von Jens Berger
Nachdem Wirtschaftsminister Glos jüngster Vorschlag, die Zwangsarbeit auch wieder offiziell einzuführen, auf große Zustimmung stieß, stellten Glos und sein ihm innigverbundener Kollege aus dem Umweltressort Sigmar Gabriel ein bahnbrechendes Konzept vor, mit dem die Regierung einerseits den Endsieg über die Arbeitslosigkeit besiegeln will und andererseits Deutschlands Energiepolitik nachhaltig revolutionieren wird. Das Konzept trägt den eher sperrigen Namen Human Assignment Manifesto for Sustainable Transformation of Energy Resources – kurz HAMSTER – und wurde von der Bert-Frau-und-Mann-Stiftung entwickelt.
Forschungsgrundlage war die thermodynamische Energieverwertung des menschlichen Organismus. Ein untätiger Mensch nimmt immerhin rund 2000 kcal pro Tag zu sich – thermodynamisch umgewandelt sind dies immerhin drei kWh. Addiert man die elektrische Energie hinzu, die der untätige Mensch durch das Anschauen des Fernsehprogramms oder das Hören zu lauter Musik vergeudet, kommt man auf einen beträchtlichen Wert. In Zeiten des globalen Klimawandels, der Verteuerung von Energie und sinkender Energiesicherheit ist diese Verschwendung – so die HAMSTER-Forscher – kaum mehr vor unseren Kindern zu rechtfertigen. Untätige Sozialschmarotzer verschwendeten jeden Tag gigantische Mengen an Energie und seien damit direkt für den Klimawandel und die damit verbundenen Todesopfer verantwortlich. Der Ansatz, sie zu gemeinnütziger Arbeit heranzuziehen, sei deshalb nicht nur vertretbar, sondern sogar dringlich geboten, wolle man etwas für die Umwelt tun.
Gemeinsamer Vorteil aller bisher erprobten »gemeinnützigen Arbeitseinsätze« sei es, die teils verlotterten Subjekte an einen regelmäßigen Tagesablauf zu gewöhnen (4.30 Uhr Wecken), sie an die frische Luft zu bringen und so von den Giften des subproletarischen Alltages wie Bier und Fernsehen zu entwöhnen. Durch die körperliche Arbeit würden zudem das Übergewicht und damit das Risiko sinken, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden. Man wolle den Menschen schließlich nur Gutes tun.
Da es in Deutschland rund fünf Millionen dieser Klimasünder gibt, scheiden altbekannte Beschäftigungsmaßnahmen aus. Erste Pilotprojekte im Spessart, in denen Langzeitarbeitlose Wälder und Wiesen reinigen sollten, wurden schnell eingestellt, da sie einen negativen Effekt auf die Flora und Fauna hatten. »Die trampelten hier alles nieder – was sollten fünfzig Arbeitslose pro Hektar denn auch den ganzen Tag aufsammeln?«, so ein ansässiger Förster, der gegen das Pilotprojekt klagte.
Diese Zeiten sind dank HAMSTER nun endgültig vorbei. Jüngst präsentierten die Forscher eine neue Generation von humankinetischen Kleinkraftwerken, die die Atomkraft ablösen werden. Die sogenannten HAMSTER-Räder werden von speziell dafür geschulten nicht vermittlungsfähigen oder -willigen Arbeitslosen bedient und dienen der Förderung elektrischer Energie aus dem ansonsten ungenutzten Energiereservoir der Arbeitslosen. Diese Form der Bioenergieerzeugung ist in der Tat revolutionär und könnte den Einstieg in eine Entwicklung bedeuten, mit der das Ölzeitalter abgelöst wird. Modelle wie die HAMSTER-Eimerkette, mit deren Hilfe Speicherkraftwerke an Talsperren effektiv betrieben werden können, und selbst der Einsatz von Tret-HAMSTER-getriebenen Automobilen, stehen kurz vor der Fertigstellung.
Kritik an diesen Modellen kommt erwartungsgemäß von den Grünen, die bemängeln, daß die HAMSTER-Räder einen zu hohen CO2-Ausstoß hätten und daher kaum als echte Alternative für eine nachhaltige Energieerzeugung gelten könnten. Auch Greenpeace übte Kritik – die Nahrungsmittel, mit denen die humanoiden Energiezellen in den HAMSTER-Rädern angetrieben werden, würden einerseits unter größtem Einsatz nicht regenerativer Energien erzeugt und verdrängten andererseits wichtige Anbauflächen, auf denen man Agrargüter für den Export in die Hunger leidende Dritte Welt produzieren könnte. Das HAMSTER-Konzept sei daher nicht nachhaltig.
Ferner kritisiert wird die Herangehensweise, mit der die ausgebrannten Human-Energiezellen der HAMSTER-Räder entsorgt werden sollen, mit der sogenannten Endlösung. Bislang sah das BMWi eine kalorische Verwertung vor – die sei allerdings emissionsrechtlich umstritten und verstoße, laut Aussagen der Grünen, gegen das Kyoto-Protokoll. Stoppen werden diese Bedenken das HAMSTER-Projekt aber nicht – zusammen mit den Kritikern hat man unlängst einen Arbeitskreis gegründet, der sich um die Verwertung der ausgebrannten Energiezellen kümmert. Das Konzept mit dem Namen Soylent Green, an dem schon fieberhaft gearbeitet wird, soll sich gerüchteweise auch auf die Probleme im Rentensystem anwenden lassen.
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