18. Jahrgang | Nummer 7 | 30. März 2015

Neue Terror Einheit – Die Lücken fest geschlossen

von Uli Gellermann

Gehen Sie doch mal in Richtung Sankt Augustin. Der Ort liegt unweit von Bonn. Und wenn Sie dann näher an die kleine Stadt mit ihren hübschen rheinischen Fachwerkhäusern heran kommen, sollten Sie mal versuchen, rechts oder links Sankt Augustin zu umgehen. In Sankt Augustin wohnt die Elite-Einheit der Bundespolizei GSG 9. An der Bundesgrenzschutzstraße, versteht sich. Aber da wollen Sie ja nicht hin. Sie versuchen, daran vorbeizugehen, und stoßen in ein eisiges, kaltes Nichts. Panik ergreift Sie. Denn Sie befinden sich genau in jener furchtbaren „Lücke zwischen der Grenzschutz-Gruppe 9 und der Bereitschaftspolizei”, die der wachsame Innenminister Thomas de Maizière gerade entdeckt hat. Die will er nun schließen. Mit einer neuen Antiterror-Einheit.
Die GSG 9 verfügt über rund 500 Kämpfer und ist schon eine Antiterror-Einheit. Bei den vielen Terroranschlägen in der Bundesrepublik reichen aber die paar Mann natürlich nicht aus. Denn wenn zum Beispiel zwei konkurrierende Terrorgruppen zeitgleich auftreten, die eine in München, die andere in Hamburg, dann müsste die GSG 9 immer zwischen Nord und Süd hin und her fahren. Zwar mangelt es ihr nicht an Präzisionsgewehren, aber ob sie auch Navigationsgeräte hat und ob sie damit umgehen kann? Da bei der GSG 9 alles geheim ist, weiß man das einfach nicht.
Nun gibt es eigentlich noch weitere Antiterror-Gruppen: Da sind zum Beispiel die Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei. Und auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) erfüllt tapfer seine Aufgaben im Kampf gegen den Terror. Nicht fehlen darf die 2009 gegründete Sondereinheit namens SIK (Arbeitsstab Schutzaufgaben in Krisengebieten – ASSIK). Wenn also die GSG 9, die parallel auftretenden Terror-Brandherde nicht löschen können wird, muss die Truppe aus Sankt Augustin irgendeine der anderen Antiterror-Einheiten anrufen, und dann würden Telefonkosten verursacht und auch die Wirrnis wäre groß: „Hier GSG 9, könnt ihr mal den Terror in Hamburg stoppen?“ – „Nee, wir wollen nach München.“ – „Da wollen wir aber hin.“ – „Nee, wir!“ – „Nee, wir!“
In dieser extrem gefährlichen Telefon-Terror-Situation meldet sich der CDU-Innenexperte Armin Schuster und stärkt dem Innenminister den gramgebeugten Rücken: „Die Mannstärke einer GSG 9 wird nicht ausreichen, um langfristige Terrorlagen alleine zu bewältigen. Und deswegen begrüße ich die Absicht, robuste Polizeieinheiten, spezialisiert auf die Abwehr von Terrorlagen, neu zu bilden.“ Wie lange dauert wohl eine langfristige Terrorlage? Drei Tage, drei Wochen, drei Jahre? Und wenn jetzt eine „robuste Polizeieinheit“ gefordert wird, sind die bisherigen Einheiten zimperlich? Schießen die erst, wenn sie gebeten werden? Oder ins Blaue?
Damit demnächst auch jeder weiß, wovon die Rede ist, wenn nach Hilfe in einer Terrorsituation gerufen wird, sucht der Innenminister noch nach einem Namen für die neue Antiterror-Einheit. In der Redaktion der Rationalgalerie sind bereits erste Empfehlungen eingetroffen: LTE (Langfrist-Terror-Einheit), ROBU-POL (Robuste Polizeieinheit), DSB (Deutschlands Super-Bullen). Die Leser sind ernsthaft aufgefordert, weitere Vorschläge einzureichen.
Dass der dringende Wunsch nach einer weiteren Polizeitruppe unmittelbar nach den Aktionen gegen die EZB in Frankfurt öffentlich wurde, ist reiner Zufall. Wirklich.

Aus: Rationalgalerie, 23.03.2015. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors.