Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 20. Juni 2005, Heft 13

Arme Frau Merkel

von Max Hagebök

Ein altes Sprichwort der Vogonen lautet, »das Lächeln des Morgens welkt mit dem Lauf der Sonne«. Dieses unbekannte Volk der Nachtschattler hat diese sinnreiche Interpretation menschlichen Vergehens ohne das Wissen um Frau Merkel niedergelegt. Neben diesem Sprichwort haben es in seinem kulturellen Wirken viele lyrische Werke hinterlassen, die es zu entdecken gilt. In ihrer geistigen Tiefe unübertroffen, könnten sie der Schlüssel zu Allzumenschlichem sein. Darum gehören sie in den Studienplan zukünftiger Politiker, falls es diesen Beruf jemals geben sollte.
Bis dahin werde ich mich mit den einschlägigen Werken der BILD-, stern- und Spiegel-Meister herumärgern und mich bemühen, deren tieferen Sinn zu deuten. Das ist wenig erfreulich und erfaßt die wirklichen Lebenszyklen von Politik eher selten.
Beim letzten Satz stolperten meine Finger kurz über den trennbaren Zusammenhang von Leben und Politik. Es ist ein nicht bewiesener Leersatz der politischen Kommentare, daß unser existentieller Teesatz einen politischen Aufguß benötigt. Ich kann sehr gut ohne Politik leben. Aber deren Vertreter lassen das nicht zu. In meine alleinigen Angelegenheiten mischt sich ein, wer nicht von mir gewählt wurde.
Nach dem Willen der Union aus Gutgläubigen und Besserwissern soll dies nun eine Frau Merkel werden. Mit dieser Dame würde ich nie einen Tee trinken. Auch würden meine langsam Kultcharakter annehmenden Eßgelage auf sie verzichten können. Besonders, da beim folgenden Ratespiel »Was haben wir gegessen?« selten jemand gewinnt. So gesehen, ist Frau Merkel für mich überflüssig.
Diese Meinung teilen nach der Bundestagswahl mehrheitlich die deutschen Mitesser und Trinker. Doch danach wird Frau Merkel – ich schreibe bewußt nicht Änschi – sich um uns kümmern. In ihrer Rache dafür, daß wir sie nicht gewählt haben, wird sie fürchterlich wüten. Frei in der Wahl des jüngsten Gerichtes wird sie in christlicher Nächstenliebe unsere Taschen leeren und unsere Köpfe rollen lassen. Das Mädel kennt nur Schwarz und Weiß. Die kleine Ideologin des Ostens ist die große Demagogin des Westens. Für die Vogonen »erwächst aus einem dunklen Kühlschrank das Licht der Blendung, wenn jemand die Tür öffnet«. (Zitat aus Vogonien im Zittel)
Doch bis dahin scheint es eine Zeit vergnüglicher Shows zu geben. Im Raum der sinnlosen Worte werden zukünftige und vergangene Politiker sich duellieren und leider alle lebend den selbigen verlassen.
Frau Merkels verwegene Schar wird das klassische Wortgut der deutschen Helden plündern und Mut, Ehrlichkeit und Hoffnung deklarieren. Danach wird das kleinteilige Volk sie zu ihren Bestimmern machen.
Wenn es dazu kommt, dann hat Änschi verloren. Ihr Visagist und ihr Friseur werden keine Chance haben, diese Niederlage zu kaschieren. Die Merkel tritt als Verliererin ihr nicht von Gott gegebenes Amt an.
Die Untoten ihrer Karriere sitzen im Bundesrat. Und keine helle Macht kann sie vor der Rache der Kohorte der Länderfürsten schützen. Ihre Politik im Bund ist geborgt und von der Gnade dieser Männer abhängig. Land schlägt Bund. Im politischen Schach wird die Dame zum reinen Bauernopfer.
Ihre Stärke in den vergangenen Machtspielen der Partei verkehrt sich und schwächt die Kanzlerin. Auch bei Gesetzgebungen ohne Bundesrat muß sie strategisch deren Interessen einholen. Ein Gesetz gegen die Fürsten würde zum Bumerang werden.
Meine vogonischen Freunde wußten von einem Leben zu berichten, »das in seinen einzelnen Teilen mehr war als das Ganze und doch weniger«. Seit diesem Abend habe ich Kopfschmerzen, und ich glaube, die Vogonen kannten Frau Merkel.