von Eckhard Mieder
1. Akt
Vater Jonas sitzt mit seinem Sohn Fynn am Frühstückstisch. Im Radio laufen Nachrichten. Der Name Trump fällt. Außerdem wird ein knapper Kommentar zum grad eingeführten Präsidenten der USA gesendet.
Fynn Wieso sind alle so böse zu Trampel?
Vater Du meinst Trump.
Fynn Ist doch egal.
Vater Es ist überhaupt nicht egal, wer Präsident von Amerika ist.
Fynn Der Name schon?
Vater Okay. Das stimmt.
Fynn Und warum sind alle so böse zu Tramp?
Vater Das ist schwer zu erklären. Außerdem glaube ich, dass nicht alle böse auf ihn sind. Sonst wäre er nicht gewählt worden.
Fynn (verärgert) Das meine ich ja! Die Amerikaner haben den gewählt, und trotzdem sind alle böse auf ihn.
Vater Wer ist denn böse auf ihn?
Fynn Papa! Du musst mich nicht veräppeln!
Vater Na sag mal.
Fynn Du liest die Zeitung und nörgelst rum. Du kuckst die Nachrichten im Fernsehen und lachst und sagst: ‚Was für ein Hampelmann ist das denn?!‘
Vater Hab ich das?
Fynn Ich bin neun. Ich bin dabei. Ich höre dir zu, auch wenn du es nicht merkst!
Vater (leise) Kinder müssten echt erzogen werden, wie sie Medien konsumieren.
Fynn Was sagst du?
Vater Wir müssen los.
Fynn Wieso komsumtiere ich Mädchen?
Vater Es reicht jetzt, Fynni! Die Schule ruft!
Fynn (leise) Fynni! Wie ich das hasse!
2. Akt
Fynn steht seinem Schulfreund Konrad und seiner Schulfreundin Smilla in der Pause auf dem Schulhof. Es ist arschkalt, aber es tut auch gut, an der frischen Luft zu sein.
Konrad Krass, oder?
Smilla Was krass?
Konrad Der Präsident von der Welt da.
Fynn Der ist nicht Präsident von der Welt. Der ist Präsident von Amerika.
Smilla Ach der. Der ist nicht Präsident von der Welt, der ist Präsident eines Landes. USA! Superman von USA!
Fynn Und wieso ist das krass? Irgendeiner muss das ja sein.
Konrad Mein Vater sagt: ‚Es kommen furchtbare Zeiten.‘
Fynn Was denn für furchtbare Zeiten?
Konrad Keine Ahnung. Drunter und drüber. Cho Scheiße, wie heißt das? Cha …
Smilla Chaos! Kommt aus dem Griechischen.
Konrad Du nervst! Kommt aus dem Griechischen! Was für’n Griechischen?
Fynn Was hat Griechenland mit dem Präsidenten von den USA zu tun?
Konrad Keine Ahnung. Habe ich behauptet, dass die was miteinander zu tun haben?
Smilla Ihr seid echte Chaoten!
Fynn Sag du doch mal was Schlaues, Smilla. Oder hast du nichts mitgekriegt?
Smilla ʼTürlich habe ich was mitgekriegt. Immerzu habe ich das zuhause gehört. Meine Mutter hat gesagt: ‚Was ist der denn für ein Mistschwein!‘ Mein Vater hat immerzu gesagt: ‚Eh, den können die doch echt nicht zum Präsidenten wählen!‘
Fynn Wie bei mir zuhause. Nur dass meine Mutter ja vor einem Jahr abgehauen ist.
Smilla Fynni, das tut mir richtig leid!
Fynn Mir auch. Aber sag bitte nicht Fynni zu mir!
Smilla Das tut mir echt leid.
Konrad Knutscht ihr jetzt gleich?
Smilla Arschi!
Konrad Und was ist nun mit diesem Trampel?
Fynn Tramp!
Smilla Trump!
Konrad und Fynn (synchron) Ja keine Ahnung!
3. Akt
In einem Raum, dessen Wände von Hunderten Monitoren tapeziert sind, sitzen zwei Männer und eine Frau. Auf einem der Bildschirme ist die Szene auf dem Schulhof zu sehen, auf einem anderen die Szene am Frühstückstisch.
Mann 1 Gefährlich die drei.
Mann 2 Mistschwein? Was ist das?
Frau Jedenfalls kein Kompliment. Müssen wir prüfen.
Mann 2Wieso können wir Trump nicht zum Präsidenten wählen?
Frau Hast du?
Mann 2 Bin ich verrückt?
Mann 1 He, wir sind neutral. Aber das gefällt mir nicht. Dass sie von Chaos sprechen.
Frau Es sind Kinder. Willst du mal die Zimmer meiner Kinder sehen?
Mann 1 (leise) Ich würde dir gern noch ein Kind machen …
Frau Was hast du gesagt?
Mann 1 Es kommen furchtbare Zeiten, sagen die.
Mann 2 Haben sie nicht gesagt. Der eine hat gesagt, sein Vater hat gesagt, dass furchtbare Zeiten kommen.
Mann 1 Und was, deiner Meinung nach, meint er? Hat er einen Plan? Bastelt er an einer Bombe?
Frau Das sind Europäer. Die sind schnell mit ihren apokalyptischen Vorstellungen. Ich glaube sogar, die lieben den Untergang.
Mann 2 Ist das Philosophie jetzt?
Mann 1 Ich würde sagen, wir sollten sie im Auge behalten.
Frau Diese Kinder?
Mann 1 und Mann 2 (synchron)
Sie sind unsere Zukunft. Da können wir nicht wachsam genug sein. Jeder Terrorist war mal ein Kind.
E n d e
Schlagwörter: Eckhard Mieder, Trump, USA