß einzubeziehen.
Ein israelisch-palästinensisches Friedensabkommen ohne die Hamas wird nicht möglich sein. Wie schon der israelische General und Staatsmann Mosche Dayan sagte: »Wenn man Frieden machen will, dann spricht man nicht mit seinen Freunden. Man spricht mit seinen Feinden.« Es kann keinen bedeutungsvollen Friedensprozeß geben, in dem man mit einem Repräsentanten eines Teils der Palästinenser verhandelt, und zugleich einen anderen zu zerstören versucht.
Ob es uns gefällt oder nicht, die Hamas wird nicht verschwinden. Seit ihrem Sieg bei demokratischen Wahlen im Jahr 2006 hat die Hamas ihre Unterstützung in der palästinensischen Gesellschaft aufrecht erhalten — Versuchen, sie durch ökonomische Blockaden, politische Boykotte oder militärische Einfälle zu zerstören, zum Trotz. Dieser Ansatz funktioniert nicht; eine neue Strategie muß gefunden werden.
Ja, die Hamas muß Israel als Teil einer dauerhaften Lösung anerkennen, aber es wird ein diplomatischer Prozeß sein, und nicht ihre Ächtung, der sie dorthin bringen wird. Die Bedingungen des Quartetts, die der Hamas auferlegt wurden, stellen eine unüberwindbare Schwelle für den Beginn von Verhandlungen dar. Der wichtigste erste Schritt für die Hamas ist es, jegliche Gewalt als Vorbedingung für ihre Einbeziehung in den Prozeß einzustellen. Die Beendigung ihrer Isolation wird dann wiederum dabei helfen, die palästinensische Nationalbewegung auszusöhnen – eine unerläßliche Voraussetzung für bedeutsame Verhandlungen mit Israel.
Wir wissen aus eigener Erfahrung, daß es keinen Ersatz für direkte und andauernde Verhandlungen mit allen Konfliktparteien gibt, und so gut wie nie einen dauerhaften Frieden ohne sie. Isolation stärkt lediglich die Hardliner und ihre Politik der Unnachgiebigkeit. Einbindung hingegen kann pragmatische Elemente stärken – und ihre Fähigkeit, harte Kompromisse einzugehen, die für einen Frieden gebraucht werden.
Die neue US-Regierung und die Ernennung von George Mitchell zum Nahost-Gesandten geben uns Hoffnung, daß eine neue Ideologie verfolgt werden wird, die auf Realismus und nicht auf Ideologie fußt. Anderenfalls wird es keine Zwei-Staaten-Lösung geben und keinen Frieden und keine Sicherheit, weder für Israelis noch für Palästinenser. Wir müssen anerkennen, daß die Einbeziehung der Hamas nicht der Duldung von Terrorismus oder von Angriffen auf Zivilisten gleichkommt. Tatsächlich ist sie eine Vorbedingung für Sicherheit und für das Zustandekommen eines funktionierenden Abkommens.
Michael Ancram — Former Parliamentary Secretary of State at the Northern Ireland Office (1994-1996), he was responsible for the negotiations leading to the Northern Ireland Peace Process, and was thefirst British minister to meet with Sinn Fein and the IRA for 25 years; Lord Paddy Ashdown — Former High Representative for Bosnia and Herzegovina (2002-2006) overseeing Implementation ofthe Dayton Peace Agreement; Dr. Shlomo Ben-Ami — Former Israeli Foreign Minister (2000-2001), he was a key negotiator with the Palestinians at the 2000 Camp David peace summit. He also led the Israeli delegation to the Taba peace negotiations. He is currently Vice-President ofthe Toledo International Centrefor Peace; Betty Bigombe — As former Minister in the Uganda government, she initiated peace talks between the Uganda and the Lord’s Resistant Army (LRA) and provided technical support during the Sudan and Uganda peace negotiations (1998-2000). Later in 2004-2005 she was the chiefmediator between Uganda and the LRA; Álvaro de Soto — UN Special Coordinator for the Middle East Peace Process and Envoy to the Quartet (2005-2007). Earlier, he led the Cyprus peace and reunification negotiations (1999-2004) and the negotiations that ended the decade-long war in El Salvador (1990-1991); Gareth Evans. As former Australian Foreign Minister (1988-1996) he assisted in development of the UN Peace Plan for Cambodia. Currently he is the President of the International Crisis Group; Peter Gastrow. As a former member of Parliament in South Africa, he participated in the negotiation of the National Peace Accord (1991) and played a key role in implementing it. He was then a member of the National Peace Committee and the National Peace Secretariat, the bodies charged with implementing the Accord (1991-1994); Gerry Kelly — As member of Sinn Fein he played leading role in negotiating the Good Friday Agreement in Northern Ireland (1998). He is a current member of the Northern Ireland Assembly; John Hume — Former leader of the Social Democratic Liberal Party of Northern Ireland (1979-2001), he was one of the architects of the Northern Irish peace process, for which he won the Nobel Peace Prize in 1998 as well as the Gandhi Peace Prize and the Martin Luther King Award; Dr. Ram Manikkalingam — Senior advisor to the former President of Sri Lanka on the peace process with the Liberation Tigers of Tamil Eelam. He is the founder of the Dialogue Advisory Group and visiting professor at the University of Amsterdam; Lord Chris Patten — Former British Governor of Hong Kong (1992-1997) and EU Commissioner for External Relations (2000-2004). He also chaired the Patten Commission established as part of the Northern Ireland Peace Process in 1998; Sir Kieran Prendergast — As UN Under Secretary-General for Political Affairs (1997-2005) he oversaw the Cyprus peace and reunification negotiations. He has also been involved in peace processes in the Middle East, Afghanistan, DRC, Guatemala, Somalia, Burundi and East Timor; Yezid Sayigh. Former advisor and negotiator in the Palestinian delegation to the peace talks with Israel, 1990-1994, and since 1999 has provided policy and technical consultancy on the permanent status peace talks. Currently he is professor of Middle Eastern Studies at the Department of War Studies, Kings College; Thorvald Stoltenberg — Former Norwegian Minister of Defence and Foreign Affairs (1987-1989 and 1990-1993) and Special Representative of the UN Secretary-General, he acted as peace negotiator in former Yugoslavia (1993-1996).
Schlagwörter: Hamas, Israel, Nahostquartett