von Franz Schandl, Wien
Wenn die Zeitung erscheint, wird das Match zwischen Österreich und Deutschland schon gelaufen sein. Derlei Spiele haben es schon in sich. Das 3:2 gegen Deutschland bei der WM 1978 war für Österreich nicht nur die Rache für die Schlacht von Königgrätz, Cordoba war ganz mitentscheidend für die Herausbildung der österreichischen Nation.
Österreich hat Deutschland in Argentinien geschlagen. Unser Volksheld Hans Krankl hat die Deutschen mit zwei Toren regelrecht zertrümmert. »I wea narrisch«, schrie der legendäre Sportreporter Edi Finger senior ins Mikrophon. Das war nicht weniger als der letzte Inaugurationsschrei einer noch jungen Nation. Dann war die Nation fertig, fix war sie sowieso.
Wenn Österreicher ein Match der Deutschen anschauen, sind sie alles andere als unparteiisch. Mitnichten, sie sind geradezu fixiert auf den großen Nachbarn. Idealtypisch treten dann im Publikum immer die Großdeutschen gegen die Piefkefresser an. Im Falle eines Tors zücken beide das Banner, entweder das germanische oder das des jeweiligen Gegners.
Dem Spiel mit den Deutschen fieberte man hier schon auf ganz eigene Weise entgegen: »Deutsche! Wir sind auch im Bett besser«, schlagzeilte die Gratisgazette Heute im Mai. Dieser heimtückische Provokativ, eine Mischung aus Minderwertigkeitsgefühl und Allmachtspotenz liest sich des weiteren so: »Deutsche, wir mögen auf dem Rasen nicht unbedingt die Angstgegner sein, doch in Sachen Sex sind wir auf dem besten Weg zum Meister!«
Da der regierende Weltmeister Italien diese Statistik anführt und der regierende Europameister Griechenland am zweiten Platz folgt, ist an der Stichhaltigkeit und Seriosität dieser Argumentation sowieso nicht zu zweifeln. Im Ranking liegen die Österreicher am dritten Rang, die Deutschen nur am neunten. Wie der Begriff Bergdeutsche richtig sagt, kommen die Österreicher weit öfter zum Gipfel als Deutsche.
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