von Mario Keßler
Wie erst jetzt bekannt wurde, starb am 3. Februar die 1906 in Jena geborene Lisa Hausen in Swarthmore, Pennsylvania. Mit ihrem Mann Erich gehörte sie zu den kommunistischen Gegnern Stalins: Sie war Mitglied der KPD-Opposition.
Lisa Hausen, geborene Herold, war von Beruf Kinderpflegerin und arbeitete bis Anfang 1929 im Arbeiterkinderheim in Elgersburg. Ihr Mann war leitender Funktionär der KPD. Doch das Ehepaar unterstützte die Minderheit in der Partei, die sich der zunehmenden Unterordnung unter Stalin widersetzte. Dieser machte die Sozialdemokratie zum Hauptgegner seiner Politik. Hingegen strebten seine kommunistischen Kritiker nach einer Zusammenarbeit von KPD und SPD, um so der Gefahr des Faschismus zu begegnen.
Die Führung der KPD um Ernst Thälmann entfernte Ende 1928 ihre Kritiker aus der Partei. Diese gründeten unter Führung der früheren KPD-Vorsitzenden Heinrich Brandler und des Parteitheoretikers August Thalheimer die KPD-Opposition. Während jedoch die KPD fast 200000 Mitglieder zählte, gehörten der KPDO nur etwa 6500 Mitglieder an. Sie wurden von der KPD als »KPD-Null« diffamiert. Die hellsichtigen Warnungen der Kommunisten um Brandler und Thalheimer vor Hitler, doch auch vor Stalin, zeigten bald, wo die wirklichen Versager saßen.
1933 gelang dem Ehepaar Hausen die Flucht. Über Frankreich, wo sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges interniert wurden, gelangten sie 1941 in die USA. In Swarthmore arbeitete Erich Hausen als Elektriker, seine Frau unter anderem in einer Kleiderfabrik und in einem Kindergarten. Sie besuchte Abendkurse der örtlichen Kunstschule und war zeitweise als Kunsterzieherin tätig.
Auch nach dem Tode ihres Mannes 1973 blieb Lisa Hausen politisch interessiert und aktiv, so gehörte sie der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit an. Mit Lisa Hausen verstarb eine der letzten Zeitzeuginnen des antistalinistischen Kommunismus.
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