18. Jahrgang | Nummer 16 | 3. August 2015

Antworten

Ursula von der Leyen, eine, die es auch nicht leicht hat – Dass es in Ihrem Hause, dem Verteidigungsministerium (BMVG) drunter und drüber geht, pfeifen ja die Spatzen von den Berliner Dächern, und dass die Bundeswehr inzwischen, will sie mal mit ein paar Mann ins Manöver ziehen, schwere Waffen und andere Technik bundesweit zusammenkratzen muss, damit die Schützenpanzer nicht statt mit Kanone mit angebundenem Besenstiel auffahren wie weiland bei einer Übung in Norwegen, ist auch kein Geheimnis. Und nun noch dieses: Im BMVg gebricht es jetzt bereits an den Grundrechenarten. Aus einem internen Bericht zu einer Anfrage der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch (Linke) geht hervor, dass das Großprojekt Schützenpanzer Puma in der Beschaffung nicht 2,3 Milliarden Euro teurer wird als geplant, sondern „nur“ 1,3 Milliarden. Man habe sich zuvor fälschlich auf eine „grobe Schätzung“ verlassen. Nun ja, kann sich zumindest der Steuerzahler freuen. Wenn er sich aber nur nicht zu früh freut: Beim Lenkflugkörper „Meteor“ galt bisher, es seien bei der Beschaffung 1,3 Milliarden eingespart worden. Als man jetzt noch mal nachrechnete, waren es dann doch nur 11 Millionen. Die hundertmal höhere frühere Angabe habe „auf einem fehlerhaften Datenwerk“ sowie veralteten Stückzahlabschätzungen beruht. Wir freuen uns schon auf die nächsten Wasserstandsmeldungen und ihre anschließenden Metamorphosen.

Jens Spahn, CDU-Staatssekretär – Sie haben auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hin bestätigt, dass Merkels Kabinett es für zwingend hält, dass im Zuge eines dritten Hilfspaketes viele Griechen ihre Arbeitsplätze verlieren werden und sprechen dabei offen von „Massenentlassungen nach dem mit den Institutionen vereinbarten Zeitplan und Ansatz“. Nur einen Tag zuvor hatte die so genannte Troika aus Europäischer Zentralbank, EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) durchblicken lassen, den auch von ihr auferlegten Sparkurs Griechenlands lockern zu wollen, da die zuletzt anvisierten Etatziele dadurch illusorisch seien, weil die griechische Wirtschaft zusammengebrochen sei. Sieht man – sofern man das kann – davon ab, dass besagter Zusammenbruch auch (auch!) eine Folge der bisherigen Troika-Auflagern war, so können Schlussfolgerungen wie die der Troika und der Bundesregierung kaum paradoxer sein; zum Glück aber sind auf beiden Seiten ja Experten am Werk …

Wolfgang Bosbach, unerwartet Respektheischender – Nach der mehrheitlichen Entscheidung des Bundestages, Griechenland weitere Finanzhilfen zu bewilligen, haben Sie aus Protest dagegen Ihr Amt als Vorsitzender des Innenausschusses niedergelegt. Für Ihre Parteichefin und Kanzlerin würden Sie sich zwar „in jede Schlacht werfen“, haben Sie beteuert, „aber ich kann und ich werde auch in Zukunft nicht gegen meine Überzeugung abstimmen“. Und hinzugefügt: „Früher warst Du Rebell, wenn Du eine revolutionäre Bewegung angeführt hast. Heute bist Du ja schon Rebell, wenn Du bei Deiner Meinung bleibst.“ Ungeachtet der Tatsache, dass wir Ihre inhaltliche Position nicht teilen: Nachahmer im Hohen Haus erwarten wir kaum – nicht auszudenken, wenn alle MdBs künftig nur noch auf jenes Gewissen hörten, dem sie, sofern sie denn über ein solches verfügen, zu folgen eigentlich und zuallererst verpflichtet sind.

Wisag, „Dienstleister“ – Kürzlich haben Sie als für den Gepäcktransport auf Flughäfen zuständiges Unternehmen bei einer Ihrer vielen Töchterunternehmen in Berlin-Tegel 190 Mitarbeitern entlassen, da Konkurrenten, die noch weniger Löhne zahlen, Ihnen Aufträge weggenommen haben. Vorausgegangener Lohnverzicht und unbezahlt geleistete Mehrarbeit haben die Kollegen nicht vor dem Aus bewahrt. Wohin die profitgesteuerte Spirale sich weiter bewegt, hat umgehend folgender Fall gezeigt: Dank mangelnden Wisag-Personals konnte ein Flieger nach Budapest nicht rechtzeitig mit dem Gepäck der Reisenden beladen werden, die Fluggäste durften an der Donau auf eine Nachlieferung warten – Glückwunsch!

Hillary Clinton, Kreisquadraturin – Als hoffnungsvolle Präsidentschaftskandidatin der amerikanischen Demokraten haben Sie angekündigt, dem Quartalskapitalismus den Kampf anzusagen. Da Sie mit diesem Begriff die „schädliche Fixierung“ von Unternehmen auf schnellen Erfolg zugunsten der Shareholder meinen, ist Ihrem Vorsatz nur alles Gute zu wünschen. Aber stellen Sie bitte in jedem Fall in Rechnung, dass das Verhalten der Finanzwelt dem von Quartalssäufern nicht unähnlich ist: Zwischenzeitlich bleibt man auch mal trocken, wenn’s verordnet wird, aber dann wird wieder bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen – oder eben spekuliert und gerafft …

Bernd Lucke, Akkord-Parteiengründer – Kaum haben Sie die AfD verlassen, stehen Sie einer neuen, ebenfalls selbstgegründeten Partei vor, der Allianz für Fortschritt und Aufbruch. Allerdings dräut der umgehend Gefahr, da die bereits länger existierende Aktion für Lebensrecht für Alle e.V. das auch Ihrerseits verwendete Kürzel Alfa benutzt und gegen diesen Namensklau nun vorzugehen droht. Da unser Herz aber für jungen Start-ups wie das Ihre schlägt, hier ein Vorschlag: Ändern Sie einfach die Schreibweise! Schreiben Sie, Fortschritt künftig einfach mit Ph als Anlaut, dann hieße Ihre Partei gekürzelt Alpha und schon wäre jede Verwechselung – zumindest im Schriftlichen – unmöglich. Seit der Rechtschreibreform von Rotgrün spielt es doch eh keine Rolle mehr, wie wer was schreibt.