von Renate Hoffmann
Eine schöne Scheuche wehte
vergnügt in einem Erdbeerbeete,
sie trug das Kleid von Tante Grete.
Die war zwar kürzlich erst verblichen,
doch ehe noch ihr Geist entwichen,
hat sie für alle ihre Lieben
in Eile einen Brief geschrieben.
Sie möchte ihnen etwas schenken
zum freundschaftlichen Angedenken:
Den Strohhut mit den bunten Schleifen,
das rosa Kleid mit grünen Streifen
und den Volants aus lila Tülle.
Die hübsche große Sonnenbrille.
Das Schultertäschchen, reich bestickt.
(Sie trug es immer hochentzückt.)
Dazu die roten Ringelsöckchen
und die Perücke mit den Löckchen
in Blond! weil ihr geliebter Alfred fand,
dass sie ihr ganz besonders stand. –
Sie wäre gerne noch geblieben,
doch ließ es sich nicht mehr verschieben.
Drum wünscht sie sich für künft’ge Tage,
dass man die Sächelchen auch trage.
Möglichst an der frischen Luft,
im Garten und bei Blumenduft
und einer Scheuche anverleibt –
dann wäre sicher, dass sie bleibt.
Man machte Greten diesen Spaß.
Und weil sie öfter Erdbeer’n aß,
bracht’ man sie ins Erdbeerbeet,
wo sie nun fröhlich steht und weht.
Die Vogelscheuche steht zwischen Altdorf und Neudorf in einem Garten mit Gurken- und Tomatenbeeten und schönen Blumen. Doch sie ist die Schönste von allen.
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