20. Jahrgang | Nummer 18 | 28. August 2017

Antworten

Christoph von Marschall, Trump-Versteher – Es müsse ja nicht alles falsch sein, was Donald Trump tut, kommentierten Sie im Tagesspiegel. Zum Beispiel sei dessen Drohung mit „Feuer und Zorn“ und einem Atomkrieg gegen Nordkorea durchaus erfolgreich gewesen. Kim Jong-Un habe seine eigenen Angriffspläne prompt in der Schublade versenkt. Trump wolle den Diktator in Pjöngjang zu einem Vertrag nach Muster des Atomdeals mit Iran zwingen: Verzicht auf die Entwicklung von Atomraketen im Gegenzug für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel und die Reduzierung der US-amerikanischen Militärpräsenz in Südkorea. Glauben Sie das wirklich? Im Wahlkampf wetterte Trump noch heftig gegen den Iran-Vertrag. Und das neuerliche Militärmanöver der USA und Südkoreas spricht nicht für die Bereitschaft zu Vertragsverhandlungen mit Nordkorea. Vielmehr liefert es Kims Propagandageschützen neue Munition. „Die Waffen sind geladen und entsichert“, drohte der USA-Präsident. „Harte Drohungen können den Frieden retten“, folgerten Sie. Nur leider besteht nach wie vor die Gefahr, dass einer der beiden unberechenbaren Konkurrenten seine harten Drohungen wahr macht und abdrückt. Der nukleare Abgrund ist bedrohlich nahe.

Petra Pau, Gesine Lötzsch, Gregor Gysi, Steffen Liebich und andere Bundestagskandidaten – Die rosigen Konterfeis, mit denen Sie derzeit Wahlwerbung für die Linkspartei machen, strafen all jene Lügen, die von einer Überalterung Ihrer Partei sprechen, ist es Ihnen und Ihrer Agentur doch gelungen, Sie um nahezu 20 Jahre zu verjüngen. Immerhin könnte man Ihnen Sparsamkeit zugutehalten. Sie recyceln eben die Fotos vergangener Wahlkämpfe. Wir sind dennoch gespannt, wie Ihre Porträts aussehen werden, falls Sie 2021 neuerlich antreten. Mit fotoshop ließe sich da noch einiges machen.

Erich Kästner, fantasiearmer Dichter – In Ihrem Gedicht von den „sogenannten Klassefrauen“ unterstellen Sie der einschlägig orientierten Damenwelt so manches: rot bemalte Nägel, gegebenenfalls blaugeschlagen, wenn’s denn Mode wird, handschuhähnlich gelb gegerbte Hände, gebügelte Schienbeine … Von rot bemalten Fingernägeln reden wir schon gar nicht mehr, hier wie bei den Füßen fällt nur noch auf, wenn keine Farbe draufgepinselt ist. Aber dass Ohren, Nasen, Lippen (oben wie weiter unten), Nabel oder Zunge kurz und klein gepierct sind oder Tattoos große Teile der zarten Damenhaut bedecken – in manchem Fall von oben bis ganz unten –, das hat Ihre Fantasie überfordert. Wobei: Die gebügelten Schienbeine stehen uns wohl erst noch bevor. Unverzeihlich fantasiearm ist allerdings, dass Sie nur von Klassefrauen sprechen: Im Zuge der Gleichberechtigung ist das längst überholt.

ARD, ZDF und Deutschlandradio – Sie fordern, dass die Haushaltsabgabe, also der allen Haushalten aufgezwungene Rundfunkbeitrag, bis 2029 von monatlich 17,50 auf 21 Euro steigt. Natürlich wird das mit einer adäquaten Verbesserung des Angebots einhergehen. Wichtigstes Kriterium: Die tägliche Sendezeit wird auf ununterbrochene 26 Stunden verlängert. Die Wiederholung von Sendungen binnen eines Quartals wird streng reglementiert und auf 25 reduziert.