von Erich Weinert
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Jazzgeklirr, Gehirnverfall,
Im Hinterhaus, im Grafenschloß,
Der letzte Hauch von Mann und Roß,
Der neue Nationalgesang.
Stimmt an mit hellem hohen Klang,
Ihr West- und Ostgermanen:
Ausgerechnet Bananen!
Was frag ich viel nach Schwarz-Weiß-Rot,
Nach Hakenkreuz und Heldentod,
Zehnstundentag, Justizabbau,
Ob Deutschland nächstes Jahr k. v.? –
Bei Gerstenkaffee, -saft und Punsch
Hat jedes Herz nur einen Wunsch
(Wer konnte so was ahnen?):
Ausgerechnet Bananen!
Revanche, Fridericus Rex, Marx,
Hitler, Stinnes, alles ex. –
Der deutsche Aar schwingt sich empor;
Das ganze Volk ein Männerchor!
Soweit die deutsche Zunge klingt,
Soweit man große Töne schwingt,
Was blasen die Germanen? –
Ausgerechnet Bananen!
(1924)
Am 4. August jährt sich zum 125. Mal der Geburtstag des Schriftstellers, Lyrikers, politischen Satirikers, Spanienkämpfers und Präsidenten des Nationalkomitees Freies Deutschland.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Literaturhauses Magdeburg.
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